Suchttherapie 2000; 1(1): 40
DOI: 10.1055/s-2000-13134
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Spezialstation für Drogenabhängige mit schweren anderen psychischen Störungen im Klinikum Nord Ochsenzoll

Specialised Ward in Klinikum Nord Ochsenzoll for Drug Dependants with Severe Further Mental DisordersKatrin Gabriel
  • Fachärztin für Psychiatrie, Oberärztin, Klinikum Nord, Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen, Hamburg
Further Information

Frau Katrin Gabriel

Fachärztin für Psychiatrie, Oberärztin
Klinikum Nord
Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen

Langenhorner Chaussee 560

22419 Hamburg

Publication History

Publication Date:
31 December 2000 (online)

Table of Contents

    Die Station gehört zur Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen (VII. Psychiatrische Abteilung) im Klinikum Nord Ochsenzoll und existiert seit zwei Jahren. Die Station ist eine von insgesamt drei niedrigschwelligen Drogenentzugsstationen, auf denen Patienten von illegalen Drogen entgiften können, ohne weitere Vorbedingungen zu erfüllen (z. B. Platzzusage für eine Langzeittherapie). Sie hat 15 Behandlungsplätze, die Patienten werden von einem multiprofessionellen Team, Ärztin, Sozialpädagogin, Psychologin und Krankenpflegepersonal auf der Station betreut. Darüber hinaus werden die Patienten stationsübergreifend von Kunst- und Sporttherapeuten versorgt. Für alle Patienten gilt, dass der Aufenthalt freiwillig ist, wobei die Station selbst jedoch geschlossen geführt wird, wo Ausgänge nur nach Absprache möglich sind.

    Die Patienten melden sich in der Regel zur Entgiftung an und werden direkt zur Aufnahme einbestellt. Während des Aufenthaltes werden sie nach dem Bezugspflegeprinzip betreut, das heißt jeder Patient bekommt am Aufnahmetag zwei Bezugspersonen zugeteilt. Auf der Station besteht ein strukturierter Tagesablauf, der mit dem gemeinsamen Frühstück beginnt. Die Patienten werden als Gruppe behandelt (z. B. Gruppenvisiten) und sind für viele tägliche Abläufe selbst verantwortlich. Die Station arbeitet sektorübergreifend und versorgt Patienten aus ganz Hamburg.

    Es werden vor allem Patienten behandelt, die neben der Drogenabhängigkeit eine weitere psychiatrische Störung haben, hier in erster Linie Patienten mit einer schizophrenen Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis, einer drogeninduzierten exogenen Psychose und Patienten mit affektiven Störungen. Diese Patienten werden zum größten Teil direkt von den niedergelassenen Ärzten eingewiesen, wobei bei Bettenkapazität die Aufnahme sofort ermöglicht wird, andernfalls wird die Wartezeit auf ein Minimum beschränkt. Daneben werden auch Patienten von den allgemein-psychiatrischen Stationen verlegt. Bei den Patienten wird nach der Aufnahme zunächst die standardpsychiatrische Diagnostik durchgeführt. Im Anschluss wird für jeden ein individuelles Behandlungskonzept erarbeitet. Dies kann einen medikamentösen Drogenentzug oder aber eine Einstellung auf eine Substitutionsbehandlung und natürlich eine erforderliche medikamentöse Einstellung beinhalten. Gleichzeitig wird versucht, mit dem Patienten eine Standortanalyse in Bezug auf sein soziales Umfeld zu erarbeiten, mit Hilfe der Bezugspersonen wird versucht, die dringendsten sozialen Probleme während des Aufenthaltes zu lösen (z. B. Schuldenberatung) bzw. eine Strategie zur Lösung der Probleme zu entwickeln. Das Behandlungskonzept wird gemeinsam mit dem Patienten erarbeitet, wobei auch Angehörige und nahe Bezugspersonen mit einbezogen werden, soweit der Patient einverstanden ist. Während des Aufenthaltes wird versucht, eine längerfristige Perspektive zu erarbeiten, die je nach Art der Erkrankung beispielsweise eine Weiterbehandlung durch das Therapiezentrum Psychose und Sucht (TPS) sein kann. In regelmäßig angebotenen psychoedukativen Gruppen werden die Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung geschult und über die Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung informiert. Dies gibt den Patienten langfristig die Möglichkeit, unter anderem Frühwarnzeichen zu erkennen, Belastungen zu vermeiden und es hilft, die Compliance der Patienten in Bezug auf längerfristige Medikation und therapeutische Angebote zu verbessern.

    Die jeweils entwickelte Perspektive wird möglichst direkt im Anschluss an die stationäre Behandlung umgesetzt, um eine kontinuierliche Weiterbetreuung der Patienten zu gewährleisten.

    Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 250 Patienten auf der Station betreut. Davon waren 177 (70,8 %) Männer und 73 (29,2 %) Frauen. Von allen aufgenommenen Patienten brachen 85 (34 %) die Behandlung ab, 113 Patienten (45,2 %) wurden regulär in ihre häusliche Umgebung entlassen. 24 (9,6 %) Patienten wurden im Anschluss an die stationäre Behandlung in weitere Einrichtungen wie z. B. das TPS oder in eine Langzeitentwöhnungstherapie verlegt. 28 Patienten (11,2 %) wurden disziplinarisch entlassen (z. B. bei mehrfachem Rückfall). Ein Fragebogen, der von 181 Patienten ausgefüllt wurde, ergab, dass 66 % der Befragten die Arbeitsweise der Station für „gut” halten und 34 % für „verbesserungswürdig”. „Schlecht” wurde von keinem der Patienten angekreuzt. 86 % fühlten sich durch die Mitarbeiter akzeptiert, 13 % konnten sich nicht entscheiden und nur 1 % fühlte sich nicht akzeptiert.

    Ansprechpartnerin für die Station ist

    Frau Katrin Gabriel

    Fachärztin für Psychiatrie, Oberärztin
    Klinikum Nord
    Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen

    Langenhorner Chaussee 560

    22419 Hamburg

    Frau Katrin Gabriel

    Fachärztin für Psychiatrie, Oberärztin
    Klinikum Nord
    Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen

    Langenhorner Chaussee 560

    22419 Hamburg