Rofo 2021; 193(S 02): S84
DOI: 10.1055/s-0041-1732537
Vorträge GPR 2021

Das nichtakzidentelle Schädel-Hirn-Trauma – Kontrastmittelapplikation zur Detektion von Inflammation und diffuser axonaler Schädigung

Martin Stenzel
 
 

    Einleitung und Ziel: In Fällen eines nichtakzidentellen Schädel-Hirn-Traumas geht es nicht allein um das Erkennen therapierelevanter Diagnosen. In allen Fällen geht es auch um die zeitliche Einordnung der Ereignisse und das Erkennen kleinster Verletzungen. Neben dem klassischen subduralen Hämatom kommt es in schweren Fällen auch zur diffusen axonalen Schädigung des Hirnparenchyms. In der aktuellen Leitlinie „Kindesmisshandlung, -missbrauch, -vernachlässigung unter Einbindung der Jugendhilfe und Pädagogik“ der Deutschen Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) wird zur Applikation von Kontrastmitteln keine Stellung genommen. Ziel der Studie ist es, den zusätzlichen Nutzen der kontrastmittelgestützten kraniellen MRT aufzuzeigen.

    Methode: Es wurden sämtliche Fälle nichtakzidenteller Schädel-Hirn-Traumata eines einzelnen Zentrums über einen 10-Jahres-Zeitraum (2011 – 2021) gesammelt. Analysiert wurden FLAIR-, T1w-, T2w- und DWI-Sequenzen eines 1,5 T Scanners. Darüber hinaus wurde der zusätzliche Nutzen der Applikation von i. v. applizierten Kontrastmittels bewertet.

    Ergebnis: Es wurden 40 MRT-Untersuchungen ausgewertet. Mit Kontrastmittel wurden 10 Untersuchungen durchgeführt. Dabei gab es eine hohe Übereinstimmung zwischen Diffusionsrestriktion und KM-Enhancement. Allerdings fanden sich auch DWI-negative Verletzungsareale, die in den KM-gestützten Sequenzen auffällig wurden.

    Schlussfolgerung: In Fällen von Kindesmisshandlung, die in der initialen medizinischen Betreuung oft weder zu beweisen, noch auszuschließen ist, ist eine erstklassige bildgebende Diagnostik unverzichtbar. Der zusätzliche Einsatz von intravenösem Kontrastmittel hilft, die in der DWI uneindeutigen Verletzungen besser werten zu können. Damit werden Voraussetzungen geschaffen, Fälle akzidentellen und nicht-akzidentellen Traumas zu diskriminieren. Allgemein ist damit eine Verbesserung des Kinderschutzes möglich.

    m.stenzel@mail.xy-space.de


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    Publication History

    Article published online:
    19 August 2021

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