Z Geburtshilfe Neonatol 2023; 227(S 01): e193-e194
DOI: 10.1055/s-0043-1776538
Abstracts
DGPM

Morbide Adipositas – Niedersächsische Perinatalerhebung (NPE) 2001- 2009

A. Klüßendorf
1   DIAKOVERE Henriettenstift, Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Hannover, Deutschland
,
C. Morfeld
1   DIAKOVERE Henriettenstift, Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Hannover, Deutschland
,
J. Klemm
2   Krankenhaus, Gynäkologie Geburtshilfe, Winsen (Luhe), Deutschland
,
R. L. Schild
1   DIAKOVERE Henriettenstift, Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Die Zunahme der morbiden Adipositas stellt ein gesundheitspolitisches und ökonomisches Problem dar. Ziel dieser Arbeit war eine Sichtung der zur Verfügung stehenden Daten für die Prävalenz prä- und perinataler Risiken bei morbider Adipositas in der Schwangerschaft für Niedersachsen.

    Methode Die zugehörigen Daten dieser Arbeit entstammen der niedersächsischen Perinatalerhebung (NPE) der Jahre 2001- 2009. Ausgewertet wurden insgesamt 527.339 Frauen mit Einlingsgeburten. Frauen mit morbider Adipositas (BMI≥40,00 kg/m2) wurden als Studiengruppe definiert (n=7.958), Mütter mit einem BMI von 22,00 – 22.99 kg/m2 entsprachen der Vergleichsgruppe (n=56.526).

    Ergebnisse Im Zeitraum 2001-2009 hat in Niedersachsen der Anteil Schwangerer mit einem BMI≥30 kg/m2 von 12,6% auf 18,9%, der Anteil morbide adipöser Schwangerer von 1,2% auf 1,8% zugenommen.

    Ein präexistenter Diabetes mellitus (PD) war bei morbide adipösen Müttern 13fach häufiger [OR 15,27 (14,17 – 16,46)] zu verzeichnen, ein Gestationsdiabetes lag bei 9,2% vs. 2,0% in der Vergleichsgruppe vor.

    Ein SIH (schwangerschaftsinduzierter Hypertonus) fand sich in der Studiengruppe mit 11,3% vs. 1,3% ebenfalls häufiger [OR 9,87 (9,15 – 10,65)].

    Das Risiko einer Frühgeburtlichkeit ist bei Schwangeren mit morbider Adipositas um das 1,26fache höher als in der Vergleichsgruppe [OR 1,28 (1,19 – 1,38)]. Mütter der Vergleichsgruppe wiesen mit 69,3% eine höhere Rate an Spontangeburten auf als Schwangere mit morbider Adipositas, bei denen lediglich 47,8% spontan entbunden wurden.

    Die Sectiorate lag in der Studiengruppe bei 48,6% und ist damit höher als in der Vergleichsgruppe mit 24,0% [OR 2,99 (2,86 – 3,13)], s. auch [Abb. 1].

    Dabei war die primäre Sectiorate bei morbide adipösen Müttern mit 16,6% mehr als doppelt so hoch wie bei Normalgewichtigen mit 7,6%, ebenso die geplante Re-Sectiorate (17,2% vs. 8,4%).

    Zoom Image
    Abb. 1

    Das durchschnittliche Geburtsgewicht der Neugeborenen lag im Vergleichskollektiv bei 3362 g, bei der Studiengruppe waren es 3528 g und damit im Mittel um 166 g höher.

    Beim Vergleich der pH-Mittelwerte im Nabelarterienblut der Neugeborenen beider Kollektive fielen schlechtere pH- Werte bei Neugeborenen morbide adipöser Mütter auf. Eine leichte bis mittelgradige Azidose lag in der Studiengruppe bei 8,1% vs. 4,7% in der Vergleichsgruppe vor, eine fortgeschrittene und schwere Azidose trat ebenfalls in der Studiengruppe häufiger auf (1,7% vs. 0,7%).

    Diskussion Morbide Adipositas macht eine Schwangerschaft zu einer Hochrisikogravidität und bedarf einer optimierten Vorsorge und peripartalen Betreuung.


    #

    Publication History

    Article published online:
    15 November 2023

    © 2023. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

     
    Zoom Image
    Abb. 1