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DOI: 10.1055/s-0043-1771601
Multidisziplinäre Diagnostik und Behandlung von Sportler*innen mit Relative Energy Deficiency-Syndrome (RED-S) – alles Patient*innen mit Essstörungen?
Einleitung Das Relative Energy Deficiency Syndrome (RED-S) beschreibt gesundheitliche Probleme, welche aufgrund eines relativen Energiemangels in Folge erhöhter sportlicher Aktivität entstehen können. Ein ambulantes Programm am Universitätsklinikum Tübingen behandelt die erkrankten Sportler*innen und bietet eine multidisziplinäre Versorgung, insbesondere über die Bereiche Sportmedizin, Gynäkologie, Psychotherapie und Ernährungsberatung, an. Die erste Anlaufstelle ist dabei die Sportmedizin.
Methoden Von 58 Leistungssportler*innen im Zeitraum von 2019 bis 2022, die aus Bundes- und Landeskadern, privat oder auf Anraten eines Arztes geschickt wurden, wurden anthropometrische Merkmale, körperliche Leistungsdiagnostiken, Laborwerte, Ruhe-Elektrokardiogramm-Messungen und Echokardiographien zu Beginn (t0) und zum Abschluss (t1) des Programmes erhoben. Zusätzlich zu den sportmedizinischen Merkmalen konnten partiell gynäkologische und psychosomatische Diagnostiken erfasst werden. Anhand der erhobenen Daten sollen die untersuchten Sportler*innen charakterisiert werden, um RED-S in Zukunft präventiv, diagnostisch sowie therapeutisch besser verstehen zu können.
Ergebnisse Die Stichprobe umfasst größtenteils weibliche Sportlerinnen (97%) unter 18 Jahren (66%) mit vorliegendem Untergewicht (59%) und Menstruationsstörungen (93%) in Form von primärer oder sekundärer Amenorrhoe. Bei der Hälfte der Sportler*innen stellt sich bei der Diagnostik eine klassische Essstörung heraus, wie Anorexia nervosa und Bulimia nervosa. Insgesamt betrachtet ist die Stichprobe sehr heterogen. Im Verlauf der Behandlung kommt es in 71% der Fälle zu einer positiven Gewichtsentwicklung, ausgeschlossen der Sportler*innen, die weiterhin in Behandlung sind (26%).
Schlussfolgerung Die multidisziplinäre Behandlung von Leistungssportler*innen mit einer RED-S-Anlaufstelle in der Sportmedizin ermöglicht einen niederschwelligen Zugang für Betroffene. Dabei ist für Therapeut*innen zu beachten, dass in der Hälfte der Fälle eine klassische Essstörung vorliegt.
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Publication History
Article published online:
06 September 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany