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DOI: 10.1055/s-0041-107712
Briefe an die Redaktion
Subject Editor:
Publication History
Publication Date:
22 October 2015 (online)
- Zertifikate beibehalten, aber qualitätsgesichert
- Großer Missstand bei Prothesenversorgung
- Überraschung
- Danke, Herr Montgomery
- Liste für Spezialisten in der Physiotherapie
Zum Artikel „Die Zertifikatslüge – Vom Sinn und Unsinn der Zertifikatspositionen“, physiopraxis 6/2015
Zertifikate beibehalten, aber qualitätsgesichert
Lieber Herr Lamprecht,
ich freue mich, dass Sie das wichtige Thema „Zertifikatspositionen“ aufgreifen. Geärgert habe ich mich allerdings über den Dysphemismus in Ihrem Beitrag. Zum Beispiel die Aussage zum Erwerb von Zertifikatspositionen: „Ergotherapeuten nicht. Sie brauchen so etwas nicht. Sie sind offensichtlich intelligenter oder haben eine bessere Ausbildung“ oder „Unsere Berufsanfänger sind ja leider keine Ergotherapeuten“. Solche sarkastischen Aussagen fördern den Neidfaktor und bergen die Gefahr, dass berufspolitisch engagierte Therapeuten gegeneinander statt miteinander kämpfen. Bei den Überschriften – „Die Zertifikatslüge“, „Die Qualitätslüge“, „Die Belohnungslüge“ ... – habe ich mich gefragt, wen Sie genau der Lüge bezichtigen.
Ich habe Ihren Beitrag so interpretiert, dass sie eine inhaltliche Professionalisierung durch die bisherigen Zertifikatsfortbildungen in Frage stellen und die Vergütungsstruktur im derzeit gültigen Heilmittelkatalog kritisieren. Sollte ich damit richtig liegen, kann ich mich Ihnen inhaltlich anschließen.
Schwer tue ich mich mit Ihrem Plädoyer, die Zertifikatspositionen abzuschaffen. Das suggeriert, dass „wir Physios“ darauf Einfluss nehmen könnten, wenn nur „die da oben“, etwa die Vorstände der Berufsverbände, auf uns hören würden. Über die Zertifikatspositionen entscheiden aber nicht die Berufsverbände, sondern der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), in dem Physiotherapeuten anders als Ärzte nicht vertreten sind. Indirekte Einflussnahme ist nur über den Spitzenverband der Heilmittelverbände (SVH) möglich. Der SHV ist nicht stimmberechtigt, sondern kann nur über die stimmberechtigten Mitglieder (Ärzte, Kassen oder unparteiische Mitglieder) Anträge einreichen.
Ich plädiere im Gegensatz zu Ihnen dafür, die stimmberechtigten Mitglieder im G-BA davon zu überzeugen, die Zertifikatspositionen beizubehalten, aber einer kritischen Überprüfung ihrer Qualität zu unterziehen. Denn uns fehlt eine Kontrollinstanz, zum Beispiel in Form einer Kammer wie bei den Ärzten. In den Zertifikatskursen evaluiert werden sollten Inhalte (Evidenzbasierung, Möglichkeit der Integration neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, Orientierung an Modellen der Gesundheit etc.) und die Lehre (Anforderungen an die Dozenten, wissenschaftlicher Beirat, Prüfungsordnung etc.). Zertifikate müssen dann mit einer höheren Vergütung als die Verordnung „KG“ einhergehen, denn eine Spezialisierung optimiert die Patientenversorgung. Der prognostizierte Fachkräftemängel erhöht den Bedarf an gut ausgebildeten Therapeuten, mit Wissen zu evidenzbasierter Therapie und einem tiefen Verständnis für interprofessionelle Schnittstellen. Der Weg zum reflektierenden Praktiker und die Durchlässigkeit zur hochschulischen Qualifikation gelingt nur durch qualitätsgesicherte Weiterbildung.
Das Umsetzen meiner Forderung wird viel Zeit in Anspruch nehmen, doch ich sehe auch kurzfristige Handlungsmöglichkeiten: Berufspolitisches Engagement und eine intensivere Kommunikation mit Ärzten und Patienten. Ich nenne ein Beispiel: Kommt ein Patient mit der Verordnung KG-ZNS in eine Praxis, in der keiner ein Zertifikat dafür hat, könnte der Therapeut den verordnenden Arzt anrufen und bitten, das Rezept in „KG-Einzel“ zu ändern, und ihn über seine Spezialisierung im Bereich Neurologie informieren, die ja nicht immer mit einem Zertifikat verbunden sein muss. Zudem können Infos über neue Erkenntnisse in Form von Zeitungsartikeln, Flyern oder Patienten- Leitlinien-Versionen in der Praxis helfen. Therapeuten können Mitglied in einem Verband werden, der ihre Interessen bestmöglich vertreten sollte, oder sich einer Initiative wie „Zukunftsinitiative interprofessionelle Therapie ZiPT“ anschließen. Sie sollten ihre Meinung kritisch äußern und für Veränderungen eintreten. Die Transparenz und Kommunikation einzelner Verbände (nicht nur) im Hinblick auf das Thema „Aus- und Fortbildungen und Vergütung“ müssen von den Mitgliedern immer wieder hinterfragt werden; hier stelle ich persönlich deutlichen Optimierungsbedarf fest: auf Seiten der Nachzufragenden, sowie auch auf Seiten der berufspolitischen Vertreter.
Lassen Sie (Herr Lamprecht und liebe physiopraxis- Leser) uns offen sein, berufspolitische Themen zu diskutieren und mit vereinten Kräften Stellen zu identifizieren, an denen wir Veränderungen in Gang bringen können.
Claudia Pott
Anmerkung des Autors
Sehr geehrte Frau Pott,
es freut mich, dass Sie sich mit den inhaltlichen Gedanken in meinem Artikel anfreunden können. Sie versuchen ja selbst mit anderen engagierten Physiotherapeuten durch die Weiterbildung „Neurophysiotherapie“ Alternativen zu den Zertifikatspositionen im Bereich der Neurologie anzubieten. Aber hat es Sinn, für diese Weiterbildung tatsächlich eine neue Zertifikatsposition anzustreben?
Ich bin Ihrer Meinung: Es ist ein langer Weg, Änderungen in der Physiotherapie herbeizuführen. Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem die „medizinischen Hilfsberufe“ (u. a. Physio- und Ergotherapie) nicht akademisiert sind. Solange dies nicht geändert ist, wird der Stellenwert der Physiotherapie so bleiben, wie er heute ist: nämlich ein Hilfsdienst.
Hans Lamprecht
Zum Artikel „Urban Daub – Der Aufklärer“, physiopraxis 6/15
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Großer Missstand bei Prothesenversorgung
Sehr geehrte Damen und Herren,
mich hat entsetzt, wie wenig Ärzte und Therapeuten über die Thematik von Gelenkbelastungen der erhaltenden Extremität nach Amputation aufgeklärt sind. Das liegt daran, dass Ärzte und Therapeuten selten mit Patienten mit Amputation in Berührung kommen. Zudem wird in der Therapeutenausbildung dieser Bereich nur kurz angesprochen. Ich habe schon Kollegen erlebt, die tatsächlich Berührungsängste haben. Ich frage mich, warum unternimmt keiner etwas dagegen? Warum werden Trägern von Neuprothesen keine Adressen von Therapeuten genannt, die sich genau auf dieses Gebiet spezialisiert haben? Warum bietet kein mir bekanntes Fortbildungsinstitut eine solche Fortbildung an?
Vom Fraunhofer Institut bin ich sehr gute wissenschaftliche Arbeit gewohnt. Die Aussagekraft von 32 Fragebögen in einem Zeitraum von zwei Jahren halte ich für bedenklich. Die Kohorte ist viel zu klein gewählt! Warum wurde der Fragebogen nur auf der Jahresversammlung des Bundesverbands für Menschen mit Arm- und Beinamputation verteilt? Und warum nicht in „Ballungszentren“ etwa in Unikliniken, auf dem jährlichen Treffen von Patienten mit Amputation der Uniklinik Münster, innerhalb des deutschlandweiten aktiven Netzes APT – Aktiv Prothesentechnik, …? Darüber könnte man viel mehr Prothesenträger erreichen.
Warum soll „nur“ ein Handlungsleitfaden erstellt werden? Wäre es nicht wichtiger, Therapeuten und Prothesenträgern zu zeigen, was alles möglich ist? Ich selbst betreue seit Jahren erfolgreich Prothesenträger. Sie können allesamt Fahrrad fahren, Kampfsport treiben, reiten, schwimmen und mit ihren Kindern auf der Hüpfburg toben. Keiner konnte dies problemlos von Anfang an. Sie hatten häufig Muskelkater und keine Lust mehr auf das Training, bis sie den nächsten Meilenstein erfolgreich genommen haben und die Motivation mehr und mehr wurde. Man muss es nur wollen und dafür kämpfen. Das gilt auch für die Therapeuten.
Herzliche und motivierte Grüße
Ariane Hüser, BA Physiotherapy NL
Anmerkungen des Autors
Liebe Frau Hüser,
vielen Dank für Ihren ambitionierten Brief. Ich freue mich darüber, dass Sie in der Behandlung von Menschen mit Amputationen schon viele positive Erfahrungen gesammelt haben. Sicher ist die Aufklärung über mögliche Folgebeschwerden bereits ein wichtiger Bestandteil in Ihrem Behandlungskonzept. Ich hoffe, wir können weitere Therapeuten für dieses Thema sensibilisieren.
Sie haben wichtige Punkte aufgelistet, um die Missstände in der Prothesenversorgung zu verbessern. Diese können nicht alle in einem kurzen Artikel abgehandelt werden. Ich empfehle Ihnen gerne unser eintägiges Seminar zur „Befunderhebung in der Beinprothetik“, das ich dieses Jahr im August ins Leben gerufen habe. Das interdisziplinäre Publikum bietet eine interessante Möglichkeit, solche Themen konstruktiv zu diskutieren. Im Oktober 2016 ist ein weiteres Seminar unter gleichem Titel geplant. Es wird unter www.stuttgarter-produktionsakademie.de bald zu finden sein.
Unsere Abteilung „Biomechatronische Systeme“ des Fraunhofer IPA hat in den letzten Jahren intensive Gespräche und erste Verhandlungen mit Vertreterverbänden von Amputierten, Orthopädietechnikern, Ärzten, Physiotherapeuten, Krankenkassen sowie Politikern aus dem Gesundheitswesen geführt, um das Versorgungssystem für Menschen mit Amputation zu verbessern. Im Zuge dieser Gespräche kristallisierte sich die fehlende Aufklärung über mögliche Folgeerkrankungen durch ungünstig einwirkende Verhaltensmuster nach der Amputation heraus. Diesem Mangel an Aufklärung soll daher unter anderem durch zusätzliche Informationsangebote, wie dem beschriebenen Handlungsleitfaden, begegnet werden.
Eine wissenschaftliche Grundlagenstudie sollte höhere Probandenzahlen einschließen, da stimme ich Ihnen zu. Das anwendungsorientierte Ziel unserer Studie war es zunächst, den Bedarf an stärkerer Aufklärung zu unterstreichen und öffentlich darauf aufmerksam zu machen. Wie Sie sehen, geht unsere Arbeit weit über die Erstellung eines Handlungsleitfadens hinaus. Ich freue mich über die Unterstützung durch Sie und Ihre Patienten zu unserer Umfrage auf www.amp-leitfaden.de, zu der ich hier noch einmal alle aufrufen möchte.
Beste Grüße
Urban Daub
Zum Gewinnspiel physiopraxis 7-8/15
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Überraschung
Sehr geehrte physiopraxis,
heute kam ein Überraschungspaket mit der Pinofit Faszienrolle Wave :-) Vielen Dank dafür! Freue mich sehr über den Gewinn!
Viele Grüße
Irmela Meyer
Foto zum Artikel „Deutscher Ärztetag 2015 – Man kann mit Physiotherapie auch Knochen brechen“, physiopraxis 6/15
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Danke, Herr Montgomery
„Wir danken Ihnen, Herr Montgomery. Nun wissen wir endlich, warum man Physiotherapeuten den Direktzugang verweigern muss. Es geht einfach nichts über eine qualifizierte Aussage.“
Praxis Physiotherapie Marita Klaus-Baunach
Zum Editorial physiopraxis 7-8/15
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Liste für Spezialisten in der Physiotherapie
Liebes physiopraxis-Team,
in der Juli-Ausgabe las ich im Editorial über die Spezialistensuche. Mir fehlt in Ihrer Auflistung im Schwarzen Brett die Reflektorische Atemtherapie: Unter www.reflektorische-atemtherapie.de sind entsprechend ausgebildete Therapeuten zu finden.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Engel, Physiotherapeutin
aus Deutschland
Anmerkung der Redaktion
Liebe Frau Engel,
besten Dank für Ihren Hinweis. Gerne nehmen wir Ihren Link in unserer Liste auf. Die aktuelle Liste finden Sie im Internet unter dem Link http://bit.ly/Spezialistensuche.
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