ergopraxis 2016; 9(02): 12-13
DOI: 10.1055/s-0041-110171
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Erfolgreiche Elterngespräche – SVEA Carsten und Anne-Kathrin Schmidt

Nora Sieweke

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Februar 2016 (online)

 

Die beiden Ergotherapeutinnen wissen aus eigener Erfahrung: Eine erfolgreiche pädiatrische Ergotherapie lebt von guten Elterngesprächen. In ihrer Bachelorstudie fragten sie Eltern nach ihren Wünschen und was sie dazu bewegt, engagiert am Therapieprozess ihres Kindes mitzuwirken.


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Abb.: M. Meyer

Svea Carsten und Anne-Kathrin Schmidt …

... sind seit 2010 und 2012 als Ergotherapeutinnen in der Pädiatrie tätig. Ihre Wege kreuzten sich an der Alice Salomon Hochschule in Berlin, wo sie 2014 erfolgreich ihr Aufbaustudium beendeten. Svea Carsten (geboren 1986 in Hamburg) sammelte nach ihrer Ausbildung Ausländserfahrungen in Tansania. Heute studiert sie an der schwedischen Universität Uppsala, nördlich von Stockholm, und schließt voraussichtlich im nächsten Jahr ihr Masterstudium für „International Health“ ab. Danach kann sie sich vorstellen, weiterhin im Ausland tätig zu sein, bestenfalls mit der Möglichkeit, Forschung und Praxis zu vereinen.

Anne-Kathrin Schmidt (geboren 1989 in Freiburg) lebt in Berlin. Seit 2014 befindet sie sich im Masterstudium für „Health Professions Education“ an der Charite. Nebenbei ist sie in einer ergotherapeutischen Praxis tätig. Für ihre Zukunft wünscht sie sich, dort weiterhin ihre beruflichen Erfahrungen zu vertiefen und nach Abschluss des Studiums ergänzend eine Lehrtätigkeit aufzunehmen.

Elterngespräche in der pädiatrischen Ergotherapie – die Sicht der Eltern

Die Bachelorarbeit

Die Erfahrung zeigt, dass der Therapieerfolg in der pädiatrischen Ergotherapie stark von der Mitwirkung der Eltern abhängt. Regelmäßige Elterngespräche ermöglichen eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern und Ergotherapeuten. Da es an Empfehlungen für den Austausch mit Eltern mangelte, gingen Svea Carsten und Anne-Kathrin Schmidt der Frage nach, welche Faktoren im Elterngespräch dazu führen, dass sich Eltern engagiert am Therapieprozess ihrer Kinder beteiligen. Um die Wünsche der Eltern zu identifizieren, führten die beiden Ergotherapeutinnen sechs qualitative Interviews mit Eltern, deren Kinder sich in ergotherapeutischer Behandlung befinden. Dabei gelang es ihnen, praktikable Ansätze für erfolgreiche Elterngespräche zu gewinnen.


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Ergebnisse der Elternbefragung

Die Bedürfnisse der Eltern sind vielfältig und damit auch die Faktoren, die sie motivieren, engagiert am therapeutischen Prozess ihres Kindes mitzuwirken: Grundsätzlich wünschen sie sich einen regelmäßigen Austausch mit der Ergotherapeutin und möchten am therapeutischen Prozess aktiv teilhaben, um ihr Kind bestmöglich unterstützen zu können. Die Ergotherapeutin sollte Offenheit signalisieren und zugänglich sein. Durch eine verständnisvolle, wertschätzende Haltung fühlen sich die Eltern wahrgenommen und von aktuellen Sorgen entlastet. Auch Fachkompetenz trägt zu einer vertrauensvollen Basis bei. Um das therapeutische Vorgehen nachvollziehen zu können, ist den Eltern Transparenz wichtig. Das heißt, die Ergotherapeutin sollte die Diagnose und ihr Vorgehen erläutern sowie Ressourcen und Entwicklungspotenziale des Kindes thematisieren, um eine positive Herangehensweise zu fördern. Die Eltern möchten als Experten für ihr Kind wahrgenommen werden. Sie möchten entscheiden, was sinnvoll und im alltäglichen Leben umsetzbar ist. Dabei übernehmen sie die Verantwortung, die gemeinsam vereinbarten Ziele in den Alltag zu übertragen. Neben den Gesprächen in der Therapie betrachten die Eltern auch kurze Tür-und-Angelgespräche als wertvoll, um stets über den aktuellen Stand informiert zu sein. Neben inhaltlichen Faktoren schätzen Eltern eine gesprächsanregende Atmosphäre durch helle, gemütliche Räumlichkeiten, ausreichende und störungsfreie Zeit sowie ein strukturiertes Vorgehen.


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Fazit der Studie

Die Eltern sind sich der Wichtigkeit von Elterngesprächen bewusst. Ein kontinuierlicher Austausch zwischen Eltern und Ergotherapeutin fördert deren Beziehung, schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass Eltern eine aktive Rolle im therapeutischen Prozess ihres Kindes einnehmen.

Durch die Teilhabe der Eltern kann die Therapie effektiver verlaufen, da Behandlungsziele individuell formuliert werden und der Transfer in den Alltag des Kindes leichter gelingt. Dabei ist es wichtig, die Wünsche der Kinder und die individuelle Situation der Familie zu berücksichtigen.

Bereits in der Ausbildung sollten Schüler und Studenten die Vorgehensweisen in Elterngesprächen erlernen und praktisch erproben, um ihre Kompetenzen in der Gesprächsführung zu vertiefen.

Elterngespräche sollten unbedingt auf gesetzlicher Ebene zum Leistungsspektrum der Ergotherapie gehören, damit sie für Ergotherapeuten vergütete Arbeitszeit bedeuten.

→ Carsten S, Schmidt AK. Elterngespräche in der pädiatrischen Ergotherapie – die Sicht der Eltern. Bachelorarbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin; 2014


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Abb.: M. Meyer