Aktuelle Urol 2002; 33(1): 11-15
DOI: 10.1055/s-2002-41941
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Internet-Darstellung einer Klinik - Strategien und Probleme aus der Sicht eines Mediziners

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Publication Date:
07 February 2002 (online)

 
Table of Contents #

Zusammenfassung

Immer mehr Krankenhäuser und Ärzte nutzen die zusätzliche Präsentationsplattform des Internet zur Selbstdarstellung. Die Zahl der Patienten, die sich vor einem geplanten Krankenhausaufenthalt über das Zielkrankenhaus aus dem World Wide Web (WWW) informieren, steigt. Sie sind zudem immer besser mit ihren Krankenheitsbildern und Therapieoptionen vertraut. Die Bedeutung einer eigenen, gut gestalteten Internet-Homepage als Anlaufstelle für Patienten wird daher immer wichtiger. Da es nicht zwangsläufig zu den Aufgaben von Ärzten gehört, Webseiten zu erstellen, wird in diesem Artikel eine Hilfestellung zur Ausgestaltung angeboten. Bei der Strukturierung und Umsetzung ist ein logisches Konzept mit klaren Zielsetzungen sowie die Anschaffung und Auseinandersetzung mit diversen Programmen nötig. Da die gesamte Gestaltung von dem theoretischen Ansatz bis zur lauffähigen Version sehr zeitaufwendig ist, sollte sie besonders Interessierten vorbehalten bleiben. Die Kenntnis der Möglichkeiten ist aber bei der Kommunikation mit Webdesignern nützlich.

Das Internet wird zunehmend zur Mitteilungsquelle für Ärzte und Patienten, die sich nicht nur über Krankheitsbilder und Therapien erkundigen. Auch Informationen über Krankenhäuser und deren Leistungspektren werden abgefragt. Unter den Benutzern findet ein Umbruch statt. Die 50-69-Jährigen sind die mit am schnellsten wachsende Nutzergruppe (1, 2). Von den im Jahre 2003 erwarteten 29 Millionen Internet-Usern in Deutschland werden 11 Millionen als Healthcare Internet User eingeschätzt (3). Für die Krankenhäuser stellt sich die Frage, wie sie durch eine geeignete Internet-Selbst-Darstellung ihre Wettbewerbsposition gegenüber den Mitbewerbern um die Patientengunst verbessern können, denn fast die Hälfte der Patienten entscheidet ganz oder teilweise, in welches Krankenhaus sie eingewiesen werden will (4). Die Leitenden Ärzte der entsprechenden Kliniken werden damit konfrontiert, ihre Abteilungen, deren Struktur und Leistungen darzustellen. Da die Regel - keine Website ist besser als eine schlechte Website - unverändert gilt, setzt eine gelungene Präsentation voraus, sich mit dem Medium, seinen Möglichkeiten und Eigenarten auseinander zu setzen.

Webdesign zeigt sich bei zunehmender Einarbeitung als ein hochspezialisiertes, kreatives und komplexes Arbeitsfeld. Wird der gesamte Internetauftritt von einer externen Firma betreut, ist der eigene Zeitaufwand geringer. Je besser das vorgelegte Grundkonzept (Pflichtenheft) des Krankenhauses ist, umso eher kann eine Firma die entsprechende Ausgestaltung wunschgemäß übernehmen. Die eigene Arbeit beschränkt sich dann auf ein Zusammenstellen, Strukturieren und eine ungefähre Ablaufangabe. Um das gewünschte Resultat zu erhalten, müssen die Inhalte immer aus der entsprechenden Abteilung direkt kommen (5). Kenntnisse über die Erstellung von Multimedia-Programmen können die Arbeit erleichtern (6). Dieser Artikel soll bei dem Aufbau einer Homepage eine kleine Hilfestellung anhand der eigenen Erfahrungen geben.

Die Autoren entschlossen sich, ein eigenes Konzept zu entwickeln und in den Rahmen der Krankenhausdarstellung einzubinden. Ein bewährter, logischer Aufbau wäre:

  1. Rohkonzept, Ideensammlung

  2. Information über die bestehende eigene Krankenhaussite und die Konzepte anderer Kliniken im WWW

  3. Entwurf eines Verzeichnisbaumes

  4. Inhaltsdefinitionen zu jedem Punkt des Verzeichnisbaumes-Textgestaltung zu jedem Punkt-Bild und Grafiküberlegungen

  5. Überprüfung der Homepage auf formale und juristische Einwände

  6. Bestimmung der Programme für die gewünschten Ergebnisse

  7. Entwurfsdarstellung außerhalb des WWW

  8. Einstellen in das WWW

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Rohkonzept und Ideensammlung

Was soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und wer soll erreicht werden?

  • Einige Vorschläge:

  • Eigendarstellung, Personen, ggf. mit Lebensläufen und Bildern

  • Leistungsspektrum

  • Krankheitsbezogene Patienteninformation (typ. Krankheitsbilder und -verläufe, Operationen)

  • ablaufbezogene Patienteninformation (z.B.: Ambulanzen, Anmeldungen, Sprechzeiten etc.)

  • Informationen für einweisende Kollegen

  • Räumlichkeiten

  • Kontaktmöglichkeiten (Email, Formulare, Telefonnummern etc.)

  • Pflegekräfte, Ärzte und Studenten (Aus- und Weiterbildungen)

  • Querverweise (andere Abteilungen, Homepages von Fachorganisationen)

  • (multimediale) Weiterbildung

Bei der Gestaltung wurde ein großer Teil der Maßstäbe angelegt, die bei chirurgischen Homepages überprüft und für wichtig befunden wurden (7). Die Autoren halten es jedoch nicht für die Aufgabe einer Städtischen Klinik, multimediale Lerninhalte in das WWW zu stellen (7). An den Aufbau solcher Lerninhalte werden erhebliche Qualitätsanforderungen gestellt (8, 9). Die Entwicklung eigener Programme ist sehr aufwändig und mit erheblichen organisatorischen und finanziellen Anforderungen verbunden (10). Dies sollte universitären oder gleichrangigen Instituten mit Lehrcharakter vorbehalten bleiben. Als Serviceleistung für unsere Zuweiser wurden deren Adressen, Telefonnummern und Stadtplan auf einer eigenen Seite aufgeführt. Informationen zu laufenden Studien, an denen eine Klinik beteiligt ist und eigene Literaturveröffentlichungen runden die Darstellung ab.

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Information über die bestehende eigene Krankenhausseite und die Konzepte anderer Kliniken im WWW

Um die eigenen Seiten in den Rahmen des Krankenhauses einbinden zu können, ist - neben der Genehmigung durch die Krankenhausleitung - eine genaue Auseinandersetzung mit dem Aufbau der übergeordneten Krankenhausseite nötig.

  • Struktur und Hierarchie der Krankenhaus-Site (z.B. farbliche Gestaltung, Schriftbild, Größe des zur Verfügung stehenden Fensters etc.)

  • Ansprechpartner mit Aktualisierungskompetenz im Hause (z.B. PR-Abteilung)

  • Navigationsmöglichkeiten bei umfassenden Seiten

  • Speicherplatz für die Informationen

  • Zugriffsmöglichkeiten um Informationen zu aktualisieren

  • Verfügbarkeit der Besucherdaten der Webpräsenz

  • Hilfestellungen bei der Gestaltung

Der Vergleich mit den Präsentationen und Konzepten von Internetseiten anderer Krankenhäusern vergleichbarer Größe und die Analyse dieser Seiten erleichtert anfangs das Gestalten der eigenen Seiten. Hier kann man Anregungen über Darstellungen, Navigationsführung mit Menügestaltung etc. aber auch Hinweise über nicht gewünschte Präsentationsformen erhalten.

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Entwurf eines Verzeichnisbaumes

Ein Verzeichnisbaum mit hierarchischer Gliederung für den Aufbau der einzelnen Seiten [Abb. 1] hilft bei der Strukturierung. Unter anderem wird der spätere Ablauf der Navigation, mit dem sich der Leser innerhalb der Seiten bewegt, beschrieben. Der Verzeichnisbaum sollte umfassend und ohne Lücken sein. Die oberste Ebene ist die Eingangsseite (Homepage) der Urologie, die man über den entsprechenden Link aus der Krankenhausseite erreicht. Sie verzweigt sich in die einzelnen Hauptthemen (z.B. Schwerpunkte, Ambulanz/Station etc.). Wie die eigene Erfahrung gezeigt hat, sind spätere Revisionen sehr zeitaufwendig. Anläßlich eines Re-Design der gesamten Krankenhaussite war eine Neugestaltung der eigenen Seiten notwendig. Der Verzeichnisbaum wurde deutlich komplexer [Abb. 2].

In der aktuellen Version sind in der untersten Ebene überwiegend die Bilddarstellungen platziert. Durch das Erweitern der Gliederung erreicht man eine bessere Übersicht und vereinfacht die Navigation. Der Seitenaufbau erfolgt, trotz höherer Anzahl an eingebundenen Grafiken, deutlich schneller. Ein durchschnittlicher Leser gibt einer Internetseite nur etwa 8 Sekunden Zeit zum Aufbau (11). Dieser Zeitrahmen wird bei zunehmender Nutzung des Netzes sogar noch kürzer (12). Um diesem Verhalten mehr Rechnung zu tragen, wird auf effektvolle Sequenzen (z.B. Aufrollen der Bilder, bewegte Bilder), wie sie die meisten Programme zur Webdesign-Gestaltung anbieten, verzichtet. Lange Ladezeiten kann man durch Verlagern der Bilder und Grafiken in separate Browser-Fenster vermeiden. Sie sind über sog. Links (Textlinks, Schaltflächen oder Thumbnails (im Computersprachgebrauch: Miniatur eines Bildes)) bei Interesse zu erreichen. Der Besucher der Seite entscheidet selbst, welche zusätzlichen Informationen er sich darstellen lassen will.

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Inhaltsdefinitionen zu jedem Punkt des Verzeichnisbaumes

Veraltete Inhalte und Informationen schaden dem Ansehen einer Website (11). Neben der Datumsangabe der letzten Überarbeitung wird der zusätzliche Bereich eines aktuellen Themas eingebunden. Auf diesem Weg wird der Leser dazu angeregt, die Seiten regelmäßig zu besuchen.

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Textgestaltung zu jedem Punkt

Die Textdarstellung ist unmittelbar von der Zielgruppe, die durch die jeweilige Seite angesprochen werden soll, abhängig. Die Sprache für Patienten und andere Interessierte sollte verständlich sein und im Grundkontext eine positive Wortwahl enthalten. Seiten, die sich an ärztliche Kollegen wenden, können fachspezifisch gehalten werden.

Da längere Textpassagen auf einem Monitor schlecht lesbar sind, erleichtern eingebundene optische Blickfänger (z.B. kleine Grafiken oder Bilder) das Lesen.

Literaturveröffentlichungen und Präsentation werden, soweit es die Urheberrechte zulassen, besser als Dateien zum Runterladen angeboten. Der komplette Seiten- oder Präsentationsaufbau bleibt so erhalten. Der Interessierte kann sich die Datei bei Bedarf zum Literaturstudium auf den eigenen Rechner laden.

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Abb. 1

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Abb. 2

 
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Abb. 1

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