Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 134-135
DOI: 10.1055/s-0043-1771543
Abstracts
Vorträge

Effekte eines Aufmerksamkeits-Modifikations-Trainings auf Craving und die Essstörungspathologie bei Personen mit einer Binge-Eating-Störung

L. Sablottny
1   Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Freiburg
,
D. Werle
2   Eberhard Karls Universität Tübingen, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Tübingen
,
J. Svaldi
2   Eberhard Karls Universität Tübingen, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Tübingen
,
B. Tuschen-Caffier
1   Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Freiburg
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Personen mit Binge-Eating-Störung (BES) zeigen eine Aufmerksamkeitsverzerrung (Aufmerksamkeitsbias, AB) für hochkalorische Nahrungsmittel und berichten höheres essensbezogenes Craving als Personen ohne Essstörung. Es wird angenommen, dass Craving und AB sich wechselseitig beeinflussen: Craving kann zu verstärkter Aufmerksamkeit für Essensreize führen und umgekehrt. Höheres Craving und AB sind mit gesteigertem Nahrungsmittelkonsum verbunden und spielen vermutlich eine Rolle bei der Entstehung von Essanfällen. In dieser DFG-geförderten Studie wurde daher untersucht, ob durch eine gezielte Reduktion des ABs über ein Aufmerksamkeits-Modifikations-Training (AMT) das Craving und die Essstörungspathologie bei Personen mit BES verringert werden können.

    Methoden 61 Personen (52 weiblich) mit BES wurden zufällig entweder einem 4-maligen, ca. 30-minütigen AMT oder einem Kontrolltraining (AMT-K) zugeteilt. Der AB wurde vor und nach dem Training mit dem Dot-Probe-Paradigma gemessen, wobei mittels Eye-Tracking die Augenbewegungen und zusätzlich Reaktionszeiten erfasst wurden. Craving wurde mit dem FCQ-S und Essstörungspathologie mit dem EDE erhoben.

    Ergebnisse Das AMT führte nicht zu einer Verringerung des ABs. Sowohl das subjektive Craving als auch die Anzahl der Essanfälle nahmen in beiden Gruppen ab. Veränderungen im Craving waren positiv mit Veränderungen in der Anzahl der Essanfälle korreliert.

    Schlussfolgerung Da Craving und die Anzahl der Essanfälle in beiden Gruppen abnahmen, kann dies nicht auf das AMT zurückgeführt werden, daher müssen alternative Mechanismen diskutiert werden. Eine Möglichkeit könnte sein, dass die wiederholte Präsentation von Essensbildern, ohne die Möglichkeit zur Reaktion (Essen), einen positiven Einfluss auf das Craving hatte. Weitere Möglichkeiten und weiterführende Fragestellungen werden diskutiert.


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    Publication History

    Article published online:
    06 September 2023

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