Ultraschall Med 2017; 38(S 01): S1-S65
DOI: 10.1055/s-0037-1606954
V 2: Pädiatrie I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Qualitätskonzept eines Ultraschall-basierten, nationalen Screeningprogramms für Hüftdysplasie in der Mongolei

S Essig
1   Institut für Hausarztmedizin und Community Care, Luzern/CH
,
R Schmid
2   Baarer Kinderarztpraxis, Baar/CH
,
B Munkhuu
3   National Center for Maternal and Child Health, Ulaanbaatar/MN
,
T Baumann
1   Institut für Hausarztmedizin und Community Care, Luzern/CH
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. September 2017 (online)

 
 

    Problemstellung:

    Für eine Klassifizierung der Säuglingshüfte mittels Ultraschall sind Massnahmen zur Qualitätssicherung notwendig. In der Mongolei wurde ein nationales, Ultraschall-basiertes Screeningprogramm für Hüftdysplasie (DDH) eingeführt. Dieses multizentrische Vorhaben verlangt nach einem Qualitätskonzept, welches kontinuierlich und zuverlässig die Ultraschalldiagnostik überprüft und die Möglichkeit bietet korrigierend einzugreifen.

    Patienten und Methode:

    Rund 40.000 Neugeborene werden in der Mongolei pro Jahr im Rahmen des SwissMongolian Pediatric Projects mittels Ultraschall für DDH gescreent. Zur Überprüfung der Qualität der je vier annotierten Bilder (Hüftseite, Alter, Geschlecht) werden dabei zwei Methoden entwickelt. Erstens erlaubt ein webbasiertes, passwortgeschütztes Qualitätstool („HipScreen“) den Upload der vom Ultraschallgerät exportierten DICOM-Dateien durch den Screener. Vor Ort trainierte Experten und Schweizer Supervisoren können so alle Untersuchungen überprüfen und mit Kommentaren an den Screener zurücksenden. Das Tool wird den Mongolischen Partnern kostenlos zur Verfügung gestellt. Zweitens erarbeiten wir eine vollständig automatisierte Qualitätskontrolle mittels maschinellem Lernen durch ein feedforward künstliches neuronales Netz. Ein Algorithmus soll dafür in der Lage sein, anatomische Strukturen auf den Bildern zu erkennen und den Alpha-Winkel nach Graf zu überprüfen.

    Ergebnis:

    Allein in den letzten sechs Monaten wurden 19.664 Ultraschalluntersuchungen von Säuglingshüften durch Screener an 25 Abteilungen auf die Webplattform HipScreen geladen. Davon wurden über 90% durch einen Experten kontrolliert (siehe Bildschirmfoto: Kontrollstatus „closed by expert“). Das automatisierte Auswertungstool befindet sich noch in präklinischer Entwicklung.

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    Abb. 1: Bildschirmfoto: Anzahl Hüftultraschall-Untersuchungen, eingeteilt nach Kontrollstatus (7 von 25 Abteilungen sind abgebildet)

    Schlussfolgerung:

    Es entstehen neue, internetbasierte Konzepte, um eine qualitativ hochwertige Ultraschalldiagnostik der Säuglingshüfte sicherzustellen. Insbesondere in Weltregionen, wo Wissen und Ressourcen fehlen, sind diese für einen populationsweiten, effizienten Ultraschall notwendig. Aber auch in der Schweiz ist ein ähnliches Konzept in Vorbereitung.


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    Abb. 1: Bildschirmfoto: Anzahl Hüftultraschall-Untersuchungen, eingeteilt nach Kontrollstatus (7 von 25 Abteilungen sind abgebildet)