Pneumologie 2016; 70(08): 501
DOI: 10.1055/s-0042-112878
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tuberkulose – Alternative zu neuen Medikamenten?

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Publication Date:
11 August 2016 (online)

 

    Ein internationales Team von Wissenschaftlern erzielt mit einem für andere Zwecke zugelassenen ß-Lactam-Antibiotikum unerwartete Erfolge in der Tuberkulosebehandlung. Die Studienergebnisse wurden im Juli im New England Journal of Medicine veröffentlicht (DOI: 10.1056/NEJMc1513236 ).

    Die Anzahl von Patienten mit einer multiresistenten und damit schwer behandelbaren Tuberkulose (MDR-TB) ist von 47 000 im Jahr 2009 auf 123 000 im Jahr 2015 dramatisch gestiegen. Nicht einmal 2 Jahre nach Einführung der letzten beiden neuen Medikamente (Bedaquilin und Delamanid) gegen multiresistente Tuberkulose wurde der erste Bakterienstamm mit Resistenzen gegen diese Antibiotika identifiziert. Eine Alternative zur Entwicklung neuer Medikamente sehen die Forscher darin, bereits für andere Indikationen zugelassene Medikamente für die Tuberkulosetherapie zu testen.

    Lange Zeit glaubte man, dass ß-Lactam-Antibiotika, Verwandte des Penicillins, keine Wirksamkeit in der Tuberkulosetherapie haben. Ein Forscherteam aus Südafrika, Spanien, Mozambique und Deutschland hat diese Ansicht nun widerlegt. Die Ärzte behandelten Patienten mit einer Lungentuberkulose vor Beginn der eigentlichen Standardtherapie 2 Wochen lang mit dem ß-Lactam-Antibiotikum Meropenem. Um Abwehrmechanismen der Bakterien auszuschalten, gaben die Mediziner zusätzlich Clavulansäure; sie hemmt die ß-Lactamase, ein Enzym der Bakterien, welches ß-Lactam-Antibiotika unwirksam macht. Unter der Kombinationsbehandlung nahm die Bakterienlast im Sputum der Patienten rasch ab. „Die Behandlung war ebenso effizient wie die mit den gängigen Medikamenten Rifampicin oder Pyrazinamid“, erklärt C. Lange, Borstel. „Die Studie war allerdings nicht darauf ausgelegt, den langfristigen Effekt von Meropenem/Clavulansäure auf die Heilungschancen der multiresistenten Tuberkulose zu untersuchen“, dämpft Lange zu hohe Erwartungen. Jedoch öffne sich hier ein neues Feld in der klinischen Tuberkuloseforschung.

    Nach einer Mitteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, Borstel


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