Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 805
DOI: 10.1055/s-0042-1753810
Abstracts | DGSMP/DGMS
Poster
Thema: Prävention und Gesundheitsförderung

Die Motivation älterer Beschäftigter, zukünftig mehr für die eigene Gesundheit zu tun

D Borchart
,
J-B du Prel
 

Einleitung Mit dem Alter steigt das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen. Ältere Beschäftigte sind daher eine besondere Zielgruppe für die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Riskante Lebensstilfaktoren sind bei älteren Beschäftigten hierzulande weit verbreitet. Daher besteht bei ihnen ein großes Förderpotenzial zu gesünderen Verhaltensweisen (GVh). Für eine adäquate Verhaltensanpassung bei Bedarf sind u. a. die realistische Selbsteinschätzung des eigenen Handelns (SeGVh) sowie die Änderungsmotivation (MoGVh) wichtig. Daher untersuchten wir das Zusammenspiel der SeGVh und MoGVh älterer Beschäftigter nach ausgewählten soziodemografischen, verhaltens- und gesundheitsbezogenen Faktoren.

Methoden Daten von 3368 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (53 und 59 Jahre alt), die an der dritten Befragung der repräsentativen lidA-Studie (www.lida-studie.de) teilgenommen haben, wurden analysiert. Mittels logistischer Regressionsmodelle wurde der Effekt der SeGVh auf die MoGVh nach Geschlecht, Bildung, Alter, körperlicher Aktivität, Übergewicht, Rauchverhalten und Gesundheitszustand multivariat untersucht. Im gemeinsamen Analysemodell wurde zudem auf Interaktionen der SeGVh mit den Kovariaten getestet.

Ergebnisse Die meisten älteren Beschäftigten wollen zukünftig mehr für ihre Gesundheit tun. Männer, Ältere, Beschäftigte mit guter Gesundheit und Rauchende sind seltener motiviert, zukünftig mehr zu tun. Beschäftigte mit Bewegungsmangel und Übergewicht sind hingegen häufiger motiviert. Es zeigte sich kein direkter Bildungseffekt auf die MoGVh. Die Interaktionstestungen zeigten: Geringer Gebildete und Rauchende, die meinen, bisher zu wenig für ihre Gesundheit zu tun, sind seltener als andere motiviert, mehr zu tun. Der direkte Effekt von Rauchen auf die MoGVh verlor unter Kontrolle der Interaktion SeGVh x Rauchverhalten an Signifikanz.

Schlussfolgerung Ein niederschwelliges BGF-Angebot kann helfen, motivierte Beschäftigte bei ihren Änderungsvorsätzen zu unterstützen. Die vulnerable Personengruppe der geringer Gebildeten hat nicht generell eine geringere MoGVh. Allerdings sind diejenigen von ihnen, die bisher zu wenig für ihre Gesundheit machen, weniger motiviert, zukünftig mehr zu tun. In weiteren Studien sollten die Gründe hierfür genauer untersucht werden. Zukünftige BGF-Maßnahmen sollten Personen mit fehlerhafter GVh-Einschätzung sowie Unmotivierte mit riskanten GVh verstärkt und bedarfsorientiert ansprechen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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