Pneumologie 2016; 70(02): 79
DOI: 10.1055/s-0042-101599
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Influenza – Impfung verringert Risiko für grippeassoziierte Pneumonie

Contributor(s):
Horst Gross

Association Between Hospitalization With Community-Acquired Laboratory-Confirmed Influenza Pneumonia and Prior Receipt of Influenza Vaccination.

JAMA 2015;
314(14): 1488-1497
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 March 2016 (online)

 

    Im Herbst und Winter stellt sich für viele Menschen die Frage nach dem Für und Wider einer Grippeimpfung. Gerade bei älteren Personen, chronisch Kranken und Schwangeren können bei einer Erkrankung lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Die Häufigkeit der grippeassoziierten Pneumonie wurde nun bei Personen mit und ohne Impfschutz verglichen.
    JAMA 2015; 314: 1488–1497

    Zoom Image
    (© Josef Muellek/iStockphoto)

    Die Grippeschutzimpfung wird allgemein als sinnvoll akzeptiert. Über ihre prinzipielle Effektivität gibt es in der Literatur kaum Zweifel. Erstaunlicherweise trifft dies nicht für die gefürchtete Komplikation der Influenzapneumonie zu. Unklar ist bisher, in welchem Umfang die Impfung auch das Risiko einer solchen, ambulant erworbenen Pneumonie reduziert.

    C. G. Grijalva et al. werteten unter diesem Aspekt Daten einer prospektiven epidemiologischen Studie aus den USA (Etiology of Pneumonia in the Community, EPIC) in einem Fall-Kontroll-Setting neu aus. Es standen die Daten von 2767 Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie zur Verfügung. Hiervon waren 794 (29 %) gegen Grippe geimpft. Die Forscher prüften dann, wie viele Geimpfte im Gegensatz zu Ungeimpften an einer Influenzapneumonie erkrankten. Alle Pneumoniefälle wurden stationär versorgt. Um die Influenzagenese der Pneumonie zu sichern, erfolgte bei Aufnahme ein Virusschnelltest. Säuglinge und Patienten mit unsicherem Impfstatus wurden nicht berücksichtigt. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich zwischen Januar 2010 und Juni 2012.

    Als statistische Kontrollgruppe dienten die 2605 Patienten mit Pneumonie ohne Influenzagenese aus dem gleichen Studienkollektiv. Durch den Vergleich mit dieser Gruppe konnten die Autoren prüfen, welchen Einfluss ein positiver Impfstatus auf das Risiko hatte, eine Influenzapneumonie zu entwickeln. Damit konnte auch geklärt werden, in welchem Umfang die Impfung vor dieser Komplikation schützt, falls Patienten, trotz Impfung, an einer Influenza erkranken.

    Bei 6 % der Geimpften wurde eine Influenzapneumonie nachgewiesen. Es dominierten die Typen H1N1 (38 %) und H3N2 (27 %). Die statistische Auswertung zeigte, dass eine Impfung das Risiko für die Influenzapneumonie mehr als halbierte (Odds Ratio 0,43). Der präventive Effekt war dabei stark vom Virustyp abhängig. Den höchsten Präventionserfolg hatten Patienten mit Influenzatyp B (Odds Ratio 0,28). Bei H1N1 lag dieser Risikowert bei 0,40. Beim Virustyp H3N2 betrug die Risikoverminderung nur noch 0,55.

    Fazit

    Die Grippeschutzimpfung muss auch unter dem Aspekt des Schutzes vor Komplikationen propagiert werden. Kommt es trotz Impfung zu einer Erkrankung, dann wird das Risiko an einer Influenzapneumonie zu erkranken drastisch vermindert. Patienten mit einer Erkrankung vom Influenza Typ B profitieren besonders vom Pneumonieschutz der Impfung.


    #


    Zoom Image
    (© Josef Muellek/iStockphoto)