Rofo 2004; 176(9): 1214
DOI: 10.1055/s-2004-833538
Blickpunkt

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Zuverlässige Aussagen möglich - Fetale Harnwegsanomalien im MRT

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Publication Date:
17 September 2004 (online)

 
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Bei 0,5 bis 1% aller Schwangeren werden fetale Harnwegsanomalien entdeckt. Diagnostische Methode der Wahl ist der fetale Ultraschall. Eine sichere Diagnose ist besonders bei adipösen Müttern und Vorliegen eines Oligohydramnion schwierig. Zur Bestätigung von Verdachtsdiagnosen gewinnt die Magnetresonanztomographie an Bedeutung.

Besonders folgende Fragen sind im Hinblick auf die Prognose und gegebenenfalls die Empfehlung zum Schwangerschaftsabbruch wichtig: Welche Malformation liegt tatsächlich vor? Ist diese bilateral ausgebildet? Insbesondere letzerer Gesichtspunkt hat wesentliche Relevanz für die Chancen des ungeborenen Kindes. Beidseitige Missbildungen haben eine signifikant schlechtere Prognose als unilaterale Veränderungen. Am Erasmushospital der Universitätsklinik Brüssel wurden 16 Feten mit dem Verdacht auf eine Harnwegsanomalie zusätzlich zur Sonographie mit MRT untersucht (AJR 2004; 182: 689-695). Alle Schwangeren waren im dritten Trimenon. Das Gestationsalter lag zwischen der 27. und 37. Schwangerschaftswoche. Die MRT wurde ohne Nebenwirkungen toleriert. Aufgrund schneller Bildsequenzen wurde die Bildqualität durch kindliche Bewegungen nicht beeinträchtigt. Eine Sedierung der Mütter war nicht erforderlich.

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Das Miktionszystourethrogramm zeigt einen bilateralen vesikoureteralen Reflux bei einem 8 Monate altem Jungen. Mittels MRT lassen sich bereits pränatal Vorhersagen zu Harnwegsanomalien treffen (Bild: Komplexe bildgebende Diagnostik - Becken. Thieme 1994).

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Die MRT liefert wichtige Zusatzinformationen

Konkordante Ergebnisse für Ultraschall und MRT ergaben sich in 11 von 16 Fällen. Zusätzliche Informationen erbrachten 5 MRT. Beim ersten Fetus bestanden sonographisch eine bilaterale Hydronephrose und der Verdacht auf eine ureteropelvine Obstruktion. Im MRT fanden sich darüber hinaus dilatierte Ureteren als Argument für einen bilateralen Reflux oder eine ureterovesikale Obstruktion. Letztere wurde postnatal durch Urethrozystographie bestätigt. In einem weiteren Fall konnte der Verdacht auf ein zusätzliches megazystisches Mikrokolon nur mit MRT ausgeschlossen werden. Zwei andere Kinder hatten im Ultraschall hyperechogene Nieren. Die Diagnosen lauteten nach der MRT autosomal rezessive polyzystische Nierenerkrankung und Jeune's Syndrom, die sich autoptisch bestätigten. Bei einer weiteren Mutter mit Oligohydramnion hatte sich in der 26. Schwangerschaftswoche sonographisch eine hypoplastische Einzelniere bei wenig gefüllter Blase dargestellt. In der MRT fehlte das Nierenparenchym komplett. Die additiven Informationen durch die MRT führten in 3 Fällen zum Schwangerschaftsabbruch. Auf der anderen Seite wurden bei 2 Feten schwerwiegende Befunde ausgeschlossen, was zu einer Fortsetzung der Schwangerschaften führte.

Die exaktere Diagnose nach MRT ermöglichte grundsätzlich eine zuverlässigere Beurteilung der postnatal zu erwartenden Situation. Eltern und Ärzte waren vorbereitet und konnten sich auf den möglichen Verlauf einstellen.

Dr. Susanne Krome, 's-Hertogenbosch

 
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Das Miktionszystourethrogramm zeigt einen bilateralen vesikoureteralen Reflux bei einem 8 Monate altem Jungen. Mittels MRT lassen sich bereits pränatal Vorhersagen zu Harnwegsanomalien treffen (Bild: Komplexe bildgebende Diagnostik - Becken. Thieme 1994).