Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0041-103042
Diamorphingestützte Substitution
Nach Etablierung der diamorphingestützten Behandlung in der Schweiz wurde diese zunächst im Rahmen einer Modellprojektstudie auch in Deutschland untersucht. Nachdem der Behandlungserfolg nachgewiesen werden konnte, wurde diese Substitutionsform in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Unter der Diamorphinsubstitution verbesserten sich der körperliche und psychische Gesundheitszustand sowie die soziale Integration der Patienten.
Die Rahmenbedingungen sind gesetzlich geregelt. So gibt es bestimmte Aufnahmekriterien die erfüllt sein müssen, ebenso wie es organisatorische und personelle Voraussetzungen zu erfüllen gilt. Eine Ambulanz für diamorphingestützte Behandlung muss an allen Tagen im Jahr für 12 h geöffnet sein.
Aktuell gibt es in Deutschland 9 Ambulanzen, in denen insgesamt ca. 570 Patienten behandelt werden. Dort erhalten sie 2- bis 3-mal täglich Diamorphin, das sie sich selbst vor Ort injizieren.
Zu den wichtigsten Nebenwirkungen gehören die Sedierung, Obstipation, Juckreiz, Exantheme, Schwitzen und Libidoverminderung.
Für die Zukunft der diamorphingestützten Behandlung ergeben sich einige Herausforderungen, wie insbesondere Maßnahmen zur Ausweitung der Behandlung hinsichtlich Patienten- und Ambulanzzahlen, eine kritische Hinterfragung der Aufnahmekriterien, die Erweiterung des Substitutionsspektrums um orales Diamorphin und den Umgang mit komorbidem Substanzkonsum der Patienten.
Publication History
Publication Date:
05 November 2015 (online)
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York
-
Literatur
- 1 Meili D. Vom Züricher Platzspitz zur Heroinverschreibung – oder: Die progressive Drogenpolitik der Schweiz. Suchttherapie 2007; 8: 50-56
- 2 http://www.heroinstudie.de/chrono.html
- 3 Gemeinsamer Bundesausschuss. Bekanntmachung eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Richtlinie Methoden vertragsärztliche Versorgung: Diamorphingestützte Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger. 2010
- 4 Benkert O, Hippius H. Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. Heidelberg: Springer Medizin Verlag; 2007
- 5 Lieb K, Frauenknecht S, Brunnhuber S. Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. München: Urban & Fischer; 2008
- 6 Bundesamt für Gesundheit Schweiz. Handbuch Heroingestützte Behandlung. Richtlinien, Empfehlungen, Information. Bern: Bundesamt für Gesundheit Schweiz; 2000
- 7 WHO. Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 Kapitel V (F), diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis. 5.. Aufl. ed. Bern: Verlag Hans Huber; 2011
- 8 Bundesärztekammer. Richtlinien der Bundesärztekammer zur Durchführung der substitutionsgestützten Behandlung Opiatabhängiger. 2010
- 9 Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Bundesministerium für Gesundheit. Drogen- und Suchtbericht. 2015
- 10 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln. 2015
- 11 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Verordnung über das Verschreiben, die Abgabe und den Nachweis des Verbleibs von Betäubungsmitteln (Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung – BtMVV). 2014
- 12 Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinie Methoden vertragsärztliche Versorgung des Gemeinsamen Bundesausschusses zu Untersuchungs- und Behandlungsmethoden der vertragsärztlichen Versorgung. 2015
- 13 Naber D, Haasen C. Das bundesdeutsche Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger – eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Therapiestudie. Abschlussbericht der klinischen Vergleichsstudie zur Heroin- und Methadonbehandlung. 2006
- 14 DiaMo GmbH & Co KG. Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Diaphin. 2013
- 15 Bürki C. V-Score, Version 2.01. 2002
- 16 Verthein U, Bonorden-Kleij K, Degkwitz P. et al. Long-term effects of heroin-assisted treatment in Germany. Addiction 2008; 103: 960-966
- 17 Verthein U, Schafer I, Degkwitz P. Social integration after 4 years of heroin-assisted treatment. Rehabilitation 2013; 52: 243-250
- 18 Schäffler F, Foot E. Vier Jahre Diamorphinvergabe in der Regelversorgung – Bestandsaufnahme aus Konsumenten- und Expertenperspektive: Eine qualitativ-heuristische Studie. Akzeptanzorientierte Drogenarbeit, INDRO e. V.; 2014: 131-147
- 19 Wittchen HU, Apelt SM, Soyka M. et al. Feasibility and outcome of substitution treatment of heroin-dependent patients in specialized substitution centers and primary care facilities in Germany: a naturalistic study in 2694 patients. Drug Alcohol Depend 2008; 95: 245-257