Zeitschrift für Palliativmedizin 2024; 25(05): e15
DOI: 10.1055/s-0044-1788378
Abstracts │ DGP
Die 4 Dimensionen: körperlich, psychisch, sozial und spirituell

Biographische Hörbücher in der Palliativsituation: Qualitative Interviews zur Feasibility und zur Effektivität auf Coping und Krankheitserleben

S Enders
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Palliativmedizin, Heidelberg
,
A Greinacher
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Palliativmedizin, Heidelberg
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Medizinische Psychologie, Heidelberg
3   Universität Mannheim, Lehrstuhl für Klinische Psychologie, Interaktions- und Psychotherapieforschung, Mannheim
,
B Ditzen
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Medizinische Psychologie, Heidelberg
,
L Buschhorn
4   Nationales Centrum für Tumorerkrankungen und Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Medizinische Onkologie, Heidelberg
,
B Alt-Epping
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Palliativmedizin, Heidelberg
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Biographiearbeit ist ein therapeutischer Ansatz, der in der Palliativversorgung zunehmend in den Fokus rückt. Verschiedene biografische Interventionen wirken sich positiv auf die Lebensqualität sowie das seelische Wohlbefinden aus. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, ein Vermächtnis für die Angehörigen zu hinterlassen. Das Angebot des Familienhörbuchs ist speziell auf unheilbar erkrankte Eltern mit mindestens einem minderjährigen Kind zugeschnitten. Die vorliegende Studie untersucht, welche positiven und negativen Auswirkungen die Aufnahme eines Familienhörbuchs für die Patient*innen hat.

    Methode 12 Patient*innen mit inkurabler Krebserkrankung und mit minderjährigen Kindern wurden mittels semi-strukturiertem Interviewleitfaden nach der Aufnahme des eigenen Hörbuchs zu ihren Erfahrungen, zu den damit verbundenen positiven sowie negativen Auswirkungen auf sie selbst und ihre Familien, zu Wünschen und Verbesserungsvorschlägen für das Projekt sowie zu der Umsetzbarkeit des Hörbuchs interviewt. Die qualitativen Daten wurden transkribiert und inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet.

    Ergebnisse Die Patient*innen berichteten von positiven und von negativen Affekten, die sie im Rahmen der Hörbuchaufnahme wahrnahmen. Einerseits war die Aufnahme mit Gefühlen wie Freude und Erleichterung verbunden; andererseits aber auch mit Traurigkeit und Verunsicherung. Die Aufnahme selbst wurde häufig als Anstrengung beschrieben. Alle Patient*innen würden die Hörbuchintervention jedoch weiterempfehlen. Die Hörbuchaufnahme war gut umsetzbar (feasible), da die Planung und Durchführung individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen angepasst wurden.

    Schlussfolgerung Die Teilnehmenden zogen mehr positive als negative Schlüsse aus der Hörbuchaufnahme. Es gab Hinweise darauf, dass das Hörbuch die Coping-Strategien stärkt. Allerdings wurde der Prozess auch als anstrengend und herausfordernd beschrieben, weshalb die Patienten in einer ausreichend guten psychischen und körperlichen Verfassung sein sollten, wenn sie mit der Aufnahme beginnen.


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    Publication History

    Article published online:
    26 August 2024

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