Gesundheitswesen 2018; 80(04): 404-405
DOI: 10.1055/s-0038-1639262
POSTERPRÄSENTATION
Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

15 Jahre Fingerprinting in der Region Hannover

S Gerdes
1   Region Hannover, Fachbereich Gesundheit, Hannover, Germany
,
A Hanke-Lensing
2   Region Hannover, Team Tuberkulose, Hannover, Germany
,
M Baxmann
2   Region Hannover, Team Tuberkulose, Hannover, Germany
,
M Bliemeister
2   Region Hannover, Team Tuberkulose, Hannover, Germany
,
P Beckert
3   Forschungszentrum Borstel, Molekulare und experimentelle Mykobakteriologie, Borstel, Germany
,
M Yilmaz
1   Region Hannover, Fachbereich Gesundheit, Hannover, Germany
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. April 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Seit Gründung der Modellregion Region Hannover im Jahr 2001 führt der Fachbereich Gesundheit in Kooperation mit dem nationalem Referenzzentrum für Mykobakterien (FZ Borstel) systematisch molekulare Untersuchungen der in der Region Hannover isolierten Tuberkulosebakterien-Stämme durch.

    Methodik:

    Es wurden Daten von n = xxx Patienten aus der Region Hannover vom 1. Januar 2002 bis 31.12.2017 ausgewertet, bei denen eine Tuberkulose diagnostiziert und eine Kultur analysiert werden konnte. Als auszuwertende Merkmale standen Geschlecht, Geburtsdatum, Geburtsland und Clusterzugehörigkeit vollständig, sowie Resistenzen und Stammtyp der Bakterien überwiegend zu Verfügung.

    Für die Jahre 2015 bis 2017 wurde darüber hinaus eine gesonderte Auswertung der Patienten mit Flüchtlingsstatus durchgeführt.

    Ergebnisse (vorläufig):

    Hier kommt eine deskriptive Auswertung zu den obengenannten Merkmalen, wie (Geschlecht, Geburtsdatum, Geburtsland, Clusterzugehörigkeit, Resistenzen und Stammtyp der Bakterien).

    Betrachtet man den gesamten Zeitraum, dominieren mit knapp 80% Mykobakterien der Euro-Amerikanischen Linie. Mykobakterien aus dem asiatischen und osteuropäischen Raum waren mit jeweils 8, bzw. 9% etwa gleich häufig vertreten.

    In vertiefenden Analysen wird deutlich, dass sich in der Untergruppe der Flüchtlinge ein deutlich anderes Muster, mit einem überwiegenden Anteil von Mykobakterienstämmen aus dem ostasiatischen Raum findet.

    Im gesamten Untersuchungszeitraum war bei 35% aller untersuchten Kulturen, ein molekularbiologischer Zusammenhang (Cluster) nachweisbar. Die überwiegenden Cluster umfassten lediglich zwei Personen.

    In den bisherigen Analysen wurden wenige Übertragungen von Asylsuchenden auf andere Asylsuchende und keine auf andere Bevölkerungsgruppen beobachtet.

    Fazit (vorläufig):

    Initiale Befürchtungen, dass an Tuberkulose erkrankte Flüchtlinge Folgeerkrankungen innerhalb der Allgemeinbevölkerung auslösen, haben sich bislang nicht bestätigt.

    Darüber hinaus spricht der große Anteil an Clustern mit zwei, bzw. drei Erkrankten dafür, dass die Infektionspfade früh unterbrochen werden konnten.

    Die größeren Cluster spiegeln Folgeerkrankungen im engeren Freundes- und Bekanntenkreis sowie im familiären Rahmen wider. Dabei spielen bei den Erkrankungen im Freundes- und Bekanntenkreis Suchterkrankungen als prädisponierende Faktoren häufig eine wichtige Rolle. Auch eine enge räumliche Beziehung (Wohnheim) bei vermutlich immunsupprimierend wirkenden Faktoren (Flucht, latente LTBI im Heimatland) ist in einem Cluster als gemeinsamer Faktor deutlich geworden.


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