Psychiatr Prax 2001; 28(6): 270-274
DOI: 10.1055/s-2001-16877
ORIGINALARBEIT
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Integration psychisch Kranker in die Arbeitswelt

Evaluation des Berufsförderungskurses ZürichVocational Rehabilitation of the Mentally Ill - An Evaluation of the Vocational Rehabilitation Center in Zurich, SwitzerlandManuela Condrau, Christa Müller, Adrian Eichenberger, Leonardo Gossweiler, Wulf Rössler
  • Sozialpsychiatrische Forschungsgruppe, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, Schweiz
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Publication Date:
31 August 2001 (online)

Zusammenfassung

Einleitung: Das Ziel des Berufsförderungskurses (BFK) ist, psychisch Kranke in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Die vorliegende Studie prüft, inwieweit dieses Ziel erreicht wird. Methode: 68 Personen wurden zu ihrer Arbeits- und Einkommenssituation bis zwei Jahre nach dem Kurs befragt. Zusätzlich konnte auf ausführliche Arbeitsanamnesen und Basisdaten zurückgegriffen werden. Ergebnisse: Vor dem Kurs hatten knapp 9 % eine Anstellung, zwei Jahre nach dem Kurs sind 42 % der Patienten auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig. Vor dem Kurs lebten 81 % vollständig von Unterstützungsgeldern, meist der Invalidenversicherung. Zwei Jahre nach Kursende sind nur noch 40 % vollständig fremdfinanziert, 54 % leben teilweise und 6 % vollständig von ihrem eigenen Verdienst. Der deutlichste Zusammenhang mit dem Erfolg ist die Inanspruchnahme der Nachbegleitung. Diskussion: Für einen großen Teil schwer psychisch Kranker ist eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt möglich. Allerdings ist der Anspruch der ausschließlichen Selbstfinanzierung zu hoch.

Vocational Rehabilitation of the Mentally Ill - An Evaluation of the Vocational Rehabilitation Center in Zurich, Switzerland

Objective: The aim of the Vocational Rehabilitation Center in Zurich (VRC) is to reintegrate mentally ill persons into the primary labour market, mainly by prevocational training followed by continuous professional support for employed individuals. The present study evaluated the impact of the VRC. Methods: The job and financial situation of 68 trained persons was assessed up to two years after the training. Additionally, their vocational history and sociodemographic data were analysed. Results: Before the training, only 9 % had a job, while two years after the course 42 % were employed in competitive jobs. On the other hand, using an ordinal scale, two years after the training, 78 % of the patients were found in a better job situation than before the course. Likewise, the financial situation of 52 % of the clients has improved within those two years. The strongest correlation with success was the intensity of support after the training. Conclusions: The VCR is effective in training mentally ill patients for the primary job market. Continuous professional support is vital for ongoing success.

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1 Bundesamt für Sozialversicherung. Invaliditätsstatistik 1982 und 1999, Bern.

2 Alle Vorzeichentests wurden korrigiert für Nulldifferenzen nach Bortz, Lienert u. Boehnke (1990).

Manuela Condrau

Psychiatrische Universitätsklinik
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