Fragestellung:
Mit steigendem Alter der Gesamtbevölkerung nimmt ebenso das Alter der Patientinnen
zum Zeitpunkt der Erstdiagnose von Malignomen zu. Um eine optimale, individuelle Therapie
bei älteren Patientinnen zu gewährleisten, ist ein exakte Beurteilung der Konstitution
essentiell, wobei hier der Frailty Index (FI) eine Möglichkeit darstellt.
Material und Methodik:
In dieser retrospektiven Datenerhebung wurden im Zeitraum von Januar 2007 bis Dezember
2017 klinische Daten, Komplikationsraten (Clavien Dindo Klassifikation) und Überlebensdaten
von 89 Patientinnen über 80 Jahre mit gynäkologischem Malignom evaluiert. Die Gebrechlichkeit
wurde anhand des FI berechnet. Patientinnen mit einem FI über 0,25 wurden als gebrechlich
klassifiziert. Deskriptive Analysen und Überlebensanalysen wurden durchgeführt.
Ergebnisse:
Insgesamt wurden 36, 38, 2, und 8 Patientinnen mit Endometrium-, Vulva-, Zervix- und
Ovarialkarzinom über 80 Jahre identifiziert. Das mediane Alter war 83,0 (IQR 81,0
– 86,0). Zwanzig (23,8%) Patientinnen wiesen eine Gebrechlichkeits-Index (FI) über
0,25 auf und 41,7% wurden als ASA 3 oder höher klassifiziert. Die mediane Anzahl an
Komorbiditäten bzw. Medikamenten betrug 3 bzw. 5. Bei 78,6% aller Patientinnen wurde
eine kurative Operation durchgeführt. Die postoperative Komplikationsrate betrug insgesamt
22,6%, 10,7% wiesen schwere Komplikationen (Clavien Dindo Score ≥3) auf. Keine peri-operativen
Todesfälle wurden beobachtet. Die mittlere Überlebensdauer nach Diagnose betrug 25
Monate. In multivariabler Überlebensanalyse war der FI ein unabhängiger Prognoseparamater
für das Gesamtüberleben (p = 0,05).
Diskussion und Schlussfolgerung:
Trotz des hohen Alters der Patientinnen in dieser Kohorte, kam es sogar bei gebrechlichen
Patientinnen nur selten zu Komplikationen und es konnte die geltende Standardtherapie
durchgeführt werden. Der FI kann unabhängig vom Alter zur Einschätzung der Prognose
herangezogen werden.