Pneumologie 2005; 59(5): 303
DOI: 10.1055/s-2005-870048
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kortikosteroid-Therapie beim ARDS - Mortalität signifikant gesenkt

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Publication Date:
18 May 2005 (online)

 
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Über den Nutzen von Kortikosteroiden beim ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) wird kontrovers diskutiert. In Studien brachte eine kurzfristige, hoch dosierte Kortikosteroid-Therapie bei Patienten mit einem ARDS-Risiko oder in einem frühen Stadium des akuten Lungenversagens keine Verbesserung in der Mortalität.

Hyun-Sung Lee und Mitarbeiter vom Nationalen Krebszentrum in Goyang/Korea verglichen die konventionelle Behandlung mit einer früh einsetzenden niedrig dosierten Kortikosteroid-Therapie bei Patienten mit postoperativem ARDS. Sie erhielten alle 6 Stunden Methylprednisolon intravenös 2 mg/kg, anschließend oral in einer Einzeldosis von 2 mg/kg täglich oder die Therapie wurde abgesetzt (Ann Thorac Surg 2005; 79: 405-410).

Über einen Zeitraum von 2,5 Jahren wurden 523 große Thoraxoperationen vorgenommen, bei 20 Patienten (3,8%) entwickelte sich ein ARDS. 8 erhielten die konventionelle und 12 eine Kortikosteroid-Behandlung. Im Median wurde nach 9,5 Tagen die intravenöse Therapie beendet oder auf eine einmal tägliche orale Dosis umgestellt.

Von den 12 Patienten benötigten 7 (58,3%) keine mechanische Beatmung, sondern lediglich eine Sauerstoffmaske. 9 von ihnen (75%) konnten im Median nach 21 Tagen mit einem normalen Lungenbefund aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die Mortalität betrug in der Gruppe mit der konventionellen Therapie 87,5% und in der Kortikosteroid-Gruppe 8,3%. Der eine Todesfall in dieser Gruppe stand nicht in direktem Zusammenhang mit dem ARDS.

In der unmittelbar nach dem Röntgen-Thorax vorgenommenen Computertomographie der ARDS-Patienten zeigten sich ausgedehntere Infiltrationen als im Röntgenbild. Diese Befunde unterstützen den Einsatz von Kortikosteroiden in der frühen Phase des ARDS, bemerken die Autoren. Bei den während der Nachbeobachtungszeit angefertigten Computertomographien waren bei 9 der 12 Patienten keinen Infiltrationen mehr nachzuweisen.

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ARDS nach Rauschgasinhalation, proliferative Phase. Eine Lungenschädigung kann durch frühzeitige Gabe von Kortikosteroiden verhindert werden (Bild: Checkliste Pneumologie, Thieme 1998).

Die häufigste Nebenwirkung der Kortikosteroid-Therapie bestand in Tachyarrhythmien, die bei allen 12 Patienten auftraten. 4 Patienten in der Methylprednisolon-Gruppe entwickelten eine Psychose, die sich bei 3 Patienten spontan zurückbildete.

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Fazit

Die frühzeitige Gabe von niedrig dosiertem Methylprednisolon verringerte in der Studie die Mortalität an einem ARDS nach einer Thoraxoperation wegen Lungenkrebs oder einem Ösophaguskarzinom signifikant. Die Ergebnisse untermauern die Hypothese, dass bei einer Lungenschädigung frühzeitig eine Fibroproliferation auftritt. Dies kann durch Kortikosteroide verhindert werden, ohne die Wundheilung zu beeinträchtigen, so die Autoren.

Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt

 
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ARDS nach Rauschgasinhalation, proliferative Phase. Eine Lungenschädigung kann durch frühzeitige Gabe von Kortikosteroiden verhindert werden (Bild: Checkliste Pneumologie, Thieme 1998).