Aktuelle Dermatologie 2016; 42(12): 495
DOI: 10.1055/s-0042-119620
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Malignes Melanom - Hautbeurteilung mit Partner verbessert Früherkennung

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Publication Date:
06 December 2016 (online)

 

Wer ein erstes malignes Melanom entwickelt hat, hat ein stark erhöhtes Risiko für ein weiteres Melanom. Die Früherkennung kann die Überlebenschance deutlich verbessern. Die Selbstuntersuchung bzw. Untersuchung durch den Partner kann zu einem frühen Aufsuchen eines Arztes bei verdächtigen Hautmalen führen – wenn sie auch durchgeführt wird. Das scheint nach einer Studie von June K. Robinson et al. relativ zuverlässig zu klappen, wenn entsprechend geschult wird.
JAMA Dermatology 2016; 152: 979–985

Die randomisierte, über 24 Monate laufende Studie verglich die Häufigkeit der Hautselbstuntersuchung (Skin Self Examination, SSE) von 494 Patienten mit einem Melanom bis zum Stadium IIb und ihren Partnern, wenn das Paar ein strukturiertes Training erhalten hatte (persönlich oder über ein Arbeitsbuch, teilweise auch über einen Tablet-PC) oder nur allgemein aufgeklärt worden war. Das strukturierte Selbstuntersuchungsprogramm basierte auf einer modifizierten ABCDE-Regel und gab genaue Hinweise, wie welche Veränderungen zu werten sind und wann zeitnah ein Arzt aufzusuchen ist. Die im Mittel 55 (± 10) Jahre alten Patienten und ihre Partner wurden alle 4 Monate erneut zum Hautcheck motiviert. Alle Teilnehmer verfügten über eine ausreichende Sehkraft, definiert als die Fähigkeit, Zeitung lesen zu können.

Strukturiertes Training zeigte größeren Effekt

Die 395 Patienten und ihre Partner, die eines der strukturierten Interventionen erhalten hatten, führten die Untersuchung nach 4, 12 und 24 Monaten deutlich häufiger durch als die 99 Patienten und ihre Partner in der Kontrollgruppe (jeweils p < 0,001). Die mittlere Differenz betrug nach 4 Monaten 1,57- (95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,29-1,85), nach 12 Monaten 0,72- (95 %-KI 0,39-1,06) und nach 24 Monaten 0,94-mal (95 %-KI 0,58-1,30). Die Unterschiede beruhten auf den Untersuchungen gemeinsam mit dem Partner, die Zahl der nur durch den Patienten selbst durchgeführten SSEs unterschied sich dagegen zwischen den Gruppen nicht. Besonders deutlich waren die Unterschiede bei schwierig zu sehenden Malen und in sexuell sensiblen Bereichen. Insgesamt 66 Patienten (13,4 %) entwickelten ein neues Melanom. Die häufigere Hautuntersuchung bei strukturiertem Training führte auch häufiger zur Entdeckung von Melanomen als in der Kontrollgruppe. Dabei wurden 43 Melanome durch trainierte Patienten und ihre Partner entdeckt, 10 durch einen Arzt, wobei in 3 dieser 10 Fälle der mituntersuchende Partner verstorben war. In der Kontrollgruppe identifizierten Ärzte bei 16 Patienten ein neues Melanom. In keinem Fall kam es in dieser Gruppe primär zur Entdeckung durch den Patienten und seinen Partner. Die ungeplanten Arztbesuche stiegen durch die verstärkte Selbstkontrolle nicht deutlich an.

Fazit

Patienten und ihre Partner können mithilfe eines strukturierten Programms relativ zuverlässig lernen, Hautläsionen zu beurteilen und führen diese etwa 30-minütige Untersuchungen auch durch, woran sie in dieser Studie allerdings auch regelmäßig erinnert wurden. Solch ein Programm könnte also die Früherkennung von Folgemelanomen verbessern und die durch eine wachsende Zahl von Betroffenen immer stärker belasteten Ressourcen im Gesundheitswesen schonen.

Friederike Klein, München


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