Pneumologie 2017; 71(04): 196
DOI: 10.1055/s-0043-101944
Pneumo-Fokus
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Synkope: Lungenembolie ist häufiger Ursache als bisher angenommen

Prandoni P. et al.
Prevalence of Pulmonary Embolism among Patients Hospitalized for Syncope.

N Engl J Med 2016;
375: 1524-1531
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Publication Date:
13 April 2017 (online)

 

    Bei Patienten, die wegen einer Synkope in die Notaufnahme kommen, spielt eine Lungenembolie in der Diagnostik eher eine untergeordnete Rolle. Die Autoren der PESIT-Studie (Pulmonary Embolism in Syncope Italian Trial) vermuteten jedoch, dass eine Verlegung der Lungengefäße viel häufiger der Grund für eine Synkope sein könnte als angenommen. Sie untersuchten Patienten deshalb gezielt auf diesen Verdacht hin.


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    Das Studienprotokoll legte fest, dass bei Patienten, die wegen einer erstmaligen Synkope in eine von 11 Kliniken in Italien aufgenommen wurden, eine systematische Lungenembolie-Diagnostik durchgeführt wird. Dabei kamen der D-Dimer-Test zur Anwendung, der Auskunft über die Fibrinolyse von Thrombosen gibt, sowie der vereinfachte Wells-Score. Er hilft abzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Lungenembolie vorliegt (Vortestwahrscheinlichkeit). Die Ergebnisse führten zu folgendem Vorgehen:

    • D-Dimer-Test negativ und Wells-Score gering: Ausschluss einer Lungenembolie

    • D-Dimer-Test positiv und/oder Wells-Score hoch: aktive Suche nach einer Lungenembolie mit computertomografischer Angiografie oder Lungenperfusions-/ventilationsszintigrafie

    Prandoni und sein Team nahmen 560 Patienten (Durchschnittsalter 76 Jahre) in die Studie auf. Bei 330 wurde mittels D-Dimer-Test bzw. Wells-Score eine Lungenembolie ausgeschlossen (58,9 %). Bei 97 der übrigen 230 Patienten wurde eine Lungenembolie nachgewiesen (42,2 %). Die Prävalenz in der Gesamtkohorte lag damit bei 17,3 % (95 %-Konfidenzintervall 14,2 – 20,5). 61 der 97 Patienten hatten einen Embolus in einer Hauptlungen- oder Lobararterie oder Perfusionsdefekte von mindestens 25 %.

    Fazit

    Die Autoren zeigen, dass eine Lungenembolie bei etwa einem von sechs Patienten vorkommt, die wegen einer Synkope in ein Krankenhaus aufgenommen werden.

    Mirka Homrich, Bonn


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