Rehabilitation (Stuttg) 2001; 40(4): 199
DOI: 10.1055/s-2001-15984
EDITORIAL
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Berufliche Wiedereingliederung

Return to WorkM.  Niehaus, W.  H.  Jäckel
Further Information

Publication History

Publication Date:
31 December 2001 (online)

In dem vorliegenden Heft werden aktuelle Forschungsergebnisse aus vier wichtigen Feldern der medizinischen und beruflichen Rehabilitation vorgestellt:

Indikationsstellung zur beruflichen Rehabilitation Erfolge von medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen in Bezug auf die berufliche Wiedereingliederung Erfahrungen schwerbehinderter Arbeitnehmer mit betrieblichen Maßnahmen zur Weiterbeschäftigung die Perspektive der Betriebe zur beruflichen Rehabilitation

Am Beispiel der psychosomatischen Rehabilitation vergleichen Hillert, Staedtke und Cuntz (S. 200 - 207) die in der Literatur beschriebenen Indikationskriterien für eine berufliche Belastungserprobung mit den Kriterien der Therapeuten und zeigen auf, in welchen Bereichen ein dringender Forschungsbedarf besteht.

Die beiden folgenden Arbeiten beschäftigen sich mit den Erfolgsaussichten von Reha-Maßnahmen, bezogen auf die berufliche Wiedereingliederung und mit möglichen Prädiktoren für eine Wiedereingliederung. Zur Steigerung der Wirksamkeit des Systems der beruflichen Rehabilitation könnten Prädiktoren für die Wiedereingliederung eine wichtige Rolle spielen. Durch solche Prädiktoren könnten Versicherte identifiziert werden, bei denen

eine berufliche Wiedereingliederung nach der medizinischen Rehabilitation sehr wahrscheinlich ist und daher auf eine berufliche Reha-Maßnahme (zunächst) verzichtet werden kann, die Prognose für die berufliche Wiedereingliederung allein durch die medizinische Rehabilitation nicht günstig ist, durch eine berufliche Reha-Maßnahme aber eine hohe Erfolgsaussicht besteht, die Prognose für die berufliche Wiedereingliederung auch durch die Kombination von medizinischer und beruflicher Rehabilitation ungünstig ist.

Die Kenntnis über zuverlässige Prädiktoren für die genannten Gruppen würde eine ¿ bei knappen finanziellen Ressourcen ¿ möglicherweise erforderliche Priorisierung für die Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation deutlich erleichtern.

Budde und Keck (S. 208 - 216) untersuchten im Rahmen eines Projektes des Rehabilitationswissenschaftlichen Forschungsverbundes Freiburg/Bad Säckingen, welche Faktoren eine Vorhersage der beruflichen Wiedereingliederung von kardiologischen AHB-Patienten ermöglichen. Sie haben dabei sowohl somatische als auch psychosoziale Variablen berücksichtigt.

Bürger, Dietsche, Morfeld und Koch (S. 217 - 225) berichten über die Erfolgsaussichten von Rehabilitationsmaßnahmen bei orthopädischen Patienten. Sie beziehen bei der Suche nach Prädiktoren neben der Patientenperspektive in systematischer Weise die Einschätzung der Ärzte der Reha-Klinik und der niedergelassenen Ärzte mit ein und vergleichen deren prädiktive Validität.

In der Arbeit von Bahlke (S. 226 - 234) werden zunächst aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit bei Schwerbehinderten vorgestellt, anschließend wird über die Ergebnisse einer Befragung von 51 schwerbehinderten Arbeitnehmern zu ihrer Arbeitssituation berichtet.

Aktuelle Forschungsergebnisse zur Perspektive der Betriebe im Umgang mit leistungsgewandelten Arbeitnehmern werden in zwei weiteren Arbeiten vorgestellt. Kurth-Laatsch, Niehaus und Hündling (S. 235 - 240) untersuchten durch qualitative Interviews bei Funktionsträgern in Betrieben deren Interessen im Zusammenhang mit Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation und weisen auf die besondere Bedeutung von Praktika im Rahmen der Orientierungs- und Vorbereitungsmodule von Reha-Maßnahmen hin. Schmal, Niehaus und Heinrich (S. 241 - 246) berichten über die betriebliche Beschäftigungsförderung behinderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Automobilindustrie und analysieren dabei die betriebliche Praxis bei der stufenweisen Wiedereingliederung, bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, bei der Umgestaltung bestehender und der Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie bei der Qualifizierung und bei Rückkehrgesprächen.

Die in diesem Heft zusammengestellten Beiträge erlauben eine aktuelle Einschätzung, inwieweit die aufgestellten Forderungen nach betrieblicher, am individuellen Bedarf ausgerichteter Rehabilitation realisiert werden können, inwieweit sich eine differenzierte Angebotsstruktur im Bereich der beruflichen Rehabilitation entwickeln konnte, inwieweit sich die Schnittstellenprobleme zwischen medizinischer und beruflicher Rehabilitation vermindern lassen und die Rehabilitationsforschung diese genannten Bereiche aufgegriffen hat.

Prof. Dr. Mathilde Niehaus, Wien
Prof. Dr. Wilfried H. Jäckel, Freiburg/Bad Säckingen