Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0043-1762788
Die Adhärenz zum Zahnarztbesuch bei Patienten mit Zahnbehandlungsangst nach durchlaufener kognitiver Verhaltenstherapie
Prävalenz Die Prävalenz der Zahnbehandlungsangst mit Krankheitswert, die sich besonders durch die Vermeidung von Zahnbehandlungen kennzeichnet, wird in Deutschland auf ca. 5-10% der Bevölkerung geschätzt.
Die Selbsteinschätzung eines Angstgefühls liegt bei etwa 60% von denen 12% ein starkes Angstgefühl angeben. Bei der Verwendung des hierarchischen Angstfragenbogens nach Jöhren konnte bei 17% der Befragten ein hohen Angstlevel und bei 23% ein mittleres Angstlevel nachgewiesen werden.
Ätiologie Die Ätiologie der Zahnbehandlungsangst erscheint komplex und ist ein multifaktorielles Geschehen. Es werden sowohl exogene Faktoren (traumatische Erfahrungen, familiäre Einflüsse und individuelle Eigenschaften) als auch endogene Faktoren (individuelle Besonderheiten z.B. Vulnerabilität, erhöhter Neurotizismus etc.) in der Entstehung einer Zahnbehandlungsangst diskutiert, wobei die exogenen Faktoren empirisch gut untersucht sind.
Diagnostik Die Vermeidung von Behandlungen stellt das zentrale Kriterium der Zahnbehandlungsangst mit Krankheitswert dar. Als Screening bietet sich eine anamnestische Abfrage einer Selbsteinschätzung mittels visueller Analogskala (VAS) an. Ab einem Wert von 50 auf einer Skala von 0 bis 100 wird empfohlen einen zusätzlichen Fragebogen zu verwenden. Hier hat sich der Hierarchischer Angstfragebogen (HAF) nach Jöhren bewährt. Dieser Fragebogen umfasst 11 Fragen bei denen 5 verschiedene Angstausprägungen von „überhaupt nicht ängstlich“ (1 Punkt) bis „krank vor Angst“ (5 Punkte) zur Auswahl stehen. Die Punkte der 11 Fragen werden aufsummiert und es können drei Gruppen gebildet werden:
Bis 30 Punkte: niedrige Angst
31-38 Punkte: mittlere Angst
ab 38 Punkte: hoch ängstlich
Aus einer hohen Ängstlichkeit und einer gleichzeitigen anamnestisch bekannten Vermeidung der Zahnbehandlung von mehr als 2 Jahren lässt sich die Verdachtsdiagnose „Zahnbehandlungsangst mit Krankheitswert“ ableiten.
Therapie Als Therapie der 1. Wahl bei Zahnbehandlungsangst mit Krankheitswert hat sich die kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition herausgestellt. Diese Empfehlung entsprechend der AWMF S3 Leitlinie zur Zahnbehandlungsangst bei Erwachsenen hat die Einschränkung bei akuter Behandlungsbedürftigkeit.
Andere Therapievarianten wie Akupunktur oder Hypnose werden in der S3 Leitlinie nicht empfohlen. Maßnahmen zur Sedierung (Lachgassedierung oder die Verwendung von Benzodiazepin) werden nur für Akutbehandlungen empfohlen.
Studienbeschreibung: In dieser retrospektiven Studie soll geklärt werden, wie erfolgreich die kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition die beiden Zielkriterien:
1. „Reduktion der Zahnbehandlungsangst“ und
2. „Durchbrechung der Vermeidungsstrategie und Adhärenz zur Zahnbehandlung“ erfüllt.
Zu diesem Zweck sollen Patientinnen / Patienten mit Zahnbehandlungsangst mit Krankheitswert, die seit mindestens einem Jahr die Verhaltenstherapie abgeschlossen haben und eine Kontroll-Gruppe, die hinsichtlich Alter, Geschlecht sowie Zeitpunkt der Erstvorstellung gematcht ist, über eine Fragebogen-Studie und eine retrospektive Auswertung der Patientenakten nachuntersucht werden. Hierzu wird den Patienten ein Fragebogen zugesendet, der unter anderem den HAF enthält. Dadurch ist es möglich Änderungen in der Angstausprägung aufzuzeigen.
Die Frage nach der Adhärenz zur Zahnbehandlung ist dahingehend bedeutend, ob ein dauerhaftes Durchbrechen des Vermeidungsverhaltens erzielt werden konnte und welche therapeutischen und prophylaktischen Maßnahmen bei den Patienten durchgeführt werden konnten. Es werden 180 Patientenfälle nachuntersucht und eine entsprechende gematchte Kontrollgruppe gebildet.
Ergebnisse Zurzeit liegen noch keine Ergebnisse vor. Es wird mit dem Beginn der statistischen Auswertung Ende Dezember 2022 gerechnet.
Publication History
Article published online:
08 March 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany