Pneumologie 2023; 77(S 01): S97
DOI: 10.1055/s-0043-1761105
Abstracts

Ändert sich der optimale Sauerstoff-Zielbereich von Patienten mit septischem Schock im Verlauf? – eine retrospektive Kohortenstudie

A Weidner
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Klinik für Intensivmedizin
,
M Schroeder
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Klinik für Intensivmedizin
,
T Hardel
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Klinik für Intensivmedizin
,
A Nierhaus
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Klinik für Intensivmedizin
,
S Kluge
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Klinik für Intensivmedizin
,
J Grensemann
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Klinik für Intensivmedizin
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Zu Beginn eines septischen Schocks könnte eine Hyperoxie aufgrund einer Verbesserung des Sauerstoffdefizits und der Funktion der angeborenen Immunantwort Vorteile haben. Andererseits führt eine Hyperoxie zur vermehrten Bildung reaktiver Sauerstoffspezies sowie zur Vasokonstriktion und kann somit eine Sauerstofftoxizität verursachen. Wir postulierten, dass sich die optimalen Zielbereiche des Sauerstoffpartialdrucks im arteriellen Blut (PaO2) im Verlauf eines septischen Schocks ändern und untersuchten die Assoziation mit der Mortalität auf der Intensivstation.

    Methodik In diese explorative, retrospektive single-center Kohortenstudie wurden Patienten eingeschlossen, die sich mit septischem Schock und invasiver Beatmung>48h auf den 12 Intensivstationen (140 Betten) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf befanden. Die Daten wurden aus den elektronischen Patientenakten erhoben. Wir berechneten zeitgewichtete PaO2-Mittelwerte von der Aufnahme bis zum Ende von Tag 1 (d1), Tag 3 (d3), Tag 7 (d7) und Tag 14 (d14). Die zeitgewichteten PaO2-Mittelwerte wurden in Dezilen eingeteilt und mittels multivariablen logistischen Regressionsanalysen ausgewertet, die nach Alter, Geschlecht und Dauer des Aufenthaltes auf der Intensivstation (LOS) adjustiert wurden.

    Ergebnisse Von 01/2016 bis 12/2021 wurden 2587 Patienten eingeschlossen. Das mittlere Alter betrug 63±15 Jahre (davon 66% männlich), der Simplified Acute Physiology Score (SAPS) II betrug 49±14 und 1687 Patienten verstarben auf Intensivstation (65%). Die niedrigste Mortalität war assoziiert mit einem zeitgewichteten PaO2 zwischen 96 und 103 mmHg an d1 (p=0.002), 82 und 85 mmHg an d3 (p=0.023), 83 und 86 mmHg an d7 (p=0.118) und 83 und 86 mmHg an d14 (p=0.001). Alter und LOS waren zu allen Zeitpunkten unabhängige Prädiktoren der Mortalität. Die optimalen PaO2-Bereiche an d1 waren signifikant höher als an d3, d7 und d14 (jeweils p<0.001).

    Schlussfolgerung Die PaO2-Bereiche, die bei septischem Schock mit der niedrigsten Mortalität assoziiert sind, ändern sich mit der Zeit, wobei an d1 höhere PaO2-Werte günstiger sind. Die Ergebnisse legen nahe, dass zukünftige Studien unterschiedliche Sauerstoff-Zielwerte im Verlauf der Behandlung berücksichtigen sollten.


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    Publication History

    Article published online:
    09 March 2023

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