Aktuelle Urol 2003; 34(7): 424
DOI: 10.1055/s-2003-814720
Referiert und kommentiert

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prostatakarzinom - Zoledronsäure erhöht Knochendichte

Manfred Wirth1 , Michael Fröhner1 , Ralph Hausmann2
  • 1Dresden
  • 2Frankfurt
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Prof. Manfred Wirth
Dr. Michael Fröhner

Dresden

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Dr. Ralph Hausmann

Frankfurt

Publication History

Publication Date:
04 December 2003 (online)

 
Table of Contents #

Zusammenfassung

Der Entzug der männlichen Sexualhormone bei Patienten mit einem Prostatakarzinom verringert die Knochendichte und erhöht das Frakturrisiko. In einer Studie wurde nun die Wirksamkeit des Bisphosphonats Zoledronsäure untersucht (J Urol 2003; 169: 2008-2012).

Zoledronsäure ist für die Behandlung der tumorinduzierten Hyperkalzämie und der Prävention sklettbezogener Komplikationen bei Patienten mit fortgeschrittener auf das Skelett ausgedehnter, Tumorerkrankung zugelassen. In einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung konnte die Knochendichte in der Lendenwirbelsäule und im Oberschenkelhalsknochen unter der Therapie mit dem Bisphosphonat bei postmenopausalen Frauen mit geringer Dichte signifikant erhöht werden.

In einer doppelblinden, randomisierten und plazebokontrollierten Multizenterstudie untersuchten Matthew R. Smith vom Massachusetts General Hospital, Boston, USA, u. Mitarb. die Wirksamkeit der Substanz bei Männern mit nicht metastasierendem Prostatakarzinom (M0). Die Therapie bestand im Hormonentzug mit Gonadotropin Releasing Hormon-Agonisten (GnRH) oder Orchiektomie. 47 Männer erhielten zusätzlich Zoledronsäure 4 mg i.v. alle 3 Monate über ein Jahr lang, 43 Plazebo.

Die mit der Osteodensitometrie gemessene Knochendichte in der Lendenwirbelsäule erhöhte sich innerhalb eines Jahres in der Verumgruppe um 5,6 % und verringerte sich in der Plazebogruppe um 2,2 %. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war statistisch signifikant.

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Hormonentzugstherapie wird nicht beeinträchtigt

Bei den mit Zoledronsäure behandelten Männern erhöhte sich auch die Dichte im Oberschenkelhalsknochen, im Trochanter und der gesamten Hüfte signifikant, während sie in der Plazebogruppe abnahm. Zoledronsäure war unabhängig davon effektiv, welche Art des Hormonentzugs vorgenommen wurde und welche Knochendichte zu Studienbeginn vorlag.

Die Werte des prostataspezifischen Antigens (PSA) und die Hormonspiegel unterschieden sich während der Studiendauer nicht zwischen den beiden Gruppen. Daraus kann nach Angaben der Autoren geschlossen werden, dass die Medikation mit Zoledronsäure die Effektivität der Hormonentzugstherapie nicht beeinflusst.

Aus ihren Ergebnissen ziehen die Autoren den Schluss, dass Zoledronsäure bei Männern mit Hormonentzugstherapie nicht nur vor dem behandlungsbedingten Knochenverlust schützt, sondern auch die Knochendichte steigert.

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Kommentar zur Studie

Die Autoren untersuchten anhand von 106 Patienten mit nicht metastasiertem hormonell behandelten Prostatakarzinom in einer randomisierten plazebokontrollierten Studie die Wirksamkeit von Zoledronsäureinfusionen auf die Entwicklung der Knochendichte unter Therapie. Sie zeigten, dass das Präparat signifikant die Knochendichte während der Hormontherapie erhöht. Nennenswerte Toxizität wurde nicht beobachtet.

Die Auswirkung einer Langzeithormontherapie auf den Mineralgehalt der Knochen und die damit langfristig verbundene Frakturgefahr ist ein Problem bei frühem Therapiebeginn und somit langer Therapiedauer. Aus dieser Tatsache allein eine Indikation zur Osteoporoseprophylaxe mittels Bisphosphonaten abzuleiten ist jedoch anhand der derzeitigen Datenlage nicht möglich. So sprechen die Autoren auch keinerlei derartige Emfpehlungen aus. Die Knochendichte allein ist als Endpunkt zweifelhaft, da eine weitgestreute prophylaktische Gabe von Bisphosphonaten nur durch eine verminderte Frakturrate oder eine verminderte Rate an Knochenmetastasen gerechtfertigt erscheint. Unbestritten ist jedoch, dass nach Feststellung einer ausgeprägten Osteoporose eine Bisphosphonattherapie angezeigt ist. Zoledronsäure kann beim ossär metastasierten Prostatakarzinom die Rate an Skelettkomplikationen reduzieren. Erste Daten deuten darauf hin, dass ein früher Therapiebeginn von Vorteil sein könnte. Ob die Therapie bereits vor Manifestation von Knochenmetastasen beginnen sollte, sollte Gegenstand weiterer Studien sein. Studien mit derartiger Fragestellung erfordern ein langes Follow-up und größere Patientenzahlen. Angesichts der zunehmenden Anwendung hormoneller Manipulationen bei frühem Prostatakarzinom ist der Kostenaspekt einer unter Hormontherapie prophylaktischen Bisphosphonattherapie nicht unerheblich. Auch aus diesem Grund sind weitere sorgältige Studien zu fordern.

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Prof. Manfred Wirth
Dr. Michael Fröhner

Dresden

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Dr. Ralph Hausmann

Frankfurt

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Prof. Manfred Wirth
Dr. Michael Fröhner

Dresden

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Dr. Ralph Hausmann

Frankfurt