Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 832
DOI: 10.1055/s-0042-1753889
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

Gesundheit und Klimaschutz sind Motive für das aktive Zurücklegen von Wegstrecken: Ergebnisse einer bundesweiten Erhebung

R Moosburger
,
K Manz
,
A Richter
,
GB Mensink
,
J Loss
 
 

    Einleitung Der Klimawandel ist eine der größten Public Health-Herausforderungen unserer Zeit. Es verringert die Treibhausgasemission, wenn motorisierter Individualverkehr durch aktiven Transport (zu Fuß gehen, Fahrradfahren) ersetzt wird. Eine Steigerung des aktiven Zurücklegens von Wegstrecken erhöht die körperliche Aktivität und hat so auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Studie untersucht die Verbreitung von und Gründe für aktiven Transport in Deutschland.

    Methoden Die Studie Gesundheit in Deutschland aktuell 2021 (GEDA 2021) ist Teil des Gesundheitsmonitorings am Robert Koch-Institut und wurde 06-12/2021 mittels computergestützter Telefoninterviews durchgeführt. Die Teilnehmenden wurden u. a. gefragt, an wie vielen Tagen pro Woche sie mindestens 10 Minuten ohne Unterbrechung zu Fuß gehen bzw. Fahrradfahren, um bestimmte Wegstrecken zurückzulegen (= aktiver Transport). Zudem sollten die Motive dafür angegeben werden, z. B. um körperlich aktiv zu sein, ist kostengünstig, ist gut für Gesundheit, gut für Klima/Umwelt, oder Vermeiden von öffentlichem Nahverkehr (Mehrfachnennungen möglich). Die Teilnehmenden wurden in drei Bildungsgruppen eingeteilt. Bei den Analysen wurde ein Gewichtungsfaktor verwendet und Gruppenunterschieden wurden mittels Chi-Quadrat-Tests geprüft.

    Ergebnisse Es nahmen 4.971 Erwachsene (w: 51,0 %) teil. Laut ihrer Angaben findet ein aktiver Transport von mind. 10 Minuten im Mittel an 3,8 Tagen (zu Fuß gehen) bzw. 1,2 Tagen pro Woche (Fahrradfahren) statt. 22 % gehen seltener als einmal pro Woche (oder nie) 10 Minuten am Stück zu Fuß, beim Fahrradfahren sind es 66 %. 30 % gehen wiederum täglich zu Fuß. 5 % nutzen für Wegstrecken täglich das Fahrrad. Diejenigen, die mind. einmal pro Woche aktiven Transport angeben, nennen meist mehrere Motive (im Schnitt 3,6): am häufigsten Gesundheit (84 %), körperliche Aktivität (74 %) und Klima/Umwelt (68 %), wobei Frauen diese Motive signifikant häufiger angeben als Männer (Tabelle 1). Bei genauerer Betrachtung des Klimamotives zeigt sich, dass dessen Nennung unabhängig von der Alters- und Bildungsgruppe der Teilnehmenden erfolgt. Das Gesundheitsmotiv wird von älteren Personen (ab 50 Jahren) im Vergleich zur jüngsten Altersgruppe (18-29 Jahre) häufiger angegeben (p=0.0004). Körperliche Aktivität wird von Personen ab 60 Jahren häufiger als Motiv genannt als von der jüngsten Altersgruppe (p=0.0005), und von Personen in der hohen Bildungsgruppe häufiger als von Personen in der niedrigen (p=0.0143).

    Schlussfolgerung Nur ein Drittel der Bevölkerung legt mind. einmal pro Woche Wegstrecken mit dem Fahrrad zurück. In die Entscheidung, Wegstrecken aktiv zurückzulegen, fließen meist mehrere Beweggründe ein. Gesundheit, körperliche Aktivität und Klimaschutz sind die wichtigsten und sollten, auch in Kombination, in Kampagnen gezielt adressiert werden. Zudem ist es wichtig, geeignete Bedingungen zu schaffen, z. B. eine fahrradfreundliche Infrastruktur.


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    Publication History

    Article published online:
    22 August 2022

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