Der Klinikarzt 2015; 44(12): 654
DOI: 10.1055/s-0041-110187
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kastrationsrefraktäres Prostatakarzinom – Radium-223 lindert Knochenmetastasen

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Januar 2016 (online)

 
 

Mit etwa 70 % der Fälle betreffen Metastasen eines Prostatakarzinoms ausschließlich den Knochen, in weiteren 20 % treten Knochenmetastasen und viszerale Metastasen gemeinsam auf, wie Prof. Jürgen E. Gschwend, München, ausführte. Beim kastrationsrefraktären Prostatakarzinom (CRPC) mit symptomatischen Knochenmetastasen stellt die Gabe des radioaktiven Isotops Radium-223-Dichlorid (Xofigo®) eine selektiv auf den Knochen gerichtete effektive und gut verträgliche Therapieoption dar. Zielgruppe für diesen ersten Vertreter der Alphastrahler sind Patienten mit symptomatischer Metastasierung ausschließlich im Knochen. Die hoch-energetische Strahlung mit einer kurzen Reichweite von 2–10 Zelldurchmessern reichert sich selektiv an und zerstört ausschließlich Tumorzellen. Die Behandlung besteht aus 6 Zyklen mit 50 kBq/kg Radium-223-Dichlorid i. v. und wird ambulant vom Nuklearmediziner durchgeführt.

Neuer Standard in der Therapie

„Radium-223-Dichlorid ist das erste Radionuklid, das nicht nur Schmerzen und Lebensqualität bessert, sondern auch das Überleben verlängert“, betonte Gschwend. Die placebokontrollierte ALSYMPCA-Studie [ 1 ] fand einen signifikanten Vorteil im medianen Gesamtüberleben von 14,9 Monaten im Vergleich zu 11,3 Monaten. Dies entspricht einer relativen Reduktion des Mortalitätsrisikos um 30 % (p < 0,001). Die Zeit bis zum ersten skelettalen Ereignis (SRE) war in der Radium-223-Gruppe 5,8 Monate länger als in der Placebogruppe (HR 0,66; p < 0,001).

Die Patienten in der Radium-223-Gruppe wiesen zudem einen deutlichen Vorteil in der Lebensqualität und im Schmerzscore auf. Die Zeit bis zum Beginn einer Opioidtherapie war signifikant länger (p = 0,0023). Aus Sicht von Dr. Klemens Scheidhauer, München, kann Radium-223-Dichlorid auf Basis der Daten als neuer Standard in der Behandlung von symptomatischen Knochenmetastasen beim kastrationsrefraktären metastasierten Prostatakarzinom gelten.

Auch in der Nachbeobachtung der Studie über 3 Jahre und im breiten Einsatz war Radium-223-Dichlorid sicher und gut verträglich. Neue Aspekte zur Sicherheit sind nicht aufgetaucht, unterstrich Gschwend. Neue Daten aus dem internationalen Early-Access-Program (EAP) [ 2 ] weisen auf synergistische Effekte zwischen Radium-223-Dichlorid und der neuen sekundären Hormontherapie Abirateron hin. Offenbar profitieren Patienten mit geringer Metastasenlast deutlich mehr von Radium-223-Dichlorid, so Gschwend.

Martin Bischoff, Planegg

Quelle: Klinikworkshop für Journalisten „Therapiereport Prostatakarzinom mit Knochenmetastasen: 9 von 10 Prostatakrebs-Patienten sind betroffen“, am 29. Juli 2015 in München. Veranstalter: Bayer Vital GmbH.


#
#
  • Literatur

  • 1 Parker C et al. NEJM 2013; 369: 213-223
  • 2 Saad F et al. ASCO 2015; Abstract No 5034; Poster Board # 26

  • Literatur

  • 1 Parker C et al. NEJM 2013; 369: 213-223
  • 2 Saad F et al. ASCO 2015; Abstract No 5034; Poster Board # 26