Rofo 2021; 193(S 02): S92
DOI: 10.1055/s-0041-1732564
Poster GPR 2021

Erweiterte Liquorräume und chronische subdurale Hämatome im Rahmen eines alimentär verursachten Vitamin B12-Mangels

Hilda Bartos, Jolanta Heinzinger, Franz Möller, Hanna Müller, Peter Seipelt
 
 

    Einleitung und Ziel: Ein Vitamin B12-Mangel beim Neonaten und Säugling geht mit neurologischen Ausfällen einher, die nicht immer reversibel sind. Die Vitamin B12-Unterversorgung des Kindes beginnt nicht selten pränatal durch einen Vitamin B12-Mangel der Schwangeren und wird aufrechterhalten, wenn das Kind überwiegend gestillt wird. Noch viel zu wenig wird der alimentäre Vitamin B12-Mangel bei Neonaten und Säuglingen mit Krampfanfällen und Entwicklungsverzögerungen als Differentialdiagnose berücksichtigt, obwohl die Therapie sich dann sehr einfach gestaltet. Die Bildgebung kann bei der Diagnosenstellung sehr hilfreich sein.

    Methode: Wir möchten den Fall eines 5 Monate alten Mädchens präsentieren, das beim kinderärztlichen Bereitschaftsdienst vorgestellt wurde, da es im Rahmen eines Infekts der oberen Luftwege röchelte und Atemaussetzer hatte. In der Nacht war zudem erstmalig ein Zucken des Kopfes nach links aufgefallen. Daraufhin erfolgte die stationäre Aufnahme in der Kinderklinik.

    Ergebnis: Bei der in der Kinderklinik durchgeführten Diagnostik wurde ein extremer neurologischer Entwicklungsrückstand bestätigt. Sonographisch zeigten sich erweiterte äußere Liquorräume, im EEG Hinweise auf eine kortikale Funktionsstörung, weshalb ein MRT durchgeführt wurde. Dies zeigte zusätzlich ein chronisches subdurales Hämatom. In der Anamnese berichtete die Mutter über einen kürzlich bei ihr festgestellten Vitamin-B12-Mangel (positiver Befund für Antikörper gegen Intrinsic-Factor). Daraufhin wurde eine entsprechende Diagnostik beim Kind veranlasst, die nicht messbar niedrige Werte für Vitamin B12 im Blut zeigte. Damit war der alimentäre Vitamin-B12-Mangel beim Kind bestätigt und es wurde eine entsprechende Substitution begonnen mit rascher Besserung der Symptomatik. Allerdings mussten Krampfanfälle medikamentös behandelt werden. 12 Monate nach Therapiebeginn hat sich das Kind weiterentwickelt, aber es ist immer noch deutlich entwicklungsretardiert.

    Schlussfolgerung: Bei erweiterten Liquorräumen und einem chronischen Subduralhämatom sollte bei einem entwicklungsverzögerten Kind ein Vitamin B12-Mangel in Erwägung gezogen werden.

    bartos@med.uni-marburg.de


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    Publication History

    Article published online:
    19 August 2021

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