Rofo 2021; 193(S 02): S78
DOI: 10.1055/s-0041-1732522
Vorträge GPR 2021

Schneller als eine Röntgenuntersuchung: Echtzeit-MRT zur Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit Skoliose – erste Ergebnisse einer prospektiven Studie

Christian Roth, Ina Sorge, Franz-Wolfgang Hirsch, Daniel Gräfe
 
 

    Einleitung und Ziel: Kinder und Jugendliche mit idiopathischer Wirbelsäulenskoliose benötigen häufige, teils halbjährliche Röntgenuntersuchungen der gesamten Wirbelsäule zur etwaigen Therapieanpassung (Korsett/Operation). Problematisch ist die damit verbundene Strahlenexposition. Zur Evaluation der diagnostischen Wertigkeit und des zeitlichen Aufwandes verglichen wir eine ultraschnelle Echtzeit-MR-Sequenz mit dem konventionellen Röntgen. Zusätzlich ermittelten wir einen Korrelationskoeffizienten, um die etablierte Graduierung der Skoliose über ein Röntgenbild im Stehen durch eine Liegenduntersuchung in der MRT abschätzen zu können.

    Methode: Bei der prospektiven Studie wurden Kinder und Jugendliche im Alter von 5 – 17 Jahren mit idiopathischer Wirbelsäulenskoliose rekrutiert. Bis 10/2021 werden insgesamt 50 Patienten eingeschlossen. Nach der Röntgenuntersuchung erfolgte innerhalb einer Woche eine MR-Untersuchung mit ultraschnellen Volume-coverage-Sequenzen in SSFP-Wichtung in koronarer und sagitaler Orientierung sowie Scouts. Die Beurteilung hinsichtlich Cobbwinkel, Rotationsgrad nach Nash und Moe und Risserstadium erfolgte durch zwei unabhängige Auswerter.

    Ergebnis: Die Scanzeit betrug für die drei Stacks unter Einbeziehung der gesamten Wirbelsäule und des Beckens im Mittel jeweils 30 Sekunden je Raumorientierung. Bis 05/2021 wurden 23 Patienten eingeschlossen. Diese zeigten kumulativ 35 Auslenkungen, hauptsächlich S-förmige (22%) und rechts-konvexe (22%). Die Korrelation hinsichtlich Cobb-Winkel war zwischen Röntgen und MRT sehr gut (r2 = 0,96). Die Intraclass correlation (ICC) war mit 0,91 (Röntgen) und 0,98 (MRT) exzellent. Der Korrelationsfaktor des im Liegen gemessenen Cobbwinkels beträgt 1,1 zum Stehen. Sämtliche Anforderungen sind mit einer Kombination aus den ultraschnellen MR-Sequenzen und Scouts beantwortbar.

    Schlussfolgerung: Schon jetzt können wir zeigen, dass die MRT hinsichtlich diagnostischer Wertigkeit und zeitlichem Aufwand gleichwertig ist. Die fehlende ionisierende Strahlung, der hohe Detailreichtum der Weichteile und die hohe Akzeptanz bei Kindern und Eltern bringt der MRT sogar Vorteile gegenüber der Röntgenuntersuchung.

    christian.roth@medizin.uni-leipzig.de


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    Publication History

    Article published online:
    19 August 2021

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