PPH 2005; 11(3): 125-130
DOI: 10.1055/s-2005-858146
Krankheitsverständnis

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Kultur, Migration und seelische Gesundheit

M. Seiedin1
  • 1Mansoureh Seiedin ist Assistenzärztin in der Walter-Picard-Klinik des ZSP Philippshospital in Riedstadt. Sie stammt aus dem Iran und lebt seit 18 Jahren in Deutschland.
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Publication Date:
02 June 2005 (online)

„In Deutschland geht die medizinische Versorgung der Migranten nur aufgrund von Einzelinitiativen, nicht aber konzeptionell auf die besondere Lage, die besonderen Ansprüche und die besondere Vernachlässigung der Migranten ein. Diese Ausklammerung hat auch in der psychiatrischen Reformdiskussion in Deutschland Tradition. Die Versorgung von Migranten wurde in der Psychiatrie-Enquête 1975 nur passager erwähnt. Auf rund 700 Seiten Empfehlungen der Expertenkommission ... findet die Problematik psychiatrischer, psychosomatischer und psychotherapeutischer Versorgung von Migranten nirgendwo einen Platz. ... Mit der Anwerbung von ausländischen Arbeitern sah die Bundesrepublik sich verpflichtet, ausländische Arbeitnehmer und ihre Familienangehörige in der Kranken- und Sozialversicherung formal ... den deutschen Arbeitnehmern gleichzustellen. Von dieser formalen Gleichstellung sind heute vor allem Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge ausgenommen. Gesundheitliche Hilfen sind für sie unterhalb der Standards deutscher Sozialhilfeempfänger festgeschrieben und dem Ermessensspielraum der regionalen Behörden ausgesetzt.” (Prof. Dr. Jürgen Collatz, Leiter des ethnomedizinischen Zentrums Hannover, 1995)

Literatur

  • 1 Koch E, Özek M, Pfeiffer W M (Hrsg). Psychologie und Pathologie der Migration, Band 1. Freiburg im Breisgau; Lambertus 1995
  • 2 Koch E. Der Kranke in der türkischen Familie.  Münchener Medizinische Wochenschrift. 1996;  138 61/31 - 64/34
  • 3 Koch E, Pfeiffer W M. Migration und transkulturelle Psychiatrie.  Curare 2000. 23 (2) 133-139
  • 4 Collatz J. Zur Realität von Krankheit und Krankheitsversorgung von Migranten in Deutschland. Jahrbuch für kritische Medizin.  Gesundheitskult und Krankheitswirklichkeit. 1997;  23 100-127
  • 5 Collatz J. Bedarf und Inanspruchnahme psychiatrischer Versorgung durch Migrantinnen und Migranten. Hegemann T, Salman R Transkulturelle Psychiatrie Bonn; Psychiatrie-Verlag 2001: 52-63
  • 6 Collatz J. Migranten in Deutschland. TW Neurologie Psychiatrie Karlsruhe; G. Braun Fachverlage 1997: 860-868
  • 7 Brucks U. Migration in die Bundesrepublik Deutschland. Hegemann T, Salman R Transkulturelle Psychiatrie Bonn; Psychiatrie-Verlag 2001: 41-51
  • 8 Schouler-Ocak M. Psychiatrische Regeldienste und multikulturelle Realität.  Psychoneuro. 2003;  12 582-585
  • 9 Yildirim-Fahlbusch Y. Kulturelle Missverständnisse.  Deutsches Ärzteblatt. 2003;  18 993-995
  • 10 Kuhlmann R. Migrantenkinder im Erwachsenenalter - biographischer Hintergrund und psychiatrische Probleme der zweiten Generation. Koch E, Özeck M, Pfeiffer WM Freiburg im Breisgau; Lambertus 1995: 186-193

Mansoureh Seiedin

ZSP Philippshospital Riedstadt

Postfach 1362

64550 Riedstadt