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DOI: 10.1055/s-0043-100671
Dermatoscopy at a Glance – Homburger Kurzleitfaden zur dermatoskopischen Tumordiagnostik an der Haut
Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Thomas Vogt, Homburg/Saar.
Korrespondenzadresse
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
08. Oktober 2019 (online)
- Was sehe ich, wenn ich durch das Dermatoskop blicke?
- Was folgt nach der visuellen Erfassung der „Features“?
- Wie bewerte ich nun die Dignität einer melanozytären Läsion?
- Lösen Sie nun 6 Fälle für Einsteiger!
- Lösen Sie nun 6 Fälle für Fortgeschrittene!
- Lösungen
- Literatur
Zur Ergänzung/Unterstützung des geschulten klinischen Blickes ist die Dermatoskopie heute die wichtigste diagnostische Methode in der täglichen dermatologischen Arbeit. Dem Umstand Rechnung tragend, dass nur 12 – 40 % der Dermatologen in der Weiterbildungsphase ein systematisches Dermatoskopietraining erfahren haben [1], stellt der Artikel die essenziellen Elemente der Dermatoskopie so dar, dass gerade dem dermatologischen Nachwuchs der Einstieg leicht fällt.
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Schlüsselwörter
Dermatoskopie - melanozytär - nicht melanozytär - ABCD-Score - dermatoskopische CharakteristikaDer Lehrtext bildet einen strukturierten Leitfaden für den Einsteiger, den angehenden Facharzt in Weiterbildung und auch den interessierten Studenten. Nach Studium des Textes können Sie direkt anfangen, planvoll und strukturiert zu dermatoskopieren. Gleichzeitig können der Text und die Bilder für den geübten Anwender eine Anregung bieten, die eigenen, oft intuitiv und durch Erfahrung mit unterstützten Praktiken mit der dargestellten objektivierbaren und validierten Herangehensweise zu vergleichen. Die Analyse des routinierten Anwenders soll so weiter strukturiert und professionalisiert werden.
Was sehe ich, wenn ich durch das Dermatoskop blicke?
Sie sehen die dermatoskopischen „Features “, also die Eigenschaften einer Läsion, das sind:
-
Farben,
-
Strukturen.
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Farben
Folgende, in [Tab. 1] aufgeführten Farben sollten bewusst differenziert und wahrgenommen, dann abgezählt werden. Es kommt v. a. auf die Erfassung von Mehrfarbigkeit an. Nur im Ausnahmefall transportiert die einzelne Farbe an sich eine bestimmte diagnostische Information.


Mehrfarbigkeit kann im speziellen Kontext ein wichtiges Malignitätskriterium sein. So bedeuten z. B. drei Farben in einer melanozytären Läsion in über 90 % der Fälle Melanom. Daneben, als Ausnahme, sind Blaugrau und milchiges Rot an sich, speziell wenn sie anteilig beobachtet werden, bereits ein Alarmzeichen in melanozytären und unklassifizierbaren Tumoren. Ein blauer Nävus ist dagegen z. B. homogen blau, eine Ink-Spot-Lentigo homogen schwarz ([Tab. 1]) [2].
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Strukturen
Folgende, in [Tab. 2] aufgeführten Strukturen sollten bewusst differenziert und wahrgenommen, dann abgezählt werden [3]. Es kommt hier auch v. a. auf die Erfassung von Heterogenität an, also auf die Anzahl der verschiedenen Strukturmerkmale. Hier ist es so, dass bestimmte Merkmale für eine melanozytäre Läsion sprechen und andere auch so charakteristisch sein können, dass direkt die Diagnose einer nicht melanozytären Läsion möglich ist, inklusive ihrer Dignität, z. B. Hämangiom, Basaliom, seborrhoische Keratose u. a. m.


Betrachten wir zunächst die freie Felderhaut. Die akrale Lokalisation, Gesichtshaut und Nagelregion wird unten eigens abgehandelt.
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Was folgt nach der visuellen Erfassung der „Features“?
Der sog. erste Schritt in der Dermatoskopie der Tumoren: Sie müssen jetzt eine wesentliche Entscheidung treffen [3]: Ist die Läsion melanozytär oder nicht melanozytär?
Ihre Überlegungen und Fragen können so strukturiert werden:
Sehe ich einen sicheren Anhalt für eine nicht melanozytäre Läsion anhand der Strukturmerkmale? Zum Beispiel pseudofollikuläre Öffnungen und Pseudohornzysten der seborrhoischen Warze.
-
Ja? Dann müssten Sie jetzt die Diagnose stellen können, eben z. B. seborrhoische Warze, also eine Diagnose aus [Tab. 11].
-
Nein? Dann fragen Sie sich jetzt:
Sehe ich einen Anhalt für eine melanozytäre Läsion, also Pigmentnetz oder verzweigte Streifen oder aggregierte Schollen?
-
Ja? Dann müssen Sie im zweiten Schritt die Dignität bewerten, orientiert an einem der im Folgenden beschriebenen Algorithmen.
-
Nein? Sie haben also gar keine typischen Strukturen, durch die Sie melanozytär versus nicht melanozytär differenzieren können, dann müssen Sie dennoch von einer atypischen melanozytären Läsion ausgehen und den Algorithmus Ihrer Wahl zur Bewertung der Dignität anwenden!
Im Zweifel also immer pro melanozytär.
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Wie bewerte ich nun die Dignität einer melanozytären Läsion?
Der sog. zweite Schritt in der Dermatoskopie der Tumoren: Sie brauchen nun eine Vorschrift, einen Algorithmus, zur objektiven Unterstützung Ihrer zu dem Zeitpunkt längst intuitiv und erfahrungsabhängig vermuteten Diagnose, um maximale Präzision aus Ihrer Analyse zu ziehen [3]. Bei den Algorithmen gibt es weltweit diverse, die sich etwas unterscheiden, je nachdem, aus welcher Schule die Vorschrift kommt, wie sie entwickelt und validiert wurde (z. B. Musteranalyse, ABCD-Regel, Menzies-Verfahren, 7-Punkte-Regel u. a.) [4]. Es gibt Algorithmen, die z. B. auch stark das Gefäßmuster (Korkenzieher, „hair pins“ usw.) mit einbeziehen, andere kommen ohne diese Features aus.
Den gängigsten Algorithmen liegt v. a. zugrunde:
-
eine Bewertung von Homogenität/Heterogenität (eine vs. mehrere Farben, einzelne vs. mehrere Strukturmerkmale),
-
eine Bewertung der Symmetrie/Asymmetrie ([Tab. 3]).


Die Symmetrie wird anhand zweier gedachter rechtwinklig aufeinander stehender und durch das gedachte Zentrum der Läsion laufende Spiegelachsen bewertet als:
-
asymmetrisch in keiner Achse (0),
-
asymmetrisch in einer Achse (1),
-
asymmetrisch in zwei Achsen (2).
Das Achsenkreuz wird so gedreht gedacht, dass der Wert möglichst klein ist. Dahinter steckt, dass Malignität sich chaotisch und regellos manifestiert, benigne Läsionen Ordnungsmuster und Homogenität erkennen lassen.
In einigen Algorithmen kommt das Kriterium Begrenzung hinzu: Im Unterschied zur klinischen ABCD-Regel (bogig vs. glatt) wird bspw. bei der Stolz-Methode [2] [5], dem ABCD-Score der Dermatoskopie, bewertet, wie viele Sektoren, Achtelkreissegmente (also 45°-Segmente), einen scharfen Abbruch, einen „Cut“, des Pigmentmusters haben (scharf vs. unscharf). In melanozytären Tumoren ist scharf eher malignomsuspekt im Sinne aktiv auswachsender Klone, unscharf ist das Normale ([Tab. 4]).


Zur Peripherie verdämmerndes Pigment ist also der Normalfall in benignen melanozytären Nävi. Scharfe Abbrüche können für malignes Melanom sprechen.
In diesem Beitrag werden wir uns auf den recht gut praxistauglichen ABCD-Score der Dermatoskopie nach Stolz u. Mitarb. [2] [5] konzentrieren, ohne dass dies eine qualitative Bewertung anderer Optionen beinhalten soll. Wem dieser Algorithmus noch zu kompliziert erscheint, kann als minimalistische Option, als „Short-Cut“, den Dreier-Algorithmus (3-Punkte-Checkliste) verwenden.
Vorschlag 1: Die 3-Punkte-Checkliste („Short-Cut to Diagnosis“)
Die 3-Punkte-Checkliste der Dermoskopie zur Früherkennung von Hautkrebs ist relativ einfach zu erlernen und hat eine hohe Empfindlichkeit für das maligne Melanom [6]. Diese Vorschrift soll v. a. verhindern, ein Melanom zu übersehen. Sie ist jedoch nicht so spezifisch und erlaubt weniger gut Abstufungen von maligne über suspekt nach benigne wie der ABCD-Score nach Stolz.
Nach der 3-Punkte-Checkliste ist dann mit hoher Wahrscheinlichkeit von Malignität auszugehen, wenn eine melanozytäre Läsion zwei der drei Kriterien aufweist ([Tab. 5]):


-
Asymmetrie,
-
atypisches Netzwerk,
-
blauweiße Farbe.
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Vorschlag 2: Die ABCD-Regel der Dermatoskopie nach Stolz [2] [5]
Diese Vorschrift dient der eingehenderen dermatoskopischen Differenzierung zwischen gutartigen und bösartigen melanozytären Läsionen und kann bspw. nach dem schnellen Screening mittels der 3-Punkte-Checkliste an Einzelläsionen zum Einsatz kommen, an welchen das Auge „hängen bleibt“.
Die Wahrscheinlichkeit des Melanoms „errechnet“ sich quasi aus der Vergabe von Bewertungspunkten und Wichtungsfaktoren wie folgt ([Tab. 6]):
Kriterien |
Punkte |
Faktor[*] |
Ergebnis |
A Asymmetrie (s. [Tab. 3]
)
|
0 – 2 |
1,3 |
0 – 2,6 |
B Begrenzung (s. [Tab. 4]) |
0 – 8 |
0,1 |
0 – 0,8 |
C Farben (s. [Tab. 1]) |
1 – 6 |
0,5 |
0,5 – 3,0 |
D Strukturen (s. [Tab. 2]) |
1 – 5 |
0,5 |
0,5 – 2,5 |
Gesamtpunktzahl |
gutartig |
< 4,76 |
|
verdächtig |
4,76 – 5,45 |
||
Melanom |
> 5,45 |
* Der Faktor wurde in großen prospektiven Datenanalysen erarbeitet und reflektiert die unterschiedliche Malignom-diagnostische Wichtung bzw. die Bedeutung der Einzelkriterien. Ebenso sind die Grenzwerte empirisch an großen Datenvolumina etabliert worden. Sie bilden auch die Grundlage von einigen automatisierten Bildanalysesystemen mit artefizieller Intelligenz zur Diagnoseunterstützung.
Ergebnis = Punkte × Faktor*
Die auf den ersten Blick etwas sperrige Punktevergabe und Berechnung kann in der Praxis sehr handlich gemacht werden: Wenn Sie die Farben und Strukturen einfach abzählen, diese Zahl durch 2 teilen (C plus D/2), dann für jeden Achtelkreis mit scharfem Abbruch des Pigmentmusters + 0,1 dazurechnen (B) und zum Schluss 0 bzw. 1,3 bzw. 2,6 dazu addieren (A), je nachdem, ob Sie keine Asymmetrie oder Asymmetrie in einer oder zwei Achsen sehen, haben Sie mit etwas Übung den Score sehr schnell im Kopf überschlagen.
An speziellen Lokalisationen gelten abweichende Regeln, von denen drei wichtige hier einfließen sollen.
Welche Besonderheiten gelten an den Akren, den Handflächen und Fußsohlen? [7]
Stellen Sie sich vor, Sie würden Schmutz in die akrale Haut einreiben: Der Schmutz liegt dann bevorzugt in den Furchen, das ist normal. Bei benignen melanozytären Nävi liegt das Pigment ebenso in den Furchen der Leistenhaut („parallel furrow pattern“). Dadurch haben wir parallele fibrilläre (v. a. belastete Zonen) oder gitterartige Muster (v. a. Fußgewölbe), immer homogen gefärbt und an den Rändern scharf abbrechend, was akral also kein Malignitätskriterium ist.
Zwischen den pigmentierten Furchen haben wir normalerweise nicht pigmentierte Leisten mit regelmäßig aufgereihten, weißen Poren (Akrosyringien) der ekkrinen Schweißdrüsen.
Schon beim akralen In-situ-Melanom liegt das Pigment gegen diese Regel gern in den Leisten, so entstehen parallele pigmentierte Leisten mit Einbeziehung der Poren („parallel ridge pattern“). Später werden die Poren zerstört, die Läsion gewinnt an Heterogenität (Asymmetrie, Farben, Strukturen) und Größe ([Tab. 7]).


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Welche Besonderheiten gelten im Gesicht? [8] [9]
Die dermatoskopischen Merkmale von Lentigo maligna sind gekennzeichnet durch:
-
dicke oft blaugrau pigmentierte Netzstrukturen um Haarfollikelostien, die manchmal an Rautenmuster erinnern (blaugraue Rauten),
-
asymmetrisch mit Pigment umrandete Haarfollikelostien,
-
schiefergraue Punkte und Globuli.
Die wichtigsten Differenzierungen im Gesicht ([Tab. 8]):


-
Lentigo solaris/senilis: einfarbig homogen bräunliche, scharf begrenzte Fläche.
-
Zum Teil Pseudonetzbildung: Ein Pseudonetzwerk kommt im Gesicht vor durch perifollikuläre Pigmente, dies ist dann nicht beweisend für eine melanozytäre Läsion. Ein echtes Pigmentnetz besteht aus Nestern pigmentierter Zellen oder Einzelzellen.
Ein Pigmentnetz kann beim Melanom im Gesichtsbereich fehlen. Insgesamt ist das „Feature“ Netzwerk also fehlerlastig und die Argumentation sollte andere Kriterien suchen, insbesondere Heterogenität. Unterschiedliche Brauntöne, teils schiefergrau-bläuliche Farben, teils scharfe, teils unscharfe Begrenzung sprechen z. B. für Lentigo maligna und Lentigo-maligna-Melanom.
Aktinische Keratose, Carcinoma in situ: Stichwort „Erdbeere“ Aktinische (solare) Keratosen können pigmentiert oder nicht pigmentiert sein. Nicht pigmentierte zeigen ein rotes Pseudonetz mit prominenten gelblichen oder weißlichen Follikelostien, z. T. umgeben von einem weißen Halo (Kokarde). So entsteht ein Erdbeermuster. Die Pigmentierung kann gerade bei lichenoider Inflammation in Form von pfefferartig aus der Epidermis abgetropften Punkten in granulär-anulärer Anordnung um die Follikel ausgebildet sein, d. h. im Sinne eines Pseudonetzwerks aus Punkten. Kurze gebogene rote Blutgefäße stechen hervor. Zentral imponiert meist eine prominente Keratinisierung als unregelmäßige weißliche oder gelbliche Schuppe.
Die wichtigsten Merkmale der aktinischen Keratose sind ([Tab. 9]):


-
gerötetes Pseudonetz mit gelben follikulären Öffnungen und weißlichem Halo (Erdbeer-Pattern),
-
oberfläche Schuppe.
Das Plattenepithelkarzinom ist im ausgeprägteren Fall eine klinische Diagnose. Merkmale der aktinischen Keratose sind oft dabei mit zunehmender Keratinisierung, vielen, auch irregulären und variabel verlaufenden Gefäßen, Punktblutungen kommen vor. Cave: Verwechslung mit Verruca vulgaris.
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Welche Besonderheiten gelten am Nagelorgan? [10]
Naturgemäß lassen sich hier alle genannten Regeln, die an freier Haut gelten, nicht anwenden. Ein malignes Melanom muss v. a. in Betracht gezogen werden, wenn die Pigmentierung einen einzelnen Nagel betrifft. Mehrere Nägel mit Streifen kommen insbesondere bei dunklen Hauttypen auch ethnisch bedingt vor und/oder sind harmloser Natur (Laugier-Hunziker-Baran-Syndrom, Melanoychia striata, Lentigo u. a.).
Verdachtsmomente ergeben sich daher bei Streifenbildung und Fleckbildungen vorrangig im Erwachsenenalter. Dabei sind der Daumennagel und große Zehennagel am häufigsten betroffen. Das Melanom kann sich im Nagelbett (Pigment dann subungual) oder in der Matrix entwickeln (Pigment dann innerhalb Nagelplatte).
Die benignen melanozytären Nävi des Nagels stellen sich meist als einzelnes Band oder mehrere parallele Längsbänder dar und führen Pigment in der Nagelplatte. Die Farbe ist gleichförmig und der Durchmesser am proximalen und distalen Ende des Bandes ist gleich.
Subunguales Melanom, Nagelbettmelanom Spezifische Kriterien gibt es nicht. Heterogenität mit Mehrfarbigkeit mit roten, braunen oder schwarzen Farbtönen ist ein Alarmzeichen, ebenso wie die dynamische Entwicklung der Größe der Läsion, später sind Übergreifen auf die Fingerbeere oder den Nagelfalz (Hutchinson-Zeichen), Blutung und Ulzeration mit Nageldestruktion möglich.
Nagelmatrix-Melanom Charakteristisch sind längs braune und schwarze (heterogene) parallele Linien mit unregelmäßiger Färbung auch im Verlauf der Linien, unregelmäßigem Abstand oder unterschiedlicher Dicke (Chaosregel).
Besonders müssen alarmieren:
-
Störung der Parallelität mit zunehmender Breite proximal, dadurch angedeutete Dreiecksform, denn proximal wächst das Melanom,
-
Hutchinson-Zeichen: Pigmentierung greift über auf/in Kutikula, Falz, Fingerbeere,
-
Nagelplatte mit Zerklüftung oder Zerstörung.
Die wichtigsten Differenzialdiagnosen sind:
-
Infektionen (gerade Mischinfekte Candida, Schimmel, Dermatophyten, Bakterien) mit Nageldyschromie,
-
die subunguale Blutung: Die subunguale Blutung ist die häufigste Ursache für die Pigmentierungen des Nagels; Patienten verneinen meist ein zurückliegendes Trauma.
Blutflecke sind gut umschriebene, scharf tropfenartig sich abgrenzende Punkte, Schollen oder flächigere Suffusionen, meist homogen, gern am Rand spritzerartig v. a. nach distal. Sie können rot, violett, blau, braun oder schwarz sein, eine Farbe dominiert meist. Nicht selten durchzieht proximal der Blutung eine helle Stauchungslinie die Nagelplatte. Blutflecke wachsen aus, aber manchmal langsamer als der Nagel, wenn sie unter der Nagelplatte sind ([Abb. 1], [Tab. 10]).






Auch Melanome und Karzinome bluten im längeren Verlauf. Nägel mit Dermatophytenbefall sind gern verdickt und bluten unter kleinen Traumen schon ein. Falsch-positive und schwerwiegende falsch-negative Diagnosen sind möglich. Im Zweifel immer Biopsie durch Trepanation oder nach Entfernen der Nagelplatte aus der Nagelmatrix oder dem Nagelbett nach erprobter Methode.
Falls Sie mal kein Dermatoskop zur Hand haben oder, wenn Sie auf einer Skihütte, im Busch oder beim Abendessen mit Freunden um Rat gebeten werden, dann können Sie sich im Handumdrehen ein Tapedermatoskop mit Klebefilm und Handy basteln nach Blum u. Mitarb. [12].
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Lösen Sie nun 6 Fälle für Einsteiger!
1. Fall


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2. Fall


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3. Fall


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4. Fall


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5. Fall


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6. Fall


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Lösen Sie nun 6 Fälle für Fortgeschrittene!
7. Fall


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8. Fall


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9. Fall


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10. Fall


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11. Fall


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12. Fall


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Lösungen
Die Lösungen der Einsteiger- und Fortgeschrittenenfälle finden sich in [Tab. 12].
Befundbeschreibung |
Diagnose |
1. Fall
|
melanozytärer Nävus vom Compoundtyp |
2. Fall
|
melanozytärer pigmentierter dermaler Nävus |
3. Fall
|
blauer Nävus |
4. Fall |
superfiziell spreitendes malignes Melanom |
5. Fall
|
pigmentiertes Basalzellkarzinom |
6. Fall
|
junktionaler melanozytärer Nävus |
7. Fall
|
pigmentiertes Basalzellkarzinom |
8. Fall
|
initiales superfiziell spreitendes malignes Melanom (Tumordicke 0,5 mm) |
9. Fall an Blau-Weiß-Regel denken, Asymmetrie, Netz fehlt beim amelanotischen malignen Melanom Atypisches Muster entsteht durch gewundene teils am Scheitelpunkt haarnadelartig gebogene Gefäße. |
überwiegend amelanotisches malignes Melanom (Tumordicke 8,0 mm) |
10. Fall Sternchen: Angiom mit roten Lakunen auf weitgehend strukturlosem melanozytärem Nävus (Kollisionstumor) |
kleines Hämangiom auf melanozytärem Nävus vom Compoundtyp |
11. Fall
|
Lentigo maligna |
12. Fall
|
hypopigmentierter Spitznävus |
* ABCD-Score: (C + D) : 2 + B : 10 + A × 1,3, im Kopf: A × 1,3 + B : 10 + (C + D) : 2
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Die Dermatoskopie ist das wichtigste diagnostische Verfahren in der täglichen dermatologischen Praxis.
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Die „Features“, die durch das Dermatoskop zu sehen und zu beurteilen sind, sind Farben und Strukturen ([Tab. 11] fasst noch einmal die wichtigsten Kurzcharakteristika zusammen).
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Als erster Schritt in der Dermatoskopie muss die Entscheidung getroffen werden, ob die Läsion melanozytär oder nicht melanozytär ist.
-
Der zweite Schritt in der Dermatoskopie der Tumoren besteht in der Anwendung eines Algorithmus zur melanozytären Beurteilung der Dignität.
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Nach der 3-Punkte-Checkliste der Dermatoskopie ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von Malignität auszugehen, wenn eine melanozytäre Läsion zwei der drei folgenden Kriterien aufweist:
-
Asymmetrie,
-
atypisches Netzwerk,
-
blauweiße Farbe.
-
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Die ABCD-Regel der Dermatoskopie nach Stolz differenziert durch Vergabe von Bewertungspunkten und Wichtungsfaktoren für Symmetrie, Berandung, Farben und Strukturmerkmalen mit hoher Treffsicherheit zwischen gutartigen und bösartigen melanozytären Läsionen.
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Für spezielle Lokalisationen wie Akren, Gesichtshaut und Nägel gelten vom ABCD-Score abweichende Kriterien.
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Autorinnen/Autoren
Prof. Dr. med. Thomas Vogt


Jahrgang 1963. Studium der Humanmedizin an der LMU München. Ab 1992 Facharztweiterbildung am Klinikum der Universität Regensburg, Dermatologie. 1995–1997 Forschungsaufenthalte am California Institute for Biological Research und am Sidney Kimmel Cancer Center, San Diego, USA. 1999 Habilitation. 2003–2008 Professor für Dermatologie an der Uni Regensburg. Seit 2009 Direktor der Klinik für Dermatologie und Venerologie an der Universität des Saarlandes.
Prof. Dr. med. Wilhelm Stolz


Ausbildung bei Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Otto Braun-Falco, Dermatologische Universitätsklinik München. 1990 Ernennung zum Oberarzt an der Dermatologischen Universitätsklinik München. 1992–2002 Professor und leitender Oberarzt an der Dermatologischen Klinik der Universität Regensburg. Seit 2002 Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin am Klinikum Schwabing. Zusammen mit Kollegen entwickelte er 1989 das Dermatoskop.
Interessenkonflikt
Erklärung zu finanziellen Interessen
Forschungsförderung erhalten: nein; Honorar/geldwerten Vorteil für Referententätigkeit erhalten: nein; Bezahlter Berater/interner Schulungsreferent/Gehaltsempfänger: nein; Patent/Geschäftsanteile/Aktien (Autor/Partner, Ehepartner, Kinder) an Firma: nein.
Erklärung zu nichtfinanziellen Interessen
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
-
Literatur
- 1 Forsea AM, Tschandl P, Del Marmol V. et al. Factors driving the use of dermoscopy in Europe: a pan-European survey. Br J Dermatol 2016; 175: 1329-1337
- 2 Nachbar F, Stolz W, Merkle T. et al. The ABCD rule of dermatoscopy. High prospective value in the diagnosis of doubtful melanocytic skin lesions. J Am Acad Dermatol 1994; 30: 551-559
- 3 Argenziano G, Soyer HP, Chimenti S. et al. Dermoscopy of pigmented skin lesions: results of a consensus meeting via the Internet. J Am Acad Dermatol 2003; 48: 679-693
- 4 Johr RH. Dermoscopy: alternative melanocytic algorithms – the ABCD rule of dermatoscopy, Menzies scoring method, and 7-point checklist. Clin Dermatol 2002; 20: 240-247
- 5 Roesch A, Burgdorf W, Stolz W. et al. Dermatoscopy of “dysplastic nevi”: a beacon in diagnostic darkness. Eur J Dermatol 2006; 16: 479-493
- 6 Soyer HP, Argenziano G, Zalaudek I. et al. Three-point checklist of dermoscopy. A new screening method for early detection of melanoma. Dermatology 2004; 208: 27-31
- 7 Saida T, Miyazaki A, Oguchi S. et al. Significance of dermoscopic patterns in detecting malignant melanoma on acral volar skin: results of a multicenter study in Japan. Arch Dermatol 2004; 140: 1233-1238
- 8 Durnick A, Stolz W, Landthaler M. et al. Lentigo maligna and lentigo maligna melanoma in young adults. Dermatol Surg 2004; 30: 813-816
- 9 Schiffner R, Schiffner-Rohe J, Vogt T. et al. Improvement of early recognition of lentigo maligna using dermatoscopy. J Am Acad Dermatol 2000; 42: 25-32
- 10 Braun RP, Baran R, Le Gal FA. et al. Diagnosis and management of nail pigmentations. J Am Acad Dermatol 2007; 56: 835-847
- 11 Haenssle HA, Brehmer F, Zalaudek I. et al. Dermoscopy of nails. Hautarzt 2014; 65: 301-311
- 12 Blum A, Giacomel J. “Tape dermatoscopy”: constructing a low-cost dermatoscope using a mobile phone, immersion fluid and transparent adhesive tape. Dermatol Pract Concept 2015; 5: 87-93
Korrespondenzadresse
-
Literatur
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