Aktuelle Dermatologie 2016; 42(01/02): 11
DOI: 10.1055/s-0041-111457
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psoriasis – Erkrankungsmechanismus aufgeklärt

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Publication Date:
04 February 2016 (online)

 

    Die Schuppenflechte, so hat es ein Dermatologe einmal formuliert, könne ein Dasein zwar nicht beenden, aber ruinieren – nicht nur durch die Erkrankung selbst, sondern vor allem durch die Stigmatisierung von außen. Forscher des Klinikums der Universität München sind jetzt auf der Suche nach der Krankheitsentstehung einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. „Wir haben erstmals nachgewiesen, dass die Psoriasis auf einer Autoimmunreaktion gegen die pigmentbildenden Zellen der Haut beruht“, sagt Prof. J. Prinz.

    Seit langem sind Wissenschaftler den Ursachen der Erkrankung auf der Spur. So war bislang z. B. unklar, welche Zellen im Rahmen der Autoimmunerkrankung von den T-Zellen angegriffen werden. Nun ist es den Forschern gelungen, die Art der attackierten Zellen zweifelsfrei zu bestimmen. Es sind die pigmentbildenden Zellen. Zudem hat das Team den komplizierten Mechanismus der Erkrankung weitgehend aufgeklärt. Bisher war bekannt: Wer für die Krankheit empfänglich ist, trägt bestimmte Allele in seinen Zellen. Das Hauptrisiko-Gen für die Psoriasis heißt HLA-C*06:02. Es ist eines von vielen sog. HLA-Genen. Sie kodieren die Bauanleitung für HLA-Moleküle, die auf der Oberfläche aller Zellen sitzen und den T-Zellen Teile von Krankheitserregern präsentieren. Die T-Zellen erkennen den Erreger und kurbeln eine Immunantwort an.

    Die Münchner Forscher haben nun gezeigt dass die Risikovariante von HLA-C*06:02 Teile von Molekülen präsentiert, die die Melanozyten selbst produzieren. Prinz sieht einen vollkommen unbekannten und unerwarteten autoimmunen Aktvierungsweg bei der Psoriasis.

    Die Aufklärung der Psoriasis als T-Zell-vermittelte Autoimmunreaktion gegen Melanozyten biete den Patienten nun erstmalig eine Rationale zur Erklärung ihres Krankheitsbildes. Hierdurch, so hofft Prinz, würden sich auch die soziale Wahrnehmung der Psoriasis verändern und die hiermit verbundenen Unsicherheiten und ablehnenden Reaktionen vermindern. „Das sollte die soziale Akzeptanz und persönliche Selbstwahrnehmung von Patienten mit Psoriasis erheblich verbessern“, so Prinz. Die Ergebnisse der Studie wurden im November 2015 im Journal of Experimental Medicine veröffentlicht (DOI: 10.1084/jem.20151093).

    Nach einer Mitteilung des Klinikums der Universität München


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