Johanniskraut – beeinflussen Flavonoide die Darmflora?

Einführung Das Darmmikrobiom hat einen großen Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Eine Dysbiose kann über die Gut-brain-axis zu verschiedenen psychischen Erkrankungen beitragen [1], z.B. Depressionen, bei denen Johanniskraut wirksam ist. Johanniskraut enthält 2–4% Quercetin-Glykoside [2]. Diese werden im Darm zu Quercetin metabolisiert [3].

Ziel Daher sollte für Quercetin der Einfluss auf das Mikrobiom ermittelt werden.

Methode Eine Literaturrecherche wurde nach PRISMA für ‘quercetin AND gut microbiome’ durchgeführt.

Resultate Es wurden 4 In-vitro- und 7 In-vivo-Studien in Tiermodellen zu Quercetin gefunden. Die Studien zeigen, dass Quercetin das Wachstum von potenziell pathogenen Bakterien, z.B. E. coli, verhindern und das Wachstum von nützlichen Short-Chain-Fatty-Acids (SCFA) produzierenden Bakterien, z.B. Bifidobacterium, fördern kann [4] [5].

Diskussion Bei Personen mit Depressionen sind einige SCFA-produzierende Bakterien [6] und SCFA vermindert [7]. Quercetin wirkt dem entgegen. SCFA können über die Gut-brain-axis einen positiven Effekt auf Depressionen ausüben.

Schlussfolgerung Quercetin ist ein wichtiger sekundärer Inhaltsstoff des Johanniskrauts. Seine Wirkung auf das Mikrobiom könnte dazu beitragen, die Wirkmechanismen des Johanniskrauts bei Depressionen besser zu verstehen.

• Literatur

• 1 Westfall S. et al. Cell Mol Life Sci 2017; 74: 3769-3787
• 2 Hyperici herba. Exeter: ESCOP; 2018
• 3 Shabbir U. et al. Nutrients 2021; 13: 206
• 4 Xue B. et al. Food Funct 2016; 7: 1501-1507
• 5 Shi T. et al. Food Funct 2020; 11: 8003-8013
• 6 Janssens Y. et al. BMC Microbiology 2018; 18: 50
• 7 Skonieczna-Żydecka K. et al. Nutrients 2018; 10: 1939

Publication History

Article published online:
13 June 2022