Dialyse aktuell 2016; 20(01): 20
DOI: 10.1055/s-0042-100826
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Rückblick des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) e. V. – Nephrologisches Jahresgespräch 2015 in Mannheim

Charlotte Schrooten
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Publication Date:
22 February 2016 (online)

 

Vom 20.–22.11.2015 fand in Mannheim bereits zum 25. Mal das Nephrologische Jahresgespräch statt. Rund 200 niedergelassene Nierenfachärzte nutzten die Möglichkeit eines fachlichen Austauschs auf dem wissenschaftlichen Weiterbildungsforum mit Jahresversammlung des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN e. V.) [Abb. 1]. In diesem Jahr wurde auf dem Kongress auch das 35-jährige Jubiläum des DN e. V. gefeiert.

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Abb. 1 Auf dem Podium (von links): K.-W. Kühn, Karlsruhe; G. Lonnemann, Langenhagen; J. Floege, Aachen; T. Dietz, Berlin; C. Erley, Berlin; M. D. Alscher, Stuttgart; M. Daschner, Saarbrücken.

Attraktive Vorträge

Das wissenschaftliche Programm begann mit einem Vorsymposium zum Thema „Urämie und Mikrobiom“. Prof. Pieter Evenepoel, Leuwen (Belgien), und Prof. Hans-Joachim Anders, München, stellten dabei aktuelle Erkenntnisse zur Rolle der intestinalen bakteriellen Besiedelung (Mikrobiom) und dem urämischen Syndrom vor. Prof. Joachim Jankowski, Aachen, erläuterte die Bedeutung der posttranslationalen Modifikation von Proteinen in der Pathogenese von Erkrankungen.

In einem weiteren Vorsymposium wurden der Stand und erste Daten des verbandseigenen CKD 3–4 Registers von Prof. Helmut Reichel, Villingen-Schwenningen, vorgestellt. In diesem Register werden Behandlungsdaten von über 3000 chronisch nierenkranken Patienten prospektiv und der Einfluss verschiedener Krankheitsbedingungen und Behandlungsansätze auf den Verlauf der Niereninsuffizienz ausgewertet. Der Verband leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Versorgungsforschung und partizipiert mit diesem Projekt an der weltweiten CKDopps-Studie.

Prof. Gerhard Lonnemann, Langenhagen, stellte die Auswertung von Sozialdaten der Krankenkassen zur Bedeutung einer frühen oder verspäteten nephrologischen Mitbetreuung bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, die der DN e. V. in Auftrag gegeben hat, vor. Es bestätigte sich dabei, was auch bereits in Studien aus anderen Ländern gezeigt werden konnte: Eine frühzeitige nephrologische Mitbetreuung senkt insgesamt die Mortalität und Morbidität der Patienten und stabilisiert die renale Funktion.

Dr. Jens Titze, Nashville (TN, USA) und Erlangen, präsentierte Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe zur Natrium-Homöostase, die in den letzten Jahren völlig neue Sichtweisen auf den Natrium-Haushalt im menschlichen Körper und seiner Bedeutung für eine Reihe pathoyphsiologischer Prozesse eröffnet haben. Dr. Thilo Krüger, Wuppertal, zeigte, wie über diese Substanzen in renalen Zellen der Abbau von HIF aufgehalten und so eine Signalkaskade aktiviert wird, die zu einer Steigerung der endogenen EPO-Produktion führt.

Einen breiten Überblick über neue Behandlungsoptionen bei diabetischer Nephropathie gab PD Martin Busch, Jena. Prof. Sir Mark Pepys, London (Großbritannien), präsentierte faszinierende Ergebnisse langjähriger Arbeit an einem Therapieprinzip zur Behandlung der Amyloidose. Seine Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass sich unter einer Kombination aus einer Senkung der SAA-Produktion (SAA: Serum-Amyloid-A) zunächst dieses Protein aus der Zirkulation entfernen lässt. Im Anschluss daran werden diese Proteine durch die Gabe eines Anti-SAA-Antikörpers in Amyloidablagerungen dem Abbau durch eine komplementvermittelte Makrophagenaktivierung zugänglich gemacht.


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Pro- und Kontra-Debatten sowie berufspolitisches Forum

In lebhaften Pro- und Kontra-Debatten zu klinischen Themen wurde u. a. die Frage, ob eine AV-Fistel in jedem Fall der bevorzugte Gefäßzugang für alle Dialysepatienten ist, besprochen.

Im Rahmen des berufspolitischen Forums diskutierten Vertreter aus der Klinik und Niederlassung unter der Moderation von Prof. Karl-Wilhelm Kühn, Karlsruhe, über das Thema „Nephrologie in Praxis und Klinik: Kooperation statt Konfrontation – Wege zur Stärkung der Nephrologie“. Grundsätzlich bestand Einigkeit, dass eine langfristige Stärkung der Nephrologie als relativ kleines Fach in der Inneren Medizin nur im Zusammenspiel von ambulanten und klinisch tätigen Nephrologen erfolgreich sein wird. An den Schnittstellen der Versorgung entzünden sich immer wieder aufbrechende Kontroversen, Misstrauen und Konflikte; diese sollen in der Zukunft angegangen werden. Darüber wurde auch unter der engagierten Beteiligung des Auditoriums debattiert.


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Preisverleihungen

Der mit 8000 Euro dotierte Bernd Tersteegen-Preis wurde im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung auf dem Nephrologischen Jahresgespräch an Dr. Rafael Kramann, Aachen, verliehen für seine Publikation mit dem Titel „Pharmacological GLI2 inhibition prevents myofibroblast cell-cycle progression and reduces kidney fibrosis“.

Den Georg Haas-Preis, die Auszeichnung des DN e. V. für herausragende Promotionsarbeiten, erhielt M. Sc. Lisa Fell, Homburg/Saar, für ihre Arbeit mit dem Titel „Substanzspezifische Effekte intravenöser Eisenpräparate auf Monozyten“.


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Nephrologisches Jahresgespräch 2016

Das nächste Nephrologische Jahresgespräch findet vom 11.–13.11.2016 in Mannheim statt.

Pressekontakt

Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e. V.

Öffentlichkeitsarbeit

Immermannstraße 65 A

40210 Düsseldorf

Tel.: 0211/179579-0

Fax: 0211/179579-60

E-Mail: info@dnev.de

Internet: http://www.dnev.de


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Abb. 1 Auf dem Podium (von links): K.-W. Kühn, Karlsruhe; G. Lonnemann, Langenhagen; J. Floege, Aachen; T. Dietz, Berlin; C. Erley, Berlin; M. D. Alscher, Stuttgart; M. Daschner, Saarbrücken.