Gesundheitswesen 2002; 64(1): 65
DOI: 10.1055/s-2002-19513
Nachruf
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

In memoriam

In tiefer Betroffenheit und Trauer müssen wir Abschied nehmen von
Dr. Peter Moritzen
In Memoriam - Deeply Concerned and Grieved we say Farewell to Dr. Peter Moritzen 
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Publication Date:
11 January 2002 (online)

Er ist am 3. Dezember 2001 verstorben, eine heimtückische Krankheit war letztlich stärker als er.

Peter Moritzen war einer der ersten Amtsleiter der Nachkriegsgeneration, der neue Akzente im öffentlichen Gesundheitsdienst setzte. Vor allem vor dem Hintergrund seiner umfassenden Aus- und Weiterbildung, die er auch in Einrichtungen der WHO in Finnland und den Niederlanden erfahren hatte, interessierte ihn die systematische Gesundheitsförderung zur Vermeidung von Gesundheitsstörungen und Krankheiten besonders. Es war daher für ihn nur selbstverständlich, nach Übernahme der Leitung des Gesundheitsamtes des Kreises Steinburg auch die Rolle des Initiators und Moderators im Kommunikationsprozess zur regionalen Gesundheitsförderung zu übernehmen und eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft mit dieser Zielsetzung ins Leben zu rufen.

Aber nicht nur in der Region, sondern auch auf Landes- und auf Bundesebene setzte er sich für einen höheren Stellenwert der Gesundheitsförderung ein - Berufungen in zahlreiche Ehrenämter wie zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, der Landesarbeitsgemeinschaft zur Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein sowie zum Lehrbeauftragten an der Universität Lübeck und der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf waren daher zwangsläufig. Für seine überragenden Verdienste für eine flächendeckende regionale Gesundheitsförderung wurde Peter Moritzen erst in diesem Jahr mit der Verleihung der Johann-Peter-Frank-Medaille geehrt, er gehört in die Reihe verdienter und herausragender Sozialmediziner.

Mehr als 20 Jahre gehörte Peter Moritzen dem erweiterten Vorstand unseres Berufsverbandes an, sein Rat war gefragt, nie aufgedrängt. Er war klar und unbestechlich in seiner Urteilsfindung, unbeirrbar und ausdauernd, wenn es darum ging, wichtige Ziele für den öffentlichen Gesundheitsdienst zunächst zu definieren, wichtiger aber noch, seine ganze Kraft dafür einzusetzen, diese dann auch zu erreichen. Überschwänglichkeit lag ihm fern, dafür konnte sich jeder, der die Zuneigung oder gar Freundschaft von Peter Moritzen erworben hatte, auf seine unbedingte Loyalität und Hilfsbereitschaft verlassen.

Er war kompromissbereit dort, wo Verhandlungsspielraum bestand und wo es höherwertige Ziele nach seiner Überzeugung zu erreichen galt, aber auch konsequent in der Verteidigung von Positionen, die er als „Essentials” verstand.

Seit 1992 gehörte Peter Moritzen auch der Schriftleitung dieser Zeitschrift an, er hat sich vor allem mit Herrn Professor Beske um den Umschauteil, um Berichte aus der Praxis für die Praxis gekümmert. Er legte viel Wert darauf, in dieser traditionsreichen Zeitschrift neben den wissenschaftlichen Beiträgen ein Forum für den interdisziplinären Austausch zu schaffen und damit das abzubilden, was den ÖGD auszeichnet: nicht Individualismus, nicht Singularismus, sondern multidisziplinäres Teamwork.

Peter Moritzen hat in der ihm eigenen, für Außenstehende kaum nachvollziehbaren Stärke bis in seine letzten Lebensstunden hinein geregelt, was ihm regelungsbedürftig erschien - und er hat angesichts des nahenden Todes ihm wichtige Abschiedsgespräche geführt, die sprachlos machten. Er, der gesundheitsbewusst und damit vorbildhaft das lebte, wovon er überzeugt war, hat uns viel zu früh im Alter von nur 62 Jahren verlassen müssen.

Wir - die Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst - nehmen Abschied in hohem Respekt und in Trauer - aber vor allem in Dankbarkeit für die Zeit, die wir mit ihm gemeinsam verbringen durften.

B. Jaeschke, Hamburg

Dr. med. B. Jaeschke

Am Irrgarten 7

21073 Hamburg

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