Aktuelle Urol 2004; 35(5): 377-378
DOI: 10.1055/s-2004-834369
Klassische Arbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Combination of prostate-specific antigen, clinical stage, and Gleason score to predict pathological stage of localized prostate cancer - A multi-institutional update

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Publication Date:
22 September 2004 (online)

 
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Partin AW, Kattan MW, Subong EN, Walsh PC, Wojno KJ, Oesterling JE, Scardino PT, Pearson JD

Zitat: JAMA 1997; 277 (18): 1445-1451

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Abstract

Ziel der Studie war die Erstellung eines statistischen Modells aus der Kombination von prostataspezifischem Antigen, klinischem Stadium und Gleason-Grad zur Vorhersage des pathologischen Stadiums des lokalisierten Prostatakarzinoms. Hierzu wurden die o.g. präoperativen Daten von 4133 radikal prostatektomierten Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom eingeschlossen. Die Patienten stammten aus der Johns Hopkins Klinik, dem Baylor College sowie der Michigan Klinik. Patienten mit einer präoperativen Hormon- oder Strahlentherapie wurden ausgeschlossen. Vorhergesagte Endpunkte des statistischen Modells waren das organbegrenzte Tumorstadium, eine isolierte Kapselpenetration, eine Infiltration der Samenblasen sowie der Lymphknotenstatus des Prostatakarzinoms. Das präoperative prostataspezifische Antigen, das klinischen Stadium sowie der Gleason-Grad hatten eine statistisch signifikanten Einfluss auf das pathologische Stadium (p<0,001). Die Vorhersage wurden in Form einer Tafel mit der jeweiligen zu erwartenden Wahrscheinlichkeit des pathologischen Kriteriums und dem entsprechenden 95%-Konfidenzintervall dargestellt. Eine Validierungsanalyse zeigt eine korrekte Vorhersage in insgesamt 72,4% der Fälle (67,3% korrekte Vorhersage für das organbegrenzte Stadium, 59,6% für die isolierte Kapselpenetration, 79,6% für eine Samenblasen-Infiltration sowie 82,9% für den Lymphknoten-Status).

Es konnte gezeigt werden, dass das dargestellte statistische Modell basierend auf einer multiinstitutionalen Datenbank eine sichere Vorhersage des pathologischen Stadiums erlaubt. Die Information ermöglicht dem Patienten als auch behandelnden Arzt eine bessere Charakterisierung des diagnostizierten Tumors und damit eine verbesserte Therapieplanung und Prognoseeinschätzung.

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Thematisch ähnliche Publikationen:

1. Blute ML, Bergstralh EJ, Partin AW et al. Validation of Partin tables for predicting pathological stage of clinically localized prostate cancer. J Urol 2000;164 (5):1591-1595

2. Graefen M, Augustin H, Karakiewicz PI et al. Can predictive models for prostate cancer patients derived in the United States of America be utilized in European patients? A validation study of the Partin tables. Eur Urol 2003; 43 (1): 6-10

3. Penson DF, Grossfeld GD, Li YP et al. How well does the Partin nomogram predict pathological stage after radical prostatectomy in a community based population? Results of the Cancer of the Prostate Strategic Urological Research Endeavor. J Urol 2002; 167: 1653

4. Graefen M, Augustin H, Palisaar RJ et al. Who predicts better: a clinician or a nomogram? Der Urologe A, 2003; Suppl 1: 66

5. Partin AW, Mangold LA, Lamm DM et al. Contemporary update of prostate cancer staging nomograms (Partin Tables) for the new millennium. Urology. 2001; 58(6): 843-848

6. Augustin H, Eggert T, Wenske S et al. Comparison of accuracy between the Partin tables of 1997 and 2001 to predict final pathological stage in clinically localized prostate cancer. J Urol 2004; 171(1): 177-181

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Hauptaussage

Die Partin Tafeln erlauben durch eine Kombination von bei der Diagnostik routinemäßig erhobenen prätherapeutischen Befunden eine zuverlässige Vorhersage des zu erwartenden pathologischen Stadiums. Dies stellt eine große Hilfe für die Patientenberatung und Therapieplanung von Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom dar.

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Warum dieser Artikel wichtig ist

Die so genannten Partin-Tafeln können als die klassische Arbeit zu Nomogrammen des Prostatakarzinoms gelten. Sie ermöglichen durch eine Kombination von PSA-Wert, klinischem Stadium und Gleason-Grad in der Biopsie eine recht sichere Vorhersage des zu erwartenden endgültigen pathologischen Stadiums. Die Partin-Tafeln markieren den Beginn einer ganzen Reihe statistischer Arbeiten, welche uns Urologen letztendlich in die Lage versetzt haben, die von uns erhobenen Befunde besser in Beziehung zu setzen und zu interpretieren. Wichtig zu betonen ist hierbei, das nicht die Hinzunahme neuer Variablen, sondern die moderne statistische Analyse der vorhanden Faktoren akkurate Nomogramme ermöglicht haben. Die einfache Handhabung dieser Tafeln hat weiterhin zu ihrer großen Verbreitung und Akzeptanz geführt und den Weg dahingehend gewiesen, das statistische Modelle, sollen sie denn tatsächlich im klinischen Alltag genutzt werden auch in einer Form angeboten werden, die eine unkomplizierte Anwendung erlauben.

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Stärken der Arbeit

Die Stärke der Arbeit liegt zum einen in ihrem multiinstitutionalen Charakter, zum anderen in den konsekutiven Validierungsstudien, welche die genaue Vorhersage durch die Partin-Tafeln im Wesentlichen bestätigt haben.

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Schwächen der Arbeit

Eine Einschränkung der Partin-Tafeln liegt darin, dass nur das pathologische Stadium vorhergesagt wird, nicht aber die Wahrscheinlichkeit einer Heilung durch die jeweilige Therapie. Da dies aber das Entscheidende für den Patienten ist, erscheinen die Kattan-Nomogramme in dem klinischen Alltag relevanter (siehe hierzu www.nomograms.org). Eine weitere Einschränkung liegt in der Beschränkung der Vorhersage positiver Lymphknoten allein auf die Fossa obturatoria.

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Kommentar

Das oben dargestellte übersetzte Abstract stammt von der 1997 publizierten Version der Partin-Tafeln, welche auch die bekannteste der 3 existierenden Versionen ist. 1993 hatte die Arbeitsgruppe von Alan Partin erstmals eine "Partin-Tafel-Version“ publiziert, welche allerdings in einer 4 Jahre späteren Validierungsstudie von Michael Kattan aus dem Baylor College eine ungenügende Vorhersagegenauigkeit und damit keine Praxisrelevanz gezeigt hatte. Es folgte ein Zusammenschluss der Daten der Johns Hopkins Klinik, dem Baylor College und der Universität Michigan. Die dann ernorme Patientenzahl (n=4133 !), der multiinstitutionale Charakter, die überarbeitete statistische Methodik, aber auch die Publikation in dem renommierten Journal of the American Medical Association machten die neue Version der Partin-Tafeln zu dem bekanntesten Vorhersagemodell für das Prostatakarzinom.

Es folgten externe Validierungsstudien welche im Wesentlichen zeigen konnten, dass die hohe Vorhersagegenauigkeit auch in anderen Patientenkollektiven nachvollziehbar ist. Die Arbeitsgruppe um Blute aus der Mayo-Klinik bestätigte dies für ein US-amerikanisches Kollektiv, unsere eigene Arbeitsgruppe zeigte eine exzellente Vorhersagegenauigkeit an über 1000 in Hamburg operierten Patienten. Eine schlechtere Vorhersagegenauigkeit wurde in einer Validierungsstudie von Penson et al. gefunden, welcher die Partin-Tafeln an Patienten aus nichtakademischen Zentren überprüfte. Schlussfolgerung der Autoren war, dass die Ergebnisse der Partin-Tafeln möglicherweise nur an großen Prostatazentren die zuvor berichtete hohe Zuverlässigkeit haben. Dennoch konnte insgesamt gezeigte werden, das die Einschätzung des klinischen Stadiums durch die Partin-Tafeln genauer ist als durch den Kliniker.

Ein Neuauflage der Partin-Tafeln erfolgte dann 2001 basierend auf den Daten von über 5000 Patienten aus der Johns Hopkins Klinik. Kleinere PSA-Schritte sowie eine Änderung der Gleason-Einteilung sollten zu einer Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit führen, was unsere Arbeitsgruppe in einem Vergleich der 1997er und 2001er-Version an über 1000 Patienten allerdings nicht bestätigen konnte. Aufgrund der unizentrischen Daten in der aktuellen Version sowie der bislang unzureichenden Validierung erscheint mir die klassische 1997er-Version zurzeit als die empfehlenswertere Ausgabe der Partin-Tafeln.

Zusammenfassend sind die Partin-Tafeln das bekannteste und am besten überprüfte statistische Modell für das Prostatakarzinom. Es konnte hier erstmals in einem klinisch relevanten Nomogramm gezeigt werden, das eine geschickte Kombination der in der täglichen Routine erhobenen Befunde bei der Diagnostik des Prostatakarzinoms eine verbesserte Charakterisierung des Prostatakarzinoms und hieraus resultierend eine verbesserte Patientenberatung erlauben.

Priv.-Doz. Markus Graefen, Hamburg

Literatur beim Autor

 
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