Pneumologie 2016; 70(08): 500
DOI: 10.1055/s-0042-112877
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik – Wann sind mehrere Ärzte besser als einer?

Further Information

Publication History

Publication Date:
11 August 2016 (online)

 

    Methoden der kollektiven Intelligenz können zu erheblich genaueren medizi-nischen Diagnosen führen, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Eine Studie unter Leitung des Max-Planck- Instituts für Bildungsforschung hat den Einfluss der Gruppenzusammensetzung auf das Ergebnis kollektiver Entscheidungen untersucht. Die Ergebnisse wurden im Juli in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht (DOI: 10.1073/pnas.1601827113 ).

    Ärztliche Entscheidungen lassen sich verbessern, wenn mehrere unabhängige Meinungen zusammengeführt werden. „Kollektive Intelligenz ist ein vielversprechender Ansatz, um bessere Entscheidungen zu treffen. Wir haben untersucht, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die Gruppe erfolgreicher ist als der beste Einzelne in der Gruppe“, sagt Ralf Kurvers, Berlin.

    Die Studie zeigt, dass sich die Ärzte hinsichtlich ihrer Diagnosegenauigkeit ähneln müssen. Nur so können die kombinierten Entscheidungen mehrerer Ärzte die Entscheidung des besten Arztes der Gruppe überflügeln. Das funktioniert nicht, wenn die Diagnosegenauigkeit der Ärzte zu unterschiedlich ist. Dieser Effekt zeigt sich auch bei verschiedenen Gruppengrößen oder unterschiedlichen Leistungsniveaus des besten Arztes innerhalb der Gruppe. „Es ist nicht so, dass Gruppen immer zu besseren Entscheidungen gelangen. Sind die individuellen Fähigkeiten innerhalb der Gruppe zu unterschiedlich, sollte man der Diagnose des besten Arztes innerhalb der Gruppe vertrauen“, so Kurvers.

    Für ihre Studie nutzten die Wissenschaftler 2 bereits vorhandene große Datensätze früherer Studien. So konnten sie auf über 20 000 Bewertungen von mehr als 140 Ärzten zurückgreifen und die Diagnosegenauigkeit der einzelnen Ärzte berechnen. Mit diesen Informationen simulierten sie, unter welchen Bedingungen die mittels Regeln der kollektiven Intelligenz kombinierten Diagnosen treffsicherer sind als Einzeldiagnosen. Angewendet wurden dabei die Konfidenz- und die Mehrheitsregel. Während bei der Konfidenzregel pro Fall die Diagnose desjenigen Arztes gilt, der sich seiner Einschätzung am sichersten ist, gilt bei der Mehrheitsregel pro Fall diejenige Diagnose, welche am häufigsten von den Ärzten genannt wurde.

    Nach einer Mitteilung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Berlin


    #