Zeitschrift für Palliativmedizin 2024; 25(05): e24-e25
DOI: 10.1055/s-0044-1788400
Abstracts │ DGP
Was Sie schon immer über Methoden der Palliativforschung wissen wollten

Herausforderungen in der praktischen Durchführung einer palliativmedizinischen, klinischen, randomisierten Studie mit Glioblastom-Patient*innen

M Joshi
1   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln
,
W Müller
2   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik (IMSB), Köln
,
M Hellmich
2   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik (IMSB), Köln
,
C Nettekoven
1   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln
3   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Neurochirurgie, Köln
,
S Kochs
3   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Neurochirurgie, Köln
,
C Bausewein
4   Universität München (LMU), LMU Klinikum München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München
,
N Thon
5   Universität München (LMU), LMU-Klinikum München, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, München
,
G Becker
6   Universität Freiburg, Medizinische Fakultät und Uniklinik Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg
,
O Schnell
7   Universität Erlangen, Medizinische Fakultät und Uniklinik Erlangen, Klinik für Neurochirurgie, Erlangen
,
R Rolke
8   RWTH Aachen University, Medizinische Fakultät, Klinik für Palliativmedizin, Aachen
9   RWTH Aachen University, Medizinische Fakultät, Zentrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf (CIO ABCD), Aachen
,
H Clusmann
9   RWTH Aachen University, Medizinische Fakultät, Zentrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf (CIO ABCD), Aachen
10   RWTH Aachen University, Medizinische Fakultät, Klinik für Neurochirurgie, Aachen
,
L Radbruch
11   Universität Bonn, Medizinische Fakultät und Uniklinik Bonn, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Bonn
,
U Herrlinger
12   Universität Bonn, Medizinische Fakultät und Uniklinik Bonn, Klinische Neuroonkologie, Bonn
,
H Vatter
13   Universität Bonn, Medizinische Fakultät und Uniklinik Bonn, Klinik für Neurochirurgie, Bonn
14   Universität Bonn, Medizinische Fakultät und Uniklinik Bonn, Zentrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf (CIO ABCD), Bonn
,
M Neukirchen
15   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät und Uniklinik Düsseldorf, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Düsseldorf
16   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät und Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Anästhesiologie, Düsseldorf
17   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät und Uniklinik Düsseldorf, Zentrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf (CIO ABCD), Düsseldorf
,
M Sabel
18   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät und Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Neurochirurgie, Düsseldorf
,
D Civello
19   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Köln
,
D Müller
19   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Köln
,
R Voltz
1   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln
20   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf (CIO ABCD), Köln
21   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Versorgungsforschung Köln (ZVFK), Köln
,
T Brumbarova
22   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Klinische Studien (ZKS), Köln
,
R Goldbrunner
3   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Neurochirurgie, Köln
,
H Golla
1   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln
› Institutsangaben
 
 

    Hintergrund Die Durchführung palliativmedizinischer, klinischer Studien geht mit vielen ethischen und praktischen Herausforderungen einher. Studien mit Glioblastom-Patient*innen werden besonders durch den raschen Krankheitsverlauf und die krankheitsbedingten neurologischen, psychiatrischen und/oder neuropsychologischen Veränderungen erschwert. Diese speziellen Herausforderungen darzustellen war Ziel dieser Sub-Studie im Rahmen der multizentrischen Studie Early Palliative Care for Patients with Glioblastoma (EPCOG, Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), FKZ01GY1703).

    Methode Die EPCOG-Studie untersucht den Effekt und die Nachhaltigkeit einer frühen spezialisierten, 12-monatigen Palliativintervention in Deutschland über 24 Monate hinweg. In der hier beschriebenen Analyse wurden Screening-Protokolle und Protokollabweichungen in Bezug auf Nichtteilnahme an Visiten innerhalb der Studie (neurochirurgische Visiten, Outcome Assessment Visiten, Interventionsvisiten) qualitativ und quantitativ (deskriptiv) ausgewertet.

    Ergebnisse 231/556 (42%) der gescreenten Patient*innen wurden eingeschlossen, davon wurden 108 in der Kontrollgrupppe und 109 in der Interventionsgruppe behandelt. Gründe für screening failures waren: mangelndes Interesse (26%), niedriger Funktionsstatus (ECOG>2) (12%), Behandlung außerhalb der Studienzentren (5%), neuropsychologische Defizite wie kognitive Beeinträchtigung (3%) und Aphasie (neben weiteren Sprachbarrieren, (3%)), Belastung (3%) und eingeschränkte Erreichbarkeit (3%). Nach Studieneinschluss schieden 133 Patient*innen durch Tod, 11 wegen Krankheit und 49 aus anderen Gründen vor dem regulären Studienende aus. Insgesamt konnten 356/822 (43%) der neurochirurgischen Visiten, 62/1008 (6%) der Outcome Assessments und 45/993 (5%) der Interventionsvisiten (zunehmend über Studienverlauf) nicht stattfinden. Bei nicht durchgeführten Interventionsvisiten waren die meistgenannten Gründe: Nicht-Erreichbarkeit (n=15), Patient*innenwunsch (n=8), beginnende Sterbephase (n=4) und Belastung (n=6). Bei 52 Patient*innen erfolgte die Entblindung der/des Wissenschaftler#ast#in, da Patient*innen über die Palliativintervention berichteten.

    Schlussfolgerung Die in der Studienplanung wegen der vulnerablen Patienten*innengruppe antizipierten screening failures von 66% wurden mit 58% unterschritten. Der Visitenausfall der Outcome Assessments und Interventionsvisiten lag je unter 10%. Beides spricht dafür, dass die Studie seitens der Teilnehmenden (Patient*innen, Studienpersonal) als wichtig eingeschätzt wurde. Die Gründe für Protokollverletzungen spiegeln die hohe Vulnerabilität der Patient*innen wieder, welche bei der Studienplanung, -durchführung, statistischen Auswertung und Dateninterpretation randomisierter klinischer Studien in der Palliativmedizin berücksichtigt werden müssen.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    26. August 2024

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