Rehabilitation (Stuttg) 2004; 43(2): 118-119
DOI: 10.1055/s-2003-814927
Bericht
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Bericht über das Symposium „Motivierung, Krankheitsbewältigung und Compliance” des Rehabilitationswissenschaftlichen Forschungsverbundes Niedersachsen/Bremen vom 7. - 8. 11. 2003 in Bad Eilsen

Report of the Symposium on „Motivation, Coping and Compliance” of the Lower Saxony/Bremen Rehabilitation Research Network, November 7 - 8, 2003 in Bad EilsenF.  Petermann1
  • 1Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen
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Publication Date:
21 April 2004 (online)

Am 7. und 8. November 2003 fand in der Reha-Klinik Bad Eilsen das Symposium zum Thema „Motivierung, Krankheitsbewältigung und Compliance” statt[1]. Die Veranstaltung wurde von Prof. Dr. Franz Petermann und Dr. Inge Ehlebracht-König geleitet und in Kooperation mit verschiedenen Abteilungen der Universität Bremen und der Medizinischen Hochschule Hannover realisiert. Insgesamt wurden 14 wissenschaftliche Vorträge gehalten, die mittlerweile auch in einem Tagungsband dokumentiert sind [2].

Das Rahmenthema wurde durch drei Grundsatz- bzw. Überblicksreferate strukturiert. In allen Vorträgen wurde dabei deutlich, dass es sich bei den drei Teilthemen des Symposiums um eine eng verknüpfte Gesamtproblematik handelt, die von unterschiedlichen Perspektiven aus beleuchtet wurde.

Zum Teilthema 1: Motivierung berichtete Dr. Stefan Keller (Marburg) auf dem Hintergrund gesundheitspsychologischer Modelle von Erfolg versprechenden Strategien zur Erhöhung der Reha-Motivation. Basierend auf dem Transtheoretischen Modell (TTM) wird demzufolge die Motivation zur Verhaltensänderung am ehesten durch eine sequenzielle Motivierung der Patienten erreicht. Teilziele einer langfristigen Motivierungsstrategie bilden die Schritte: Absichtsbildung, Vorbereitung einer Handlung, Handlungsdurchführung und Aufrechterhaltung der Handlung. Für die Ausgestaltung von Reha-Maßnahmen bedeutet dies - je nach motivationaler Ausgangslage des Patienten -, individuelle Motivierungsmodule anzubieten. Im Rahmen einer solchen Reha-Planung stehen die Prioritäten des Patienten im Mittelpunkt. Beispiele für solche Motivierungsstrategien lieferte Andrea Reusch (Bayerischer Reha-Verbund, Würzburg) und Prof. Dr. Petra Kolip (Bremen). Dr. Ruth Deck (Norddeutscher Reha-Verbund, Lübeck) spezifiziert das allgemeine Konzept der Reha-Motivation; in ihrem Vortrag belegte sie die Bedeutung von Vorabinformationen im Kontext von Reha-Erwartungen. Juliane Paul und Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel (Reha-Verbund Freiburg/Bad Säckingen) demonstrierten am Beispiel depressiver Patienten in der kardiologischen Rehabilitation, wie diese Patientengruppe für ein ambulantes psychotherapeutisches Nachsorgeangebot motiviert werden kann.

Zum Teilthema 2: Krankheitsbewältigung verdeutlichte PD Dr. Christel Salewski (Greifswald), wie stark subjektive Krankheitstheorien des Patienten den Reha-Erfolg beeinflussen. Am Beispiel rheumatischer und dermatologischer Erkrankungen wurden Vorschläge entwickelt, wie die Passform von persönlichen Krankheitskonzepten und Reha-Angeboten verbessert werden kann. Ursula Engst-Hastreiter (Bayerischer Reha-Verbund, Bad Aibling) verdeutlichte am Beispiel verschiedener chronischer Krankheiten (Rheuma, Krebs, Diabetes mellitus) die reha-prognostische Bedeutung der Progredienzangst. Die bayerische Arbeitsgruppe entwickelte ein neues klinisch-psychologisches Erhebungsverfahren und ein gruppentherapeutisches Angebot („Zukunftsbezogen bewältigen”), um damit psychosoziale Belastungsfaktoren von Krebs- und Rheuma-Patienten zu reduzieren.

Prof. Dr. Gerhard Schmidt-Ott (Reha-Verbund Niedersachsen/Bremen, Hannover) berichtete über Formen der Krankheitsbewältigung bei Dermatosen, und PD Dr. Burkhard Jäger (Reha-Verbund Niedersachsen/Bremen, Hannover) referierte den aktuellen Stand des Verbundprojektes „Krankheitsbewältigung bei Tinnitus”. Am Beispiel der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zeigte Dr. Inge Ehlebracht-König (Reha-Verbund Niedersachsen/Bremen, Bad Eilsen) auf, wie effektiv verhaltenspsychologisch begründete Schulungsprogramme die Krankheitsbewältigung unterstützen können.

Zum Teilthema 3: Compliance fokussierte Prof. Dr. Franz Petermann (Reha-Verbund Niedersachsen/Bremen, Bremen) in einer Bestandsaufnahme wichtige Fragestellungen der Compliance-Forschung. Es wurden zentrale Merkmalsbereiche (Risikofaktoren) der Non-Compliance klassifiziert und verhaltenspsychologische (verhaltenstherapeutische) Ansätze zur Compliance-Förderung (i. S. des Selbstmanagements, vgl. [1]) vorgestellt.

PD Dr. Stephan Mühlig (Reha-Verbund Niedersachsen/Bremen, jetzt Dresden) vertiefte diese Problematik am Beispiel des Asthmas. Sonia Lippke (Berlin) berichtete über gesundheitspsychologisch fundierte Strategien der Compliance-Steigerung (vgl. das transtheoretische Modell, s. o.). Am Beispiel von Schmerz- und Rheumapatienten zeigte sie auf, wie durch Telefoninterviews (Planungsinterventionen) Reha-Effekte erheblich verbessert werden können. In einem abschließenden Vortrag führte Dr. Rudolf Schulte (Reha-Verbund Nordrhein-Westfalen, Bad Rothenfelde) aus, wie durch ein Etappenheilverfahren (mit unterschiedlichen Nachsorgemodellen) die Compliance bei adipösen Patienten optimiert werden kann. Die multizentrische Studie (über ein Follow-up von zwei Jahren) demonstrierte, wie differenziert und zeitlich verteilt Reha-Maßnahmen zukünftig konzipiert werden sollten.

Literatur

  • 1 Petermann F. Compliance und Selbstmanagement. Göttingen; Hogrefe 1998
  • 2 Petermann F, Ehlebracht-König I. Motivierung, Compliance und Krankheitsbewältigung. Regensburg; Roderer 2004

1 Das Symposium wurde mit finanzieller Unterstützung des Vereins zur Förderung der Rehabilitation in Niedersachsen und Bremen e. V. durchgeführt.

Prof. Dr. Franz Petermann

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