Aktuelle Dermatologie 2002; 28(4): 105-106
DOI: 10.1055/s-2002-32047
Laudatio
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. med. Ernst Gustav Jung

On Occasion of the 70th Birthday of Prof. Dr. med. Ernst Gustav JungU.  W.  Schnyder1
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Prof. Dr. Dr. U. W. Schnyder

Germaniastraße 64

8006 Zürich · Schweiz

Publication History

Publication Date:
06 June 2002 (online)

Table of Contents

    Gerne übernehme ich die Aufgabe, für die Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Jung ein Vorwort im Sinne einer Laudatio zu schreiben, da wir seit mehr als 40 Jahren beruflich und freundschaftlich verbunden sind. 4 Lebensabschnitte und Tätigkeitsgebiete zeichnen den Jubilar besonders aus.

    1. Lebenslauf: Ernst Gustav Jung wurde in der Industrie-, Handels- und Kunststadt Winterthur als erstes von fünf Kindern des Dr. med. Ernst Karl Jung und der Ruth (geb. Scheitlin) geboren. Die Primarschule und das Gymnasium absolvierte er in seiner Geburtsstadt. Medizin studierte er an der Universität Zürich. Das Sommersemester 1956 benutzte er zu einem Studienaufenthalt an der Universität Kiel. Nach dem Staatsexamen arbeitete er vorerst zwei Jahre am Gerinnungslabor der Medizinischen Universitätsklinik Zürich. In jener Zeit wurde er mit der Faszination und den Fallstricken des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut gemacht. Die Professoren Guido Miescher, Albin Proppe und Hans Storck haben ihn schließlich für die Dermatologie und Venerologie gewonnen, so dass er an der Züricher Universitäts-Hautklinik unter Prof. Storck seine Facharztausbildung absolvierte. Am 1. September 1965 kam er als 1. Oberarzt mit mir nach Heidelberg. 1968 habilitierte er sich und am 1. Oktober 1975 wurde er zum Direktor der Hautklinik des Klinikums der Stadt Mannheim und zum Ordentlichen Professor für Dermatologie und Venerologie der Universität Heidelberg ernannt, die er bis zu seiner Emeritierung Ende Februar 2000 mit Umsicht geleitet hat. Gesundheitliche Probleme überschatteten die letzten Jahre seines Ordinariates. Kürzlich schrieb mir der Jubilar: „Nun bin ich schon im zweiten Jahr meiner Emeritierung und noch nicht in ein Loch gefallen”. Mit Stolz verfolgt er die Entwicklung der Mannheimer Hautklinik unter seinem Nachfolger Prof. Dr. G. Goerdt. Als Gaststudent besucht er heute ausgewählte Vorlesungen der Kunstwissenschaften.

    2. Ernst Jung hat drei Forschungsgebiete weiterentwickelt. Mit F. Dukert hat er u. a. den Gerinnungsfaktor VIII beschrieben. An der Heidelberger Hautklinik hat er eine Forschungsgruppe „Biologie und Pathologie der Lichtwirkung” aufgebaut, die er 1975 nach Mannheim transferierte. Seine bedeutenden Arbeiten über die Pathogenese des Xeroderma pigmentosum wurden 1991 mit dem Gottron-Just-Wissenschaftspreis der Universität Ulm und der Stadt Ulm geehrt. Sein Schriftenverzeichnis umfasst ferner wichtige Arbeiten über verschiedene seltene Genodermatosen, Photoallergien, Photokarzinogenese, Lichtschutz und Phototherapie. Während 10 Jahren war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Lichtforschung, die ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Jung gehört auch zu den Gründungsmitgliedern der Europ. Society for Dermatological Research. 1976/77 präsidierte er diese für die Forschung immer wichtiger werdende Gesellschaft. Damit kann ich nur die wichtigsten Institutionen von nationaler und internationaler Bedeutung erwähnen, in denen Jung formativ tätig war. Von den Zeitschriften, die er maßgebend beeinflusste, seien nur die „Aktuelle Dermatologie” und die „Photodermatology” erwähnt. Die Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Jung erscheint wohl auch als Dank für seine aktive redaktionelle Mitarbeit in der „Aktuellen Dermatologie”.

    3. Dank seinem Lehrbuch über unser Fach, das didaktisch zu den Lieblingen der Medizinstudentinnen und -studenten gehört, ist Prof. Jung weit über Mannheim hinaus zu einem der bekanntesten Lehrer unseres Faches im deutschen Sprachraum geworden. Seine Vorlesungen waren sehr beliebt.

    4. Der Jubilar hat akademische Verpflichtungen immer als eine Selbstverständlichkeit und Anerkennung für sein universitäres Wirken aufgefasst. So war er von 1977 bis 1980 Dekan der Mannheimer Fakultät für Klinische Medizin. Während seines Dekanates wurde eine Reihe wichtiger Lehrstühle neu besetzt. Seit 1997 besteht an der Mannheimer Hautklinik auch eine „Dermato-onkologische Kooperationseinheit” mit dem DKFZ in Heidelberg. Sie wird von Prof. Dr. Dirk Schadendorf mit Erfolg geleitet. Die Krönung seiner hochschulpolitischen Laufbahn war die Wahl zum Prorektor der Universität Heidelberg, ein Amt, das er von 1995 bis 1997 mit Umsicht und diplomatischem Geschick geführt hat. Mit Recht ist Herr Jung stolz auf seine Schülerin Prof. Ingrid Moll, welche seit 1977 die Universitäts-Hautklinik Hamburg-Eppendorf leitet. Sein früherer Oberarzt Prof. Volker Voigtlänger, ein Schüler der Heidelberger Hautklinik, ist seit mehr als 11 Jahren Chefarzt der benachbarten Hautklinik in Ludwigshafen.

    Die Kräfte für sein berufliches Wirken verdankt er nicht nur seiner Intelligenz, sondern auch seiner Frau Lilian, die ihn in allen Lebenssituationen tatkräftig unterstützt. Seine Lebensgefährtin hat ihn von Zürich über Heidelberg nach Mannheim begleitet. Es sind dies dieselben Stationen, die sein Vorfahre Karl Gustav Jung (geb. 1794 in Mannheim, gestorben 1864 in Basel) in umgekehrter Richtung durchlaufen hat. Da er mit Karl Ludwig Sand freundschaftlich verbunden war, wurde er in Berlin verhaftet und des preußischen Hoheitsgebietes verwiesen. Drei Jahre später wurde er als Professor für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe an die Universität Basel gewählt. Berufung nach Mannheim, und nicht wie sein Vorfahre Verbannung, zeichnen Ernst Gustav Jung's Lebensweg. Mögen ihm in der „neuen” Heimat noch viele anregende Jahre vergönnt sein!

    Prof. Dr. Dr. U. W. Schnyder

    Germaniastraße 64

    8006 Zürich · Schweiz

    Prof. Dr. Dr. U. W. Schnyder

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