Gesundheitswesen 2018; 80(04): 384
DOI: 10.1055/s-0038-1639206
VORTRÄGE
Zahnmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Süßungsmittel in der Ernährung: Nutzen und Risiken

U Alexy
1   Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund, Germany
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Publication Date:
11 April 2018 (online)

 
 

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, den Verzehr von sogenannten freien Zuckern („free sugar“, d.h. die Summe von zugesetzten Zuckern plus Zucker aus Fruchtsäften) auf maximal 10% oder sogar nur 5% der Energiezufuhr zu reduzieren, da eine hohe Zuckerzufuhr das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Karies erhöht. Der tatsächliche Zuckerverzehr liegt in Deutschland allerdings deutlich über diesen Grenzwerten. Eine Strategie, den Zuckerverzehr zu reduzieren, ist der Ersatz von Zucker durch sogenannte Süßungsmittel. Unter diesem Begriff werden im Lebensmittelrecht Süßstoffe („intense sweetener“) und Zuckeraustauschstoffe („bulk sweetener“) zusammengefasst. Süßstoffe sind synthetisch hergestellte oder natürliche Verbindungen mit hoher Süßintensität, die insulinunabhängig verstoffwechselt werden und nicht kariogen sind. Zuckeraustauschstoffe sind Polyole, die durch Hydrierung von Kohlenhydraten hergestellt werden. Sie haben einen geringeren Kaloriengehalt als Zucker und eine vergleichbare Süßintensität. In der EU gelten Süßungsmittel als Zusatzstoffe und unterliegen einem Zulassungsverfahren. Dennoch gibt weiterhin es Vorbehalte, die sich vor allem auf ein potentiell erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes und Hypertonie sowie eine gesteigerte Süßpräferenz und veränderte Mikrobiota durch den Verzehr von Süßstoffen richten, bisher allerdings nicht durch Studien ausreichend belegt wurden. Erschwert wird die Forschung zu diesem Thema durch die chemische und metabolische Heterogenität der Süßungsmittel, ihre zum Teil in Kombination erfolgende Verwendung in verschiedenen Produktgruppen sowie wechselnde Trends beim Konsum. Um vor allem den erwiesenermaßen ungünstigen Konsum zuckergesüßter Getränke zu reduzieren, können mit Süßungsmitteln gesüßte Alternativen als geeigneter Zwischenschritt angesehen werden. Ziel sollte es aber sein, letztendlich auch auf Süßungsmittel zu verzichten und sich auf die natürliche Süße von Lebensmitteln zu beschränken, da Zweifel an einer langfristigen Beeinträchtigung der Gesundheit durch Süßungsmittel nicht vollständig ausgeräumt sind.


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