Aktuelle Dermatologie 2016; 42(06): 217
DOI: 10.1055/s-0042-106513
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

UV-Schutz – Hoher Aufklärungsbedarf

Contributor(s):
Susanne Meinrenken

Dermatology 2016;
232: 11-16
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Publication History

Publication Date:
15 June 2016 (online)

 

    UV-Strahlung ist ein bewiesener Risikofaktor für die Entwicklung von Hautkrebs. Die UV-Exposition lässt sich durch effektive Schutzmaßnahmen kontrollieren. Dennoch nimmt die Anzahl der Fälle von Nicht-Melanomen weltweit zu. Mit dem Ziel, die Einstellungen zum UV-Schutz in der Allgemeinbevölkerung zu beurteilen, haben D. Antonov und Kollegen strukturierte Interviews an einem repräsentativen Kollektiv von Freiwilligen aus Jena durchgeführt.
    Dermatology 2016; 232: 11–16

    An der Studie nahmen 865 Probanden aus dem European Dermato-Epidemiology- Network (EDEN) teil. In einem persönlichen Interview machten sie Angaben zu soziodemografischen Parametern sowie zu spezifischen Fragen hinsichtlich des Umgangs mit UV-Licht. Die Männer (52 %) und Frauen (48 %) waren zwischen 18 und 80 Jahre alt. 20 % von ihnen waren Studenten.

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    Männer schützen sich im Durchschnitt weniger konsequent vor der Sonne als Frauen, so das Ergebnis der Studie. (© Zyxwodron / pixelio.de)

    58 % der Befragten ordneten ihren Hauttyp mithilfe von Fotomaterial korrekt ein. Die übrigen Teilnehmer stuften ihren Hauttyp eher höher ein als er tatsächlich war und neigten somit dazu, ihr Sonnenbrandrisiko zu unterschätzen. Fast alle (97 %) hatten mindestens 1-mal im Leben einen Sonnenbrand erlitten, 65 % bereits in der Kindheit. 87 % der Probanden nutzten regelmäßig Sonnencreme, nur 13 % hatten sich noch nie entsprechend eingecremt. Über 70-Jährige cremten sich im Vergleich deutlich seltener ein als die übrigen Altersgruppen (p = 0,001). Rund die Hälfte der Teilnehmer trug Kopfbedeckung bzw. geeignete Kleidung zum Schutz vor der Sonne. 94 % gaben an, nie ein Solarium genutzt zu haben. Diejenigen, die Sonnenschutz nutzten, verbrachten im Median 60 Tage pro Jahr in der Sonne, die übrigen im Median 90 Tage (p = 0,035). Es bestand kein Zusammenhang zwischen dem Hauttyp und der berichteten Sonnenexposition. Wer bereits einen Sonnenbrand im Erwachsenenalter hinter sich hatte, cremte sich im Vergleich eher ein. Der Gebrauch von Sonnencreme ging jedoch nicht einher mit einer positiven Anamnese für Hautkrebs oder einer entsprechenden Familienanamnese. 51 % aller Teilnehmer hatten vorhandene Nävi noch nie ärztlich untersuchen lassen.

    Beim Vergleich von Männern und Frauen fiel auf, dass Frauen häufiger Angst vor Hautkrebs hatten als Männer (52 vs. 38 %), eher ihre pigmentierten Nävi untersuchen ließen (54 vs. 45 %) und seltener als Kind einen Sonnenbrand gehabt hatten (75 vs. 54 %). Zudem hatten lediglich 11 % der Frauen nie Sonnencreme benutzt – im Vergleich zu 15 % der Männer (p = 0,04).

    Fazit

    Angesichts der oft fehlenden Sensitivität der Befragten hinsichtlich des Sonnenschutzes, speziell in Abhängigkeit vom Hauttyp, sehen die Autoren großen Handlungsbedarf für die Aufklärung der Allgemeinbevölkerung. Informationen zu den Risikofaktoren sollten v. a. Eltern kleiner Kinder sowie ältere Männer ansprechen, denn letztere tun bei altersentsprechend hohem Hautkrebsrisiko vergleichsweise wenig für ihren Sonnenschutz, so die Autoren.


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    Männer schützen sich im Durchschnitt weniger konsequent vor der Sonne als Frauen, so das Ergebnis der Studie. (© Zyxwodron / pixelio.de)