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DOI: 10.1055/s-0037-1607755
Welche Rolle spielen interdisziplinäre Gruppenprozesse und Organisationskultur nebst der Übung professioneller Fertigkeiten beim geburtshilflichen Simulationstraining?
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Seit 2013 bietet die Klinik für Geburtshilfe USZ das Simulationstraining an. Anhand von Notfallszenarien aus dem Berufsalltag werden zum einen geburtshilfliche Fertigkeiten geübt zum anderen die Organisationskultur reflektiert. Im Schutze des Simulationszentrums dienen die Szenarien als Grundlage des Debriefings, interdisziplinäre Gruppenprozesse wie die Zusammenarbeit von Hebamme und Arzt der Geburtshilfe und Anästhesie.
Frage:
Welche Rolle spielen interdisziplinäre Gruppenprozesse und Organisationskultur beim geburtshilflichen Simulationstraining?
Methodik:
Das Trainingsteam der Simulationswoche (n = 37) setzt sich wie im klinischen Alltag aus Hebammen, Assistenz- und Oberärzten der Geburtshilfe sowie Pflegefachpersonen, Assistenz- und Oberärzten der Anästhesie zusammen. Jedes Teammitglied nimmt alle 1 – 2 Jahre an dem Training teil; auf der Basis dreier Szenarien wird auch Kommunikationskultur nach den Crisis Resource Management Prinzipien neben der Vermittlung von Fachwissen debrieft unter Verwendung des Konzeptes „Good Judgement“ (Rudolph et al., 2006). Das Debriefen der Szenarien erfolgt durch geschulte Simulationsinstruktoren aus dem Team der Anästhesie und der Geburtshilfe. Das Simulationsteam erhält die Unterstützung einer Psychologin in der Reflexion ihrer Debriefingkenntnisse und der Anpassung an aktuelle Gruppenprozesse während der halbjährlich stattfindenden Trainings. Mithilfe standardisierter Fragebögen vor und nach dem Simulationstraining sowie offener Fragen werden die Teilnehmenden zur Selbsteinschätzung ihres Wissens, Fertigkeiten, Kommunikation und Teamarbeit befragt.
Ergebnis:
Die Teilnehmenden (n = 37) äussern nach dem Simulationstraining zunehmend das Gefühl der „psychologischen Sicherheit“, d.h. sie wagen sich eher, Probleme und heikle Themen anzusprechen. Ihre Selbstwirksamkeit in Notfallsituationen stufen sie nach dem Training als höher ein. Die Zusammenarbeit im Team wird als gut wahrgenommen, jedoch ist unmittelbar nach dem Training keine signifikante Verbesserung festzustellen. Die Teilnehmenden sind mehrheitlich zufrieden mit dem Simulationstraining (5,15 von 6) und 2/3 wünschen mehr als ein Training jährlich. Sie schätzen die sichere und effektive Kommunikation in der interdisziplinären Zusammenarbeit der Teams der Geburtshilfe und Anästhesie.
Schlussfolgerung:
Das Simulationstraining fördert die Verbesserung der Organisationskultur und in der Teamarbeit durch strukturierte Kommunikation. Der interdisziplinäre Gruppenprozess gewinnt qualitativ an Effizienz durch das gemeinsame Notfallmanagement der Geburtshilfe und Anästhesie. In Zukunft ist die Integration der Klinik der Neonatologie geplant, dies auf ausgeprägten Wunsch der Teilnehmenden nach regelmäßigen Simulationstrainings geburtshilflicher Notfälle für Hebammen und Ärzte in interdisziplinärer Kooperation. In der kritischen Reflexion erkennt das Debriefingteam klinik- und teamspezifische Defizite und nimmt Anpassungen zur Optimierung der Simulationstrainings vor.
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