Rofo 2004; 176(9): 1213
DOI: 10.1055/s-2004-833537
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Unnötige Untersuchungen - Zahl der Nebennierenbiopsien zur Abklärung von Adenomen ist gesunken

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17 September 2004 (online)

 
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Nebennierenbiopsien wurden früher viel zu häufig durchgeführt: Paulsen et al. untersuchten 4 Studien aus der Zeit vor 1996, bei denen 40-57% aller Nebennierenbiopsien histologisch benigne Befunde ergaben. Die Arbeitsgruppe der Universität Michigan analysierte, inwieweit moderne Bildgebungsverfahren zu einer Reduktion der hohen Anzahl unnötiger Biopsien beigetragen haben (AJR 2004; 182: 1033-1037).

50 Fälle aus den Jahren 1998-2002 wurden retrospektiv untersucht. Bei 20 Frauen und 30 Männern im Alter von 26-82 Jahren waren mittels Computertomographie, Kernspintomographie oder Positronenemissionstomographie malignomverdächtige Läsionen diagnostiziert worden. 41 Biopsien erfolgten unter CT-, 9 unter Ultraschallkontrolle. Letztere Tumoren waren durchschnittlich erheblich größer (4,9 vs. 9,8 cm). Bei 3 Patienten wurde lediglich eine Feinnadelaspiration durchgeführt. Für Biopsien wurden Nadeln mit einem Durchmesser von 16-22 Gauge verwandt. 96% der Biopsien ergaben ausreichend relevantes Untersuchungsmaterial. In 35 Fällen lag eine Metastasierung des vorbekannten Malignoms vor. Meistens handelte es sich um Bronchialkarzinome (63%). 3 Nebennierenkarzinome waren Metastasen eines unbekannten Primärtumors. Nur 6 Befunde waren gutartig (12%). Auch bei diesen Patienten lag eine maligne Grunderkrankung vor. In 5 Fällen war die Wahrscheinlichkeit für ein Adenom bereits nach CT und MRT hoch eingeschätzt worden.

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Moderne Bildgebung erleichtert Ärzten die Entscheidung zur Vorgehensweise

Nach heutigen bildgebenden Verfahren werden signifikant seltener "überflüssige" Biopsien durchgeführt. Paulsen et al. führen dies in erster Linie auf verbesserte Untersuchungstechniken und Auswertungskriterien zurück. Dabei ist vor allem der Vergleich von Bildserien entscheidend. Bei der Computertomographie werden Nativanreicherung und kontrastverstärkte Bilder unter Berücksichtigung des Auswaschmusters nach einer definierten Formel beurteilt. Die Ergebnisse für maligne und benigne Befunde unterscheiden sich signifikant mit konsekutiv hoher Zuverlässigkeit für die Auswertungsergebnisse. Für die Kernspintomographie ist das Vorgehen ähnlich. Die Charakterisierung von Adenomen beruht hier auf dem Nachweis von Lipiden, die sich mit verminderter Signalintensität im so genannten "opposed phase imaging" darstellen.

Im Vergleich zu früheren Untersuchungen hat der Anteil von Nebennierenbiopsien mit gutartigem Befund signifikant abgenommen. Moderne Bildgebungstechniken ermöglichen zuverlässige Diagnosen auf noninvasivem Weg.

Dr. Susanne Krome, 's-Hertogenbosch