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DOI: 10.1055/s-0038-1670999
Risikokompetenz von BRCA1/2-Mutationsträgerinnen
Publication History
Publication Date:
20 September 2018 (online)
Zielsetzung:
BRCA1/2-Mutationsträgerinnen haben ein hohes Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Mamma- und/oder Ovarialkarzinoms. Demzufolge sind sie mit komplexen Entscheidungen hinsichtlich Prävention konfrontiert. Dafür ist ein akkurates Verständnis des individuellen Lebenszeit- und des altersspezifischen Risikos unabdingbar. Das Ziel unserer Studie war es zu erheben, wie gut Betroffene nach einer genetischen Beratung ihr 10-Jahres-Erkrankungsrisiko einschätzen können.
Materialien und Methoden:
Frauen mit BRCA1/2-Genmutation (N = 88, Alter M = 42,1 ± 10,6) beantworteten durchschnittlich ca. 15 Monate nach der Beratung Fragen zu soziodemographischen und psychosozialen Variablen sowie zur Einschätzung ihres individuellen Erkrankungsrisikos. Die objektiven Erkrankungsrisiken wurden mit BOADICEA1, einem webbasierten Risikokalkulationsmodul, berechnet. Anhand des Differenzwerts zwischen dem subjektivem 10-Jahres-Risiko und dem objektiven Risiko wurden die Teilnehmerinnen in Unter-, Korrekt- und Überschätzerinnen (5%-Toleranzbereich) eingeteilt.
Ergebnisse:
23,7% der Befragten unterschätzten ihr 10-Jahres-Risiko an Brustkrebs zu erkranken, mehr als die Hälfte (55,9%) überschätzten dieses Risiko (20,4% korrekte Schätzungen). In Bezug auf Eierstockkrebs unterschätzten 5,6% ihr Erkrankungsrisiko, 51,9% überschätzten es (42,5% korrekte Schätzungen). Weder die Art der Mutation noch der Erkrankungsstatus oder soziodemographische und psychosoziale Variablen waren mit der Risikoeinschätzung assoziiert.
Zusammenfassung:
Informierte Entscheidungen zu prophylaktischen Maßnahmen erfordern ein akkurates Risikoverständnis auf Seiten der Betroffenen, um Überprävention zu vermeiden. Die aktuellen Standards der genetischen Beratung garantieren anscheinend nicht, dass Ratsuchende ihr individuelles Risiko mehrheitlich korrekt einschätzen können. Für beratende Ärzt*innen ist es wichtig zu wissen, dass Parameter wie Bildung keinen Einfluss auf das Risikoverständnis haben. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer individuellen Beratung. Inwiefern z.B. digitale Technologien einen Beitrag dazu leisten können, muss zukünftig untersucht werden.
1 LeeAJ, 2013.
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