Zentralbl Chir 2001; 126(6): 429-432
DOI: 10.1055/s-2001-14769
Editorial

J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG

Robert May (1912-1984)[*] Das wissenschaftliche Werk

W. Hach, Viola Hach-Wunderle
  • Institut für Gefäßmedizin, Frankfurt/M.
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Robert May gehört zu den großen Gefäßchirurgen des 20. Jahrhunderts. Er hat nicht nur wichtige neue Entdeckungen gemacht, die heute zu unserem selbstverständlichen Wissensgut gehören, sondern er hat vor allem sein Wissen den kranken Menschen zu Gute kommen lassen. Wer ihn nur einen einzigen Abend in seiner überfüllten chirurgischen Sprechstunde Am Bozener Platz im Zentrum von Innsbruck begleiten durfte, der begreift seine außerordentliche Ausstrahlung auf die Patienten, auf die Mitarbeiter und auch auf die Hospitanten.

May war als praktizierender Chirurg mit 40 Belegbetten am Privatkrankenhaus der Kreuzschwestern in Innsbruck tätig. Seine chirurgische Ausbildung erhielt er bei Prof. F. Mandl im Franz-Josef-Krankenhaus Wien. Wesentliche Stationen seiner Spezialisierung waren bei dem Kreislaufphysiologen A. Weber in Bad Nauheim, bei dem Chirurgen R. Leriche (1879-1955) und seinem damaligen Oberarzt J. Kunlin in Paris, bei dem Phlebologen C. Olivier in Paris sowie bei den Gefäßchirurgen Ch. G. Rob und J. F. Cockett in London [6].

May beherrschte mehrere Fremdsprachen und war außerordentlich belesen. Jede Woche hielt er irgendwo in Europa einen Vortrag. Die Sonderdrucke aus aller Welt stapelten sich auf seinem riesigen Arbeitstisch, und es imponierte schon, wie er ad hoc eine bestimmte Arbeit aus dem Meer der Schriftstücke herauszog. Er hat insgesamt 230 wissenschaftliche Arbeiten verfasst sowie 16 Fachbücher und mehrere Handbuchbeiträge herausgegeben [2]. Sein umfangreiches Lebenswerk bezieht sich auf mehrere große Themenkreise aus der gesamten Angiologie und im speziellen aus der Phlebologie.

Eine neue Konzeption der Phlebologie bestand für Robert May darin, alle aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf eine reproduzierbare Grundlage zu stellen, jede diagnostische Aussage durch die Phlebographie zu dokumentieren [40] und meistens auch den funktionellen Beweis durch die Phlebodynamometrie zu erbringen [14]. May gilt deshalb im deutschen Sprachgebiet als Pionier der wissenschaftlichen Phlebologie, die bis dahin zur Erfahrungsmedizin gehörte.

May und Nißl dürfen als die Begründer der modernen Phlebographie bezeichnet werden. Ihr berühmtes Buch „Die Phlebographie der unteren Extremität” [45] erlebte zwei Auflagen, 1959 und 1973. Solange die Sonographie noch nicht bekannt war, galt die Phlebographie als Goldener Standard für die wissenschaftliche Diagnostik der Venenkrankheiten. May und Nißl führten 1952 die Venoskopie mit gezielter Aufnahmetechnik am schräg gestellten Kipptisch ein [40], die wir heute als aszendierende Phlebographie bezeichnen. Schon 1961 berichtete May über die Erfahrung an insgesamt 3 500 Untersuchungen [9] und 1973 über 6 000 Phlebographien [45]. Daraus ergaben sich viele neue Erkenntnisse des Venensystems bezüglich Anomalien und Variationen der normalen und pathologischen Anatomie [44].

In seiner bildreichen Sprache formulierte May die phlebographischen Begriffe des Kontur- und Kuppelzeichens oder des Radiergummiphänomens bei der Thrombose. Für das postthrombotische Syndrom gab er die Einteilung in 4 Schweregrade an und prägte den Aspekt der wirren Rekanalisation. Auch zur ätiologischen Abklärung des Ulcus cruris forderte May die Phlebographie [45].

Im Vorwort zu ihrem Phlebographie-Buch schrieben May und Nißl: „Unser Ziel seit 20 Jahren ist, die Phlebographie zu einer überall durchführbaren Routineuntersuchung werden zu lassen. Damit liegt auf der Hand, daß die Phlebographie keineswegs Spezialabteilungen vorbehalten sein soll, sondern eine Alltagsroutineuntersuchung jedes praktischen Röntgenologen werden sollte”. Und dieses Ziel wurde erreicht. Die Phlebographie ist heute in allen deutschen Röntgenabteilungen eingeführt [5]. Die wissenschaftlichen Arbeit von May und Nißl um die Phlebographie fand ihre Anerkennung in der Bearbeitung der entsprechenden Kapitel im Handbuch der Radiologie von Schinz-Baensch 1965 [42] [43].

Der peripheren Venendruckmessung hat May zu einer generellen Anerkennung in der täglichen Praxis verholfen. Vor allem forderte er ihre Anwendung, um die Indikationen und den Erfolg von Operationen am tiefen Venensystem zu dokumentieren. Im Jahre 1976 wurden von May zusammen mit Kriessmann die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Phlebodynamometrie auf einem internationalen Symposium in Seefeld abgehandelt und in einem Kongressband zusammengestellt [39]. Auf dem Verhalten des Venendrucks basiert die May'sche Einteilung der postthrombotischen Funktionseinschränkung in drei Schweregrade [15].

May hat sich schon frühzeitig mit den Problemen der venösen Thrombose und der Antikoagulation befasst. Bis in die Fünfzigerjahre hinein erfolgte eine Bluttransfusion noch unmittelbar vom Spender auf den Empfänger. Dazu war es üblich, den Blutspender mit Heparin vorzubehandeln. May wies auf die Möglichkeit einer Sensibilisierung durch Heparin und auf die Gefahr von Schockzuständen hin [8].

Auf die Antikoagulation mit Heparin und Dikumarol bei der tiefen Venenthrombose sind May und Nißl schon 1957 eingegangen und haben eine vergleichende Studie zur Effektivität gegenüber Butazolidin und Panthesin-Hydergin vorgelegt [41]. Nur die Antikoagulantien führten zu einer Rekanalisation der thrombosierten Venen. Die wissenschaftliche Dokumentation in den Kollektiven beruhte auf Kontrollphlebographien 2 Tage nach Behandlungsbeginn, sowie 2 und 6 Wochen danach.

Die Fibrinolyse mit Streptokinase wurde erst 1960 in die Klinik eingeführt. Bis dahin galt die Verabreichung von Heparin als Therapie der Wahl, aus Kostengründen üblicherweise aber nur 2 Tage lang. May und Nißl sprachen sich für mindestens 7 Tage aus. „Wenn es finanziell möglich ist, geben wir volle 14 Tage Heparin und setzen erst dann mit Marcoumar fort. In jedem schwereren Fall halten wir eine Behandlung von mindestens 6 Wochen für erforderlich und überschreiten auch diese Zeit häufig erheblich” [41]. Und 15 Jahre später behandelte May die Thrombose „10 Tage mit Heparindauertropf, anschließend optimale Senkung des Prothrombinspiegels mit einem Kumarinpräparat für die Dauer eines Jahres” [15]. Noch einmal 12 Jahre weiter, also 1984, äußerte sich May zur Therapie in einer geradezu aktuell anmutenden Weise [35]: „Ab 60 a sind wir mit Streptokinase zurückhaltend. So sind wir schon seit Jahren dazu übergegangen, die Heparinphase auf zwei Wochen und in den letzten vier Jahren auf drei Wochen zu verlängern. Frische Thromben in der V. femoralis und V. poplitea waren, bis auf gelegentliche wandständige Reste, ,aufgelöst‘”.

Bei der älteren Thrombose warnte May vor der operativen Therapie [36]. „Die Thrombose ist meist älter als man denkt. Missachten Sie alle zeitlichen Angaben, hören Sie nicht auf die Autoren, die behaupten, sie hätten noch nach 21 Tagen mit Erfolg operiert. Lassen Sie sich nur vom Röntgenbild leiten. Ist der Thrombus von einem schmalen Saum umgeben und das Ende frei flottierend, bekommen Sie ihn gut heraus, sonst lassen Sie die Hände weg”. Heute spielt das Alter der Thrombose bei der Indikationsstellung zur Thrombektomie eine zentrale Rolle, und die mahnende Voraussicht von May gilt als aktuelle Lehrmeinung [4].

Im Besonderen hat sich Robert May mit der Chirurgie des postthrombotischen Syndroms befasst [10] [16]. Ein besonderes Anliegen war für ihn die überaus schonenden Operationsweise, insbesondere die endothelschonende Venennaht. Dabei berief er sich auf die experimentellen Untersuchungen von Kunlin sowie Gottlob [34]. „Wir legen besonderen Wert darauf, dass keinerlei Gefäßklemme verwandt wird und die V. poplitea nur mit Gummidrains gedrosselt wird. Die Gefäßränder sollen nur behutsam gefasst werden. Sonst wird das Gefäß niemals mit Pinzetten angerührt. Feinste Naht unter Kontrolle der Zeiss-Operationslupenbrille” [13]. Anschließend erfolgte die Thromboseprophylaxe mit Heparin und einem Cumarinpräparat.

In den Jahren 1970/1971 wurde von May der Femoralisbypass in die operative Therapie des postthrombotischen Syndroms eingeführt. Bei einem persistierenden Verschluss der V. femoralis superficialis erfolgte die Interposition der V. saphena magna in situ als Kollaterale zwischen der V. poplitea und der V. femoralis communis [14]. Unabhängig von May hat Husni in Cleveland zur gleichen Zeit ein entsprechendes Verfahren angegeben [7], deshalb ist der Eingriff als May-Husni-Operation in die Literatur eingegangen. Bis 1972 hatte May bereits 22 Patienten mit einem schweren postthrombotischen Syndrom operiert, davon 14 mit einem messbaren Erfolg [13]. Nach 5 bis 7 Jahren nahm May dann Kontrolluntersuchungen an 7 der zuerst operierten Patienten vor. „Die Anastomose war stets durchgängig, sogar erweitert. Die V. saphena magna war stets leicht varikös entartet. Die Patienten waren durchwegs klinisch sehr zufrieden. Die Venendruckkurven jedoch brachten ausnahmslos eine schwere Enttäuschung”, sodass ihm „die Berechtigung zur Operation äußerst skeptisch” erschien [21].

May's Ergebnisse seiner ersten Palma'schen Operationen in der Zeit 1967 bis 1969 waren schlecht. Von 14 Fällen blieben nur 7 durchgängig. Die Ursache sah May in der langsamen Blutströmung sowie in dem Problem der progressiven Stenose liegen [15]: „Die Venen, vor allem die Venen der Peripherie, werden offen gehalten durch kunstvolle Bindegewebsstränge. Wir haben in einer längeren, leider aus äußeren Gründen nicht vollendeten Arbeit im Rahmen des Anatomischen Instituts Innsbruck in den Jahren 1960 bis 1963 in Lupenvergrößerung diese Stränge nach vorheriger Fixierung dargestellt. Bindegewebsverschiebeschichten wechseln mit festen Verspannungen ab. So werden die Venen einerseits offen gehalten, andererseits haben sie ausreichend Spielraum bei wechselndem Füllungszustand. Auch ohne jede Fixierung kann man diese Verspannung am Lebenden eindrucksvoll sehen, wenn man mit der Lupenbrille eine normale V. saphena magna freipräpariert. Man sieht genau, wie die Vene in dem Augenblick zusammensinkt, in dem man einen Strang nach dem Anderen durchtrennt”.

Die Indikation zur Palma'schen Operation leitete May aus dem Befund der Druckmessung in den Beckenvenen ab [19] [39]. Mit Verbesserung der Operationstechnik waren die Ergebnisse von 1976 bis 1981 beachtenswert: Von 28 Bypassen blieben 21 offen [15]. Trotzdem wurde May in der Indikationsstellung zurückhaltender [3]. Er favorisierte für manche Fälle zwar die temporäre AV-Fistel („du segelst mit Hilfsmotor”), hat sie selbst aber nie angelegt.

Seit der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurde versucht, durch die lumbale Sympathektomie eine Verbesserung der peripheren arteriellen Durchblutung zu erreichen. May et al. haben 1970 durch histologische Studien eine irreversible Schädigung der Grenzstrangganglien auch beim postthrombotischen Syndrom nachweisen können. Die Sympathektomie an 22 eigenen Fällen ließ bei der Kontrolluntersuchung nach 10-15 Jahren aber keine Besserung des schicksalsmäßigen Ablaufs der Krankheit erkennen [19] [38].

Heute spielt die lumbale Sympathektomie beim postthrombotischen Syndrom keine Rolle mehr. May ließ aber eine Indikation offen, die auch in unserer Zeit mit der modernen bildgesteuerten Mikrotechnik denkbar wäre. Er beobachtete, „interessanterweise fühlten sich zwei Drittel aller Nachuntersuchten subjektiv gebessert, weil das Bein trocken und warm war. Man möge den Eingriff für jene seltenen Fälle reservieren, bei denen die Beschwerden durch ein kaltes, schwitzendes Bein erheblich sind” [19].

Der Beckenvenensporn nach May und Thurner gilt als herausragende Entdeckung in der Phlebologie der 70er Jahre. Es handelt sich dabei um eine intravasale Gewebsstruktur aus lockerem Bindegewebe in der V. iliaca communis, die sich durch den pulsierenden Reiz der kreuzenden Arterie entwickelt und die den venösen Blutstrom behindert. Bei einer Untersuchung an insgesamt 430 Leichen im Pathologischen Institut der Universität Innsbruck fand sich der intravasale Beckenvenensporn in 22 %, darunter auch an 88 Embryonen und Neugeborenen [17] [20] [47] [48].

Die Umstände der Entdeckung des Beckenvenensporns hat Robert May 1983 selbst beschrieben [29]. „Es war ein brütend heißer Julitag 1954. Wir führten an der Chirurgischen Klinik des Franz-Josef-Krankenhauses in Wien die erste Thrombektomie aus. Eine frische rechtsseitige Iliofemoralthrombose bei einer ganz zarten, mageren, älteren Frau - einige Tage nach einer Magenresektion - lag vor. Der Eingriff war technisch leicht. Und 3 Stunden später war die Patientin tot - Lungenembolie. Wir ließen die Obduktion noch am Abend vornehmen. Der Befund war seltsam: Die Einmündung der linken V. iliaca comm. war durch einen Bindegewebsstrang in 2 Hälften geteilt, an dem einen Strang hing ein Thrombus, der seltsamerweise in die rechte V. iliaca comm. hineinragte. Vom Thrombus war offenbar ein Teil abgerissen worden und verursachte die Lungenembolie. Der Hauptthrombus war von uns entfernt worden. Kurz danach kam ich nach Innsbruck zurück”, in die Pathologie. „Ich hatte das große Glück, dass mir zur Mitarbeit der damalige Assistent J. Thurner beigegeben wurde. J. Thurner gelang dann der entscheidende Schritt zur Erklärung: Diese Membranen sind lediglich Narbenbildungen”.

Obgleich der Beckenvenensporn schon seit Virchows Zeiten wiederholt beschrieben worden ist, kommt May und Thurner das Verdienst zu, die klinische Bedeutung richtig erkannt und anhand von Phlebogrammen eindringlich darauf hingewiesen zu haben. In therapeutischer Hinsicht vertrat May eine sehr konservative Richtung und sprach sich höchstens für die Antikoagulation aus, wenn Thrombosen abgelaufen sind. Im englischen Sprachraum hat Cockett 9 Jahre später das Iliac Vein Compression Syndrome unabhängig von May und Thurner beschrieben [1].

Robert May hat die Prinzipien der modernen Varizenchirurgie herausgearbeitet und damit eine neue Generation von Venenchirurgen geprägt. Immer wieder hat er in seinen Vorträgen auf häufige Fehler hingewiesen. Im Besonderen kam es ihm auf den präoperativen Ausschluss von postthrombotischen Veränderungen durch Venendruckmessungen und durch die präoperative Phlebographie an [36]. May hat die Chirurgie der Perforansvarikose optimiert. Beim Stripping war es wichtig, durch eine adäquate Operationstechnik die Schädigung von Lymphbahnen zu vermeiden [26] [27] [36].

Es wurden zwei Komplikationsmöglichkeiten bei der Varizenoperation ins Auge gefasst, „das Dauerödem und die traumatische Lymphzyste. Wir schlagen vor, die distale Incision zur Freilegung der V. saphena magna auf den äußeren Fußrand in die Mitte des Metatarsus I zu verlegen. Das Herausziehen der Vene mit dem Stripper hat mit dem kleinstmöglichen Kopf zu erfolgen. Es soll an der Vene kein Fett haften. Das Herausziehen der Seitenäste muß behutsam ohne Wühlen im Fett ausgeführt werden. Denn: Praktisch jedes Ödem nach Varizenoperation ist ein Lymphödem infolge Verletzung der Lymphbahnen. Ein größeres Problem stellen die Lymphzysten am Unterschenkel und in der Knöchelgegend dar. Beim Querschnitt in der Knöchelgegend - auswärts operiert - sahen wir zweimal Zysten” [27].

Auf dem Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Laufbahn befasste sich May mit der modernen Medizingeschichte. Er hatte Freunde auf der ganzen Welt, und er lernte die Zentren der Medizin infolge seiner Sprachgewandtheit persönlich kennen. Diese Erlebnisse fanden in spannenden medizin-historischen Aufsätzen ihren Niederschlag. Die enge Verbindung zu Jean Kunlin in Paris führte ihn an die Chirurgie der Pontage, den femoropoplitealen Venenbypass, heran [12] [18] [32], an die Suture suspendue à anneau [11] oder an die Problematik der temporären AV-Fistel [24]. In seinen Vorträgen und Arbeiten hat er immer wieder an die Freundschaft mit Kunlin erinnert. Kunlin war Oberarzt am Pariser Collège de France bei René Leriche (1879-1955), dem Begründer der Gefäßchirurgie in Frankreich.

Andere historische Themen befassten sich mit Paul Linser und der Verödungsbehandlung der Varizen [33], mit der Geschichte der Aortographie [30] und der ersten Aortengabeltransplantation [25], der Geschichte der Thrombendarterectomie [31] oder der Entdeckung des Heparins [28].

Die 14 mittlerweile berühmt gewordenen Lebensregeln schrieb Robert May in erster Linie für seine Patienten nieder. Er war ein begnadeter Lehrer und hat diese Prinzipien auch seinen Kollegen vorgehalten: „Und Sie als Arzt müssen die Durchführung immer wieder kontrollieren - ein Leben lang” [22]. May war der Kunst sehr verbunden. Er stellte die Verknüpfungen zwischen Musik und Medizin als ein Charakteristikum für Österreich und im Besonderen für Wien heraus [37].

May hat eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Veranstaltungen organisiert, die zum Teil in die Medizingeschichte eingegangen sind. Er war Mitherausgeber mehrerer Kongressbände. Im Jahre 1979 richtete er die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie in Innsbruck aus [23]. Auf dem Symposium über die Venae perforantes zusammen mit Partsch und Staubesand 1979 in Korb bei Bozen wurde von ihm die aktuelle anatomische Nomenklatur festgeschrieben [46]. Hach hatte die Ehre, auf dem Frankfurter Kongress der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie 1981 den durch May bekannt gewordenen Gastroknemiuspunkt in die May'sche Vene umzutaufen.

May wurde in den wissenschaftlichen Beirat von renommierten Zeitschriften berufen. Die Vasa, die Angio und die Aktuelle Chirurgie hat er in dieser Funktion von Anfang an betreut. In Anerkennung seiner großen Leistungen erhielt Robert May die Ehrenmitgliedschaft in mehreren internationalen phlebologischen Gesellschaften verliehen.

Unsere Generation hat die Verpflichtung, das Andenken des großen Arztes und Wissenschaftlers Robert May zu bewahren. May hat die Phlebologie und die Venenchirurgie um viele Aspekte bereichert. Für alle, die ihn persönlich oder von seinen Vorträgen her kannten, war er in jeglicher Hinsicht ein Vorbild.

1 Vortrag, gehalten auf dem Robert May-Gedächtniskongress, Innsbruck, 18.-20. Mai 2000

Literatur

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1 Vortrag, gehalten auf dem Robert May-Gedächtniskongress, Innsbruck, 18.-20. Mai 2000

Prof. Dr. Wolfgang Hach

Institut für Gefäßmedizin

Zeil 51

D-60313 Frankfurt/M.