Rofo 2004; 176(9): 1212
DOI: 10.1055/s-2004-833535
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Nutzen noch ungeklärt - Spiral-CT-Kolonographie zur Darstellung extrakolischer Strukturen

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17 September 2004 (online)

 
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Die virtuelle Koloskopie (Spiral-CT-Kolonographie) erlaubt nicht nur die Darstellung der Darmschleimhaut, sondern auch der umgebenden Gewebe und Organe. Die Arbeitsgruppe um Michael Hellström, Göteborg/Schweden, untersuchte, wie oft wichtige Befunde außerhalb des Kolons bei dieser Darmuntersuchung festgestellt werden, und welche klinische Bedeutung sie haben (AJR 2004; 182: 631-638).

Die Studie umfasste 111 Patienten, die wegen rektaler Blutung, Blutnachweis im Stuhl oder zur Nachsorge zur Koloskopie überwiesen wurden. Direkt davor wurde die virtuelle Koloskopie ohne Kontrastmittelgabe einmal beim stehenden und einmal beim liegenden Patienten mit einem Spiral-CT angefertigt. Die Scan-Schicht betrug 5 mm, die Rekonstruktion des Bildes erfolgte in 2-mm-Intervallen an einer digitalen CT-Arbeitsstation. Bei wichtigen Befunden wurde der überweisende Arzt kontaktiert und eine Nachuntersuchung empfohlen.

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Befunde außerhalb des Darms sind relativ häufig

Mit der virtuellen Koloskopie wurden bei 26 Patienten (23%) außerhalb des Darms als "wichtig" eingeschätzte Befunde wie eine Lymphadenopathie oder ein Aortenaneurysma gesehen, oder solide Tumoren in Leber, Niere oder Pankreas vermutet. Klinisch "mäßig wichtige" extrakolische Befunde (z.B. Gallensteine oder Hiatushernie) fielen bei jedem zweiten Patienten auf. Die als "wichtig" eingestuften Befunde außerhalb des Kolons konzentrierten sich zu 75% auf die 12 Patienten mit malignen Erkrankungen, während sie bei den anderen 99 Patienten nur zu 17% vorkamen. Bei den "mäßig wichtigen" Befunden waren Patienten mit Malignomen sogar zu 92% vertreten, tumorfreie Probanden zu 55%. Die als "wichtig" eingestuften extrakolischen Befunde waren bei 19 von 26 Patienten vorher nicht bekannt gewesen. Zwar erwiesen sich 7 dieser Befunde als falschpositiv, doch waren bei 2 dieser Patienten andere wichtige Auffälligkeiten entdeckt worden. Insgesamt seien bei 14 Patienten (13%) mit der virtuellen CT-Koloskopie klinisch bedeutsame Befunde außerhalb des Darms festgestellt worden. Die 7 falschpositiven Verdachtsdiagnosen bezogen sich auf als solide eingeschätzte Raumforderungen in Niere, Leber, Pankreas oder als vergrößert eingestufte Lymphknoten, die sich nachher als gutartige Zysten oder Fettgewebe herausstellten. Dies wäre nach Ansicht der Autoren durch Kontrastmittelgabe zu vermeiden. In 2 Fällen wurde die Infiltration eines Rektumkarzinoms bzw. einer Lebermetastase übersehen und erst im Folge-CT richtig eingestuft.

Extrakolische Befunde sind häufig, erweisen sich jedoch in der Mehrzahl der Fälle als klinisch irrevelant, so dass Nachuntersuchungen unnötig sind. Ob die CT-Kolonographie breiter genutzt, oder nur bestimmten Personen angeboten werden sollte, z.B. zum gleichzeitigen Screening auf ein Aortenaneuryma, muss noch in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden