Rofo 2021; 193(S 02): S90
DOI: 10.1055/s-0041-1732557
Poster GPR 2021

Hypothyreose bei Neugeborenen nach intestinaler Verabreichung jodhaltiger Röntgenkontrastmittel – Fallberichte und Literaturübersicht

Alexander Michel, Axel Mittnik, Farnaz Darbandi, Gerald Pärtan
 
 

    Einleitung und Ziel: Exposition der unreifen Schilddrüse (SD) in der Prä- und Neonatalperiode mit größeren Mengen an Jod, wie sie u. a. von jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln (Jod-KM) freigesetzt werden, kann zu Unterdrückung der SD-Funktion mit Hypothyreose und schwerer Beeinträchtigungen der kognitiven Entwicklung führen. Während dabei die Auswirkungen intravasaler Gabe von Jod-KM allgemein bekannt sind, findet deutlich weniger Beachtung, dass auch die ante- oder retrograde Einbringung von Jod-KM in den Intestinaltrakt das Potential zu Jod-Freisetzung mit konsekutiver Hypothyreose in sich trägt. Zwei Fälle aus unserer neonatologischen Intensivstation werden vorgestellt und ein Überblick über den Stand der Literatur gegeben.

    Methode: Fall 1: Knabe, geboren 10.7.2019 in SSW 26 + 3; in den Wochen nach der Geburt NEC konservativ behandelt. Bei persistierender abdomineller Problematik mit galligen Magenresten und stark geblähtem Abdomen, bei fehlender Stuhlproduktion Entschluss zur Irrigoskopie am 14.8. Dabei konnte mittels insgesamt 50 ml jodhaltigem isotonen Röntgenkontrastmittel der Colonrahmen nach Umspülung der Mekoniumpfropfen langsam aufgefüllt werden. Am Nachmittag der Untersuchung, bzw. in weiteren stationären Verlauf kommt es erfreulicherweise zum regelmässigen spontanen Absetzen von Stuhl. Fall 2: Knabe, geboren 29.8.2019 in der 32 + 4 SSW. Darmobstruktion. Irrigoskopie am 15.10.2019 mit etwa 100 ml nichtionischem jodhaltigen KM zeigte KM-Stopp im Colon ascendens. Laparoskopie am selben Tag ergab Ausmauerung des Ileum mit Stuhlpfropfen.

    Ergebnis: Bei Fall 1 fiel im Rahmen des PKU-Screenings 13 Tage nach der Irrigoskope ein massiv erhöhtes TSH von 189 µU/ml auf. Sonografie der Schilddrüse unauffällig. Ausgleich mittels L−Thyroxin. Bei Fall 2 zeigte sich das TSH 6 Tage nach der Irrigoskopie (am 21.10.) deutlich auf 19,4 µU/ml erhöht.

    Schlussfolgerung: Auch die intestinale Verabreichung von Jod-KM kann in der Neonatalperiode zu einer Hypothyreose führen. In der Literatur findet sich dazu dzt. lediglich eine einstellige Zahl entsprechender Quellen. Die Verabreichung von Jod-KM in den Intestinaltrakt sollte – ebenso wie deren intravasale Verabreichung – in der Neonatalperiode eine routinemäßige Nachkontrolle der Schilddrüsenfunktion veranlassen.

    gpaertan@gmail.com


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    19. August 2021

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