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DOI: 10.1055/s-0043-1762804
Aufbau einer integrierten genomische Surveillance von Carbapenem-resistenten gramnegativen Bakterien in Deutschland: Fallbeispiel OXA-244 produzierender E.coli-Ausbruch, 2019
Hintergrund Die Zahl der nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) gemeldeten Fälle mit Carbapenemase-produzierenden gramnegativen Bakterien in Deutschland steigt. Überregionale Ausbrüche lassen sich anhand der Meldedaten oft nur auf zentraler Ebene und anhand charakteristischer Erregermerkmale erkennen. Die Detektion ist erschwert, wenn Infektionsketten durch Patientenverlegungen oder Übertragungen außerhalb von Gesundheitseinrichtungen nicht auf einen Ort zurückzuführen sind. Genomische Verwandtschaftsanalysen von Patientenisolaten können solche Übertragungsrouten aufdecken. Die integrierte genomische Surveillance (IGS), soll die Identifizierung und Abgrenzung von Ausbrüchen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene unterstützen. Dies wird anhand eines Ausbruchs mit OXA-244 produzierenden E.coli dargestellt.
Methoden Das Robert Koch-Institut (RKI) und das Nationale Referenzzentrum für gramnegative Krankenhauserreger (NRZ) koordinieren den Aufbau einer nationalen IGS für Carbapenemase-produzierenden Enterobacterales (CPE) und Acinetobacter spp. Durch die integrierte Analyse von Sequenz- und epidemiologischen Daten kann eine verlässliche Grundlage für eine verbesserte landesweite Erkennung von Ausbrüchen geschaffen werden.
Ergebnisse Der Zusatznutzen zeigte sich 2019, als das RKI eine Zunahme der nach IfSG übermittelten CPE-Fälle und das NRZ ein Zunahme von OXA-244 produzierenden E.coli feststellte. Regional war die Häufung noch nicht aufgefallen. Die Sequenzierung zeigte eine enge genetische Verwandtschaft der meisten über ganz Deutschland verteilten Isolate. Durch den Vergleich mit internationalen Sequenzierungsergebnissen konnte dieser Klon einem europaweiten Ausbruch zugeordnet werden. Die integrierte Analyse der genomischen und epidemiologischen Daten deutet auf eine ursprünglich nicht mit dem Gesundheitswesen in Verbindung stehende Übertragung hin.
Schlussfolgerung Die integrierte Analyse im Fall von OXA-244-produzierenden E. coli ist ein Beispiel dafür, wie die IGS dazu beiträgt, überregionale Ausbrüche aufzudecken. Die IGS besitzt das Potenzial (inter-)nationale Ausbrüche von Antibiotika-resistenten Bakterien nicht nur retrospektiv, sondern auch prospektiv zu detektierten. Voraussetzung ist die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Bund, Länder und Kommunen sowie die möglichst vollständige Erfassung und Übermittlung der Meldedaten nach IfSG. Zusätzlich empfehlen wir die routinemäßige Einsendung von Isolaten an das NRZ. Auf diese Weise kann die frühzeitige Erkennung von regionalen und überregionalen Ausbrüchen verbessert und somit eine zeitnahe Umsetzung von Präventions- und Kontrollmaßnahmen implementiert werden.
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
08. März 2023
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