Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607650
Vorträge
Freie Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antidepressive Therapie mit Doxepin im ersten Trimenon

WE Paulus
1   Universitätsfrauenklinik Ulm, Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie, Ulm, Germany
,
U Friebe-Hoffmann
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Pränatale Medizin, Ulm, Germany
,
K Lato
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Pränatale Medizin, Ulm, Germany
,
W Janni
3   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Germany
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2017 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Das trizyklische Antidepressivum Doxepin wird zur Behandlung von depressiven Erkrankungen, Entzugssyndromen sowie Angst- und Schlafstörungen eingesetzt. Bislang wurden nur 14 Fälle zum Einsatz von Doxepin in der Schwangerschaft publiziert (McElhatton et al 1996). Ein unveröffentlichtes Herstellerregister beschreibt einen erhöhten Anteil kongenitaler Anomalien (12/118 = 10,2%) unter der Einnahme von Doxepin. Angesichts einer wachsenden Anzahl von Schwangerschaften unter antidepressiver Langzeittherapie ist die Risikobewertung von Doxepin aktuell unbefriedigend.

    Methodik:

    Im Rahmen einer prospektiven Follow-up-Studie wurden von unserer Pharmakovigilanz- und Beratungsstelle zwischen 1989 und 2015 197 Schwangerschaften unter Doxepin in der Frühgravidität dokumentiert und mit den Daten eines Kontrollkollektives (n = 901) aus demselben Zeitraum verglichen. Die Unterschiede zwischen den Kollektiven wurden mittels Fisher's Exact Test evaluiert.

    Ergebnis:

    Die Anzahl an Schwangerschaftsabbrüchen aus psychosozialen Gründen lag signifikant über dem Anteil in der Kontrollgruppe (27/197 = 13,7% vs. 22/901 = 2,4%; p < 0,001). Die Rate an Spontanaborten unter Einnahme von Doxepin unterschied sich nicht signifikant von der des Kontrollkollektivs (25/170 = 14,7% vs. 89/879 = 10,1%; p = 0,08). Es fand sich keine höhere Rate an kongenitalen Anomalien gegenüber dem Kontrollkollektiv (5/145 = 3,4% vs. 30/790 = 3,8%; relatives Risiko 0,91; 95%-Konfidenzintervall 0,31 – 2,39). Zudem konnte unter Doxepin kein homogenes Fehlbildungsmuster festgestellt werden: Ichthyosis, Kardiomyopathie sowie Nierenhypoplasie, Kraniosynostose sowie Fußfehlstellung, Hydronephrose, Trisomie 18.

    Schlussfolgerung:

    Derzeit besteht kein Anhalt für die Annahme eines erhöhten Fehlbildungsrisikos unter Einnahme von Doxepin im ersten Trimenon. Eine tendenziell höhere Abortrate sollte zu sorgfältiger Beobachtung der Datenlage veranlassen.


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